Polen vor EM-Debüt - Blaszczykowski abgereist

SID
Blaszczykowski
© Imago

Bad Waltersdorf - Die erhitzten Gemüter sind abgekühlt, dafür steigt das Premieren-Fieber: Nach den üblen "Fouls" einiger Medien will Polens Nationalmannschaft der DFB-Auswahl ein faires Duell liefern.

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Vor dem ersten Auftritt in der EM-Geschichte verspricht Nationalcoach Leo Beenhakker dem großen Favoriten aber einen heißen Tanz. "Wir haben eine großartige und überraschende Qualifikation gespielt. Wir können sehr gut sein", sagte der Niederländer mit Blick auf den Auftakt in Klagenfurt.

Kurz vor dem sehnsüchtig erwarteten Debüt auf Europas Fußball- Bühne musste die Kadra aber einen schweren Rückschlag hinnehmen. Borussia Dortmunds Flügelflitzer Jakub Blaszczykowski verletzte sich im Training in Bad Waltersdorf erneut am rechten Oberschenkel und fällt für die gesamte EM aus. Für den 22-Jährigen nominierte Beenhakker dessen Bundesliga-Kollegen Lukasz Piszczek von Hertha BSC nach.

Piszczek direkt aus dem Urlaub zum Team 

Von einer "Katastrophe vor dem Start", schrieb "Super Express", für "Fakt" war es "Blaszczykowskis großes Drama". Beide Boulevardblätter verzichteten im Gegensatz zu den Vortagen in ihren Freitag-Ausgaben auf antideutsche Akzente.

Nutznießer Piszczek hatte Mitleid mit seinem bereits abgereisten Kollegen. "Ich wurde sprachlos. Ich bin im totalen Schock", sagte der Hertha-Angreifer der "Gazeta Wyborcza". Blaszczykowski tue ihm "schrecklich leid". Piszczek traf der Anruf völlig unerwartet: Der 23-Jährige beendete extra seinen Urlaub auf Rhodos, dürfte aber - anders als Blaszczykowski - keine tragende Rolle in Beenhakkers Konzept spielen.

"Diese Deutschen kriegen wir"

Die Euphorie in Polen ist dessen ungeachtet grenzenlos. Das ganze Land kann die kontinentale Premiere kaum erwarten - und da kommt es gerade recht, dass gleich zu Beginn die WM-Revanche gegen den großen Nachbarn ansteht.

Denn noch immer ist die "Last-Minute"-Niederlage von Dortmund, die Polens WM-Aus besiegelte, nicht vergessen. "Wir saßen in der Kabine und haben uns geschworen: Diese Deutschen kriegen wir", erinnert sich Keeper Artur Boruc, der beim 0:1 erst in der Nachspielzeit von Oliver Neuville überwunden wurde.

Auch die düstere Bilanz gegen die DFB-Auswahl von 4 Remis und 11 Niederlagen in 15 Länderspielen beeindruckt die Osteuropäer nicht. "Wir schauen nicht zurück, sondern nur in die Zukunft. Es ist egal, was vor 2, 4 oder 20 Jahren war", betonte der Wolfsburger Jacek Krzynowek.

Griechenland als Vorbild

Im "Team ohne Stars" zählt der 32-Jährige gemeinsam mit Torjäger Ebi Smolarek, Boruc, Defensiv-Stratege Mariusz Lewandowski und Kapitän Maciej Zurawski zu den Korsettstangen in der Beenhakker- Elf.

Anders als bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006, als es gegen die Außenseiter Südkorea und Ecuador jeweils Auftaktniederlagen setzte, hoffen die Rot-Weißen auf einen guten Turnier-Start: "Wir wollen den ersten Sieg gegen Deutschland", erklärte Lewandowski.

Auch wenn die DFB-Auswahl für Beenhakker als "eine der Top-Fünf-Nationen im Weltfußball" natürlich "immer Favorit" sei, hat der humorvolle Niederländer vor der historischen Premiere einen kühnen Gedanken im Hinterkopf: "2004 sprach niemand von Griechenland. Sie begannen über die Griechen zu sprechen, nachdem sie das Turnier gewonnen hatten."

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