Rehhagel in alter Heimat besonders kritisiert

SID
EM 2008, Griechenland, Rehhagel
© DPA

Seekirchen - Das Denkmal des griechischen Trainer-"Gottes" hat Risse bekommen. Eine Fotomontage wie in der Kölner Boulevardzeitung "Express" und die harsche Kritik aus der Heimat soll Otto Rehhagel nach dem verpatzten EM-Auftakt besonders wehtun.

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Der Coach des Titelverteidigers sei über die deutschen Reaktionen nach dem 0:2 gegen Schweden bei der Fußball-EM regelrecht verbittert, berichtete die griechische Zeitung "Ta Nea".

 Die deutschen Medien sind mit der ängstlichen Taktik des früheren Bundesliga-Trainers nach griechischem Geschmack noch heftiger ins Gericht gegangen als die ohnehin schon überkritisierte Presse im Land des Europameisters.

Rückkehr zum 4-3-3-System?

Dort wird vor der zweiten und möglicherweise schon entscheidenden Vorrundenpartie gegen Russland (Samstag, 20.45 Uhr im SPOX-TICKER) sowohl über die angebliche Müdigkeit gegen Schweden als auch über taktische Veränderungen gerätselt.

Rehhagel wird sich erst am Freitag wieder äußern, aber kaum verraten, ob er nach der missglückten Variante mit fünf Verteidigern wieder auf das zuletzt meist gespielte 4-3-3-System umstellt.

Etwas Anderes bleibt dem bald 70-Jährigen eigentlich nicht übrig. Die Griechen müssen offensiver agieren, auch wenn Rehhagel meinte: "Natürlich möchten wir auch immer Tore erzielen, aber wir haben nicht so ein Offensivpotenzial, wie es Deutschland hat."

Sturm aus der Bundesliga

Doch zumindest der Versuch tut Not, obwohl bei der EM-Generalprobe gegen Außenseiter Armenien auch mit drei Angreifern nur ein mageres 0:0 heraussprang.

Möglich wäre der in der Vorbereitung erprobte Bundesliga-Sturm mit dem Nürnberger Angelos Charisteas, dem gegen Schweden zur Pause ausgewechselten Leverkusener Theofanis Gekas und Ioannis Amanatidis.

Der Frankfurter Kapitän war gegen Schweden für einen zusätzlichen Abwehrspieler geopfert worden und kam nur in den letzten 20 Minuten zum Einsatz - ebenfalls ohne Erfolg.

Amanatidis meckert

Amanatidis hatte offen Kritik an der Spielweise der Griechen geübt, fürchtet aber deswegen keine Disziplinarmaßnahmen. "Wir hatten die zusätzliche Anspielstation hinten und nicht im Mittelfeld. Das hat es erschwert, nach vorn zu kommen", erklärte er.

Die hohen Anspiele, davon viele auf Charisteas, hätten nichts gebracht. Wenn der Ball überhaupt verlängert wurde, sei er danach verloren gegangen, weil niemand dagewesen sei.

Charisteas gesetzt

"Wir hatten keine Kontrolle über das Spiel, unsere Pässe waren schlecht", sagte der einstige Bundesliga-Torschützenkönig Gekas, der zweikampfschwach wirkte und sich für einen Einsatz gegen Russland nicht empfehlen konnte.

Charisteas bleibt dagegen gesetzt. Der EM-Held von 2004 könnte von der rechten Seite anstelle von Gekas in die Mitte rücken. Auch Charisteas ist klar, dass gegen die Russen schon ein Endspiel ansteht.

"Wir müssen versuchen, anders zu spielen und unser Bestes zu geben", meinte er. Allerdings: Der letzte Sieg gegen Russland liegt fast 15 Jahre zurück, vor vier Jahren gab es auf dem Weg zum Titel die einzige Niederlage mit 1:2 gegen die Russen.