Imperator Fatih Terim am Scheideweg

SID
Fußball, EM, Tschechien, Türkei, Fatih Terim
© Getty

Genf - Entweder die ganze Türkei liegt im zu Füßen, oder sie verfluchen ihn auf ewig. Teil eins seiner Mission hat Trainer Fatih Terim mit dem ersten EM-Erfolg einer türkischen Elf unter seiner Regie geschafft.

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Die Krönung für den coolen Imperator wäre nun, wenn er mit seiner Mannschaft zum zweiten Mal in der EM-Geschichte ein Viertelfinale erreichen kann. Dafür muss sein Team im Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale gegen Tschechien (20.30 Uhr im SPOX-TICKER) allerdings gewinnen.

Nach 90 Minuten oder nach Elfmeterschießen. Für Terim Grund genug, große Worte zu wählen. "Wir sind hier, um uns der Welt in Erinnerung zu bringen. Und wie alle Teams wollen wir bis zum Ende dabei bleiben", sagte der Coach.

Terims Bürde

Seine beachtlichen Erfolge haben ihn zwar zum populärsten Trainer der Türkei aufsteigen lassen, doch Jubelarien und beißende Kritik wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Terim hatte die türkische Nationalelf 1996 erstmals zum einem EM-Endturnier geführt, blieb dabei aber ohne Sieg.

Im Jahre 2000 verhalf er als verantwortlicher Coach von Galatasaray Istanbul einer türkischen Mannschaft erstmals zum UEFA-Cup-Gewinn. Drei Jahre später gab er bei seinem zweiten Engagement bei Galatasaray entnervt auf.

"Wir leben alles in der extremen Form. Freude und Trauer, Siege und Niederlagen. Es ist nicht einfach, mit dieser Bürde umzugehen", befand Terim.

"Unter Terim werde ich nie wieder spielen"

Die Spieler, die er fördert, lieben ihn. "Er ist Vater, Bruder und Freund", meinte Emre Belözoglu, einer der Leistungsträger in der türkischen Elf. Seine zum Teil wirren Personalentscheidungen haben manchmal aber auch das Gegenteil zur Folge.

Hakan Sükür, Volksheld im türkischen Fußball, wurde kurz vor der EM aussortiert, obwohl er die meisten Tore in der Qualifikation erzielt hatte. Gleiches erlebte der Stuttgarter Yildiray Bastürk, Fußballer mit sehr hohem Stellenwert in der Türkei.

Bastürk sagte nach seiner überraschenden Ausmusterung: "Unter Terim werde ich nie wieder spielen".

Sieg gegen Schweiz lässt Kritiker verstummen

Mit dem 2:1-Sieg über Gastgeber Schweiz hat der Trainer die Kritik an ihm in der Heimat zunächst verstummen lassen. In der Schweiz zeigte er sich in diesen Tagen bei seinen seltenen Auftritten vor der Presse charmant, freundlich und verständnisvoll.

Auf der anderen Seite gilt er aber als harter Hund, der seinen Spielern Gespräche mit Journalisten und Telefonaten per Handy verbietet. Als Profi soll er sogar mal den Polizeichef von Istanbul verprügelt haben.

Mit allen Wassern gewaschen

Sportlich hat er aus der Auftaktniederlage gegen Portugal gelernt. Vom umstrittenen 4-1-4-1 System stellte Terim auf das populärere 4-4- 2 um.

Mit einer zweiten Sturmspitze neben Nihat spielt die Mannschaft wesentlich offensiver.

Auch nach der "Wasserschlacht" von Basel griff der Coach in die Trickkiste: Beim Training im Centre sportif de Colovray in Nyon ließ er den Platz stark wässern. Pech nur, wenn es am Sonntag im Spiel gegen Tschechien nicht regnet.

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