Frei gibt sich kämpferisch

SID
em 2008, schweiz, frei
© Getty

Feusisberg - Nach schlaflosen, tränenreichen Nächten gewährte der Schweizer Kapitän Alexander Frei nach seinem EM-Aus einen Blick in sein Seelenleben und bewies zugleich Kämpferherz.

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 "Ein Traum ist für mich zerplatzt, aber eine ganze Nation und die Mannschaft hat einen Traum - und der lebt weiter", sagte der 29-jährige Stürmer von Borussia Dortmund beim ersten, bewegenden Auftritt in Feusisberg nach dem Schock im EM- Eröffnungsspiel gegen Tschechien (0:1). "Wichtig bin nicht ich, sondern dass wir am Mittwoch gegen die Türkei drei Punkte holen."

In der Partie gegen die Tschechen hatte er einen Teilanriss des Innenbandes im linken Knie erlitten. "Manchmal fällt man im Leben. Man kann liegen bleiben oder aufstehen und kämpfen", meinte Frei, "und Champions stehen wieder auf."

Nach dem Unglück in der 42. Minute, als er mit Zdenek Grygera ("Ich mache ihm keinen Vorwurf") zusammenprallte, war er zunächst am Boden zerstört. "In den letzten 48 Stunden habe ich viele Tränen vergossen, dass darf ich auch als Mann verraten", berichtete Frei, der viel Zuspruch und Trost bekam.

Trost aus Dortmund

Auch aus Dortmund erreichten ihn viele SMS von Mitspielern. Telefoniert hat er zudem mit dem neuen Borussia-Trainer Jürgen Klopp und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Herr Watztke hat zu mir gesagt: Wenn es eine Gerechtigkeit im Fußball gibt, dann werde ich 25 Tore in der nächsten Saison schießen."

Obwohl sein öfters ins Leere verschwindender Blick sein Ringen um Fassung offenbarte, versuchte er vor den Medien die Fassung zu wahren und das Positive in dem persönlichen Drama zu sehen.

"Vielleicht hat es etwas Gutes für die Zukunft. Es haben wenige Millimeter gefehlt, dann wäre ich wieder sechs Monate raus gewesen", meinte Frei. "Ich hatte Glück im Unglück."

Seine Innenband-Verletzung soll in sechs Wochen ausgeheilt sein und erfordert keinen chirurgischen Eingriff. In der vergangenen Saison war er nach Hüft- und Waden-Operationen achteinhalb Monate ausgefallen und erst im Bundesliga-Endspurt wieder fit geworden - rechtzeitig zur Heim-EM.

Frei bleibt bei der Mannschaft

In den Testspielen gegen Slowenien und Liechtenstein erzielte er drei Tore und wurde mit insgesamt 35 Treffern zum neuen Rekordtorschützen der Schweiz. "Die 42 Minuten gegen Tschechien waren nicht schlecht. Vielleicht waren es die besten für mich in der Nationalmannschaft überhaupt", meinte Frei, der beim EM-Auftakt sein 60. Länderspiel bestritt.

Gern wird er die Nachricht von Teamarzt Rudolf Roder gehört haben, dass zumindest sein Sturm-Kollege Marco Streller (Leistenbeschwerden) bis zum Türkei-Spiel in Basel einsatzbereit sein soll.

Trotz der Verletzung und der verletzten Seele will Frei weiter im Kreis der Mannschaft bleiben. "Ich bleibe in guten wie in schlechten Zeiten bei dem Team. Ich bin einer von 23 EM-Spielern und bleibe es", sagte der in Basel geborene Profi.

"Wenn jemand Hilfe oder ein Tipp braucht, werde ich helfen, mich aber ansonsten zurückhalten", meinte Frei. Nationaltrainer Jakob "Köbi" Kuhn begrüßt das: "Das ist gut so. Er kann auch vor den Spielen positiv auf das Team einwirken." Dies sieht auch Torwart Diego Benaglio (VfL Wolfsburg) so. "Er ist nicht nur auf dem Platz eine Persönlichkeit."