Hoffenheims Öczan schnuppert EM-Luft

SID
Fußball, Oezcan
© Getty

Stegersbach - Mittendrin und doch nicht dabei. Ramadan Öczan ist die größte Überraschung im Aufgebot der österreichischen Nationalmannschaft, mehr als EM-Luft schnuppern ist für den Torwart von 1899 Hoffenheim allerdings kaum drin.

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"Aber für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich bin glücklich, dass ich zur Mannschaft gehöre", sagt der 23 Jahre alte Schlussmann, der mit dem nordbadischen Dorfclub vor drei Wochen den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hatte. Zehn Tage später tauchte sein Name im 23-köpfigen EM-Kader von Teamchef Josef Hickersberger auf.

Wenn Torwarttrainer Klaus Lindenberger im Sportzentrum im burgenländischen Stegersbach seine Schützlinge zum Schwitzen bringt, merkt der Beobachter nicht, dass Team-Neuling Özcan nur der dritte Mann hinter Jürgen Macho und Alexander Manninger ist. 

Nachnominierung von Özcan

Der gebürtige Vorarlberger mit türkischen Wurzeln war nachnominiert worden, weil Torwart Helge Payer von Meister Rapid Wien einen Tag vor der Nominierung des endgültigen EM-Aufgebots wegen einer Venen-Thrombose ausgefallen war.

Doch schon vor seiner Abreise am 19. Mai auf die Party-Insel Ibiza, wo er mit Hoffenheim den Aufstieg feierte, hatte Özcan einen Anruf vom Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) erhalten. "Mir wurde gesagt, ich soll mich bereithalten und nach meiner Rückkehr keine weiten Flüge buchen", erzählte Özcan.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass der vierte Keeper Christian Gratzei wegen Knie- und Wadenproblemen nicht mehr fit werden würde. Am 22. Mai kam Özcan nach Deutschland zurück, fünf Tage später checkte er im ÖFB-Hotel in Graz ein, wieder einen Tag später stand er im EM-Aufgebot.

Rambo legt den Grundstein 

Der Hoffenheim-Profi weiß, dass er nur zum Einsatz kommt, wenn Macho oder Manninger ausfallen. Dennoch gibt er in jedem Training Vollgas. "Das ist für mich ja auch kein Urlaub. Ich will mich hier jeden Tag beweisen und den Grundstein für meine Zukunft im Nationalteam legen", betonte Özcan, der viele der aktuellen Nationalspieler aus dem U21-Team kennt, für das er 24 Einsätze bestritt.

"Ich fühle mich überhaupt nicht fremd, weil ich ja viele von früher kenne", betonte der schon von Kindesbeinen an mit dem Spitznamen "Rambo" bedachte Deutschland-Legionär.

Seine Karriere begann Özcan im Bundesnachwuchszentrum Vorarlberg. Von dort kam er zu Austria Lustenau. 2006 holte ihn Red Bull Salzburg als Ersatzmann für den früheren Münchner Löwen Timo Ochs.

Wechsel nach Deutschland "Glücksfall" 

Özcan brachte es aber nur zu zwei Einsätzen in der österreichischen Bundesliga. Als Hoffenheim im vergangen Winter anklopfte, nahm er die Gelegenheit beim Schopf und wechselte zum Team von Trainer Ralf Rangnick, dem der Name Özcan kein Begriff war. Einige DVD's und Informationen vom damaligen Salzburger Sportdirektor Oliver Kreuzer halfen Rangnick auf die Sprünge.

Seinen Wechsel nach Deutschland betrachtet Özcan als "Glücksfall", denn mit Hoffenheim gelang der Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga. "Das haben wir uns hart erarbeitet", berichtet Öczan, der in der neuen Saison auf zwei Bekannte trifft. Mit Sebastian Prödl (Werder Bremen) und Ümit Korkmaz (Eintracht Frankfurt) suchen zwei weitere ÖFB-Teamspieler ihr Glück in der Bundesliga.