Katerstimmung bei der "Grande Nation"

SID
em 2008, frankreich, domenech
© DPA

Chatel-Saint-Denis - Die "Grande Nation" hat ihren Fußball-Stolz verloren. Nur zwei Jahre nach dem glorreichen Finaleinzug bei der WM in Deutschland herrscht im Land des WM-Zweiten Frankreich Katerstimmung.

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Das missmutige Gesicht von Thierry Henry verriet mehr als tausend Worte. Die Erinnerungen an die demütigende 1:4-Niederlage gegen die Niederlande im zweiten Spiel der Gruppe C brachte ihn um die Nachtruhe. "Ich habe nur drei bis vier Stunden geschlafen", klagte der Torjäger der "Équipe tricolore" am Morgen danach.

Nicht nur Henry hatte Probleme, die Lehrstunde der Niederländer zu verarbeiten. Der Schock über das erste Länderspiel mit vier Gegentoren seit August 1982 saß tief.

Angesichts der schlechten Ausgangsposition vor dem letzten Gruppenspiel gegen Weltmeister Italien überwogen Zweifel. "Jetzt hilft nur noch beten", titelte die Sportzeitung "L'Équipe" - und gab damit die Stimmung auf dem Trainingsgelände der Franzosen hoch über dem Genfer See treffend wieder.

"Nur noch eine Minimalchance"

Selbst Nationalcoach Raymond Domenech vermittelte drei Tage vor dem Herzschlagfinale gegen den Erzrivalen nicht den Eindruck, als könne er seine niedergeschlagenen Profis noch einmal aufrichten: "Wir haben nur noch eine Minimalchance."

Die Giganten von einst müssen mit der Außenseiter-Rolle vorlieb nehmen. Denn ohne die Schützenhilfe der Niederländer (6 Punkte) im Spiel gegen Rumänien (2) sind die WM-Finalisten aus Frankreich (1) und Italien (1) selbst bei einem Sieg chancenlos.

Diese Konstellation bereitet Domenech großes Unbehagen. Schon wenige Minuten nach dem 1:4 äußerte er Bedenken, dass die bereits als Gruppensieger feststehende Elftal im finalen Vorrundenduell noch einmal mit vollem Engagement zur Sache geht: "Wir müssten schon sehr optimistisch sein, um davon auszugehen, dass die Niederländer die Rumänen schlagen. Sie werden nicht mit der gleichen Energie wie zuvor in das letzte Spiel gehen und andere Spieler einsetzen."

Makelele gibt nicht auf

Selbst auf das Prunkstück der Mannschaft war kein Verlass. Nach zuvor fünf Partien ohne Gegentor kassierte die Abwehr gleich vier Treffer. Die Freude über eine wesentlich stärke Offensivleistung als beim trostlosen 0:0 zum Turnierstart gegen Rumänien hielt sich deshalb in Grenzen.

Doch der Ehrgeiz, die zweifelnde Fußball-Welt doch noch von der Klasse der eigenen Mannschaft zu überzeugen, ist ungebrochen. "So lange eine kleine Hoffnung bleibt, werden wir kämpfen - auch wenn das Ganze nicht mehr ganz von uns abhängt", sagte Mittelfeldspieler Claude Makelele trotzig.

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