Ernüchterung bei der Equipe Tricolore

SID
em 2008, frankreich, ribery
© Getty

Zürich - Aus der Fankurve gab es Pfiffe, vom Trainer wundersamerweise Applaus. Nur Raymond Domenech fand an der kümmerlichen Nullnummer Frankreichs gegen Rumänien Gefallen.

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Noch während der enttäuschte Anhang der Equipe Tricolore nach dem Ende der Partie lautstark seinen Unmut bekundete und Regisseur Franck Ribery mit hängendem Kopf das Spielfeld verließ, spendete der französische Coach seinen Profis anerkennenden Beifall.

Der missratene Start des WM-Zweiten in die schwere Gruppe C nahm dem Selectionneur nicht den Glauben an ein erfolgreiches Turnier: "Warum sollen wir uns Sorgen machen? Wir wissen doch schon seit sechs Monaten, dass die Entscheidung in dieser komplizierten Gruppe erst nach dem letzten Spiel fällt."

Ribery nachdenklich

Die bei WM in Deutschland gemachte Erfahrung hat Domenech gelehrt, in kritischen Situationen gelassen zu bleiben. Schon vor zwei Jahren war sein Team mit einem 0:0 gegen die Schweiz in den Wettbewerb gestartet - und am Ende im Finale. Doch damals standen weitere Gruppenspiele gegen Südkorea und Togo und nicht gegen die Niederlande und Italien an.

Anders als sein Trainer geriet Bayern-Star Ribery angesichts dieser schweren Aufgaben ins Grübeln: "Es gibt viele Dinge, die wir ändern müssen. Wir haben nun die Pflicht, das nächste Spiel gegen die Niederlande und dann jenes gegen Italien zu gewinnen."

Mit solch einer Leistung dürfte jedoch im Duell mit den furios ins Turnier gestarteten Niederländern in Bern noch weniger zu holen sein.

Presse verspottet Equipe Tricolore

"Wie Rümlang gegen Frenkendorf", spottete der Schweizer "Tages-Anzeiger" nach der bisher schwächsten EM-Partie, in der nur ein einziger Schuss auf das Tor kam.

Immerhin kann der zweimalige Europameister mit der Rückkehr der angeschlagenen Stammkräfte Thierry Henry und Patrick Vieira rechnen. Riberys Vereinskollege Willy Sagnol hofft, dass die beiden Routiniers zu einem Aufwärtstrend beitragen: "Die Holländer haben nach dem 3:0 gegen Italien viel Selbstvertrauen. Es liegt nun an uns, ihnen unser Spiel aufzuzwängen."

Rumänen voller Stolz

Im Gegensatz zu den französischen Anhängern feierten die rumänischen Fans das 0:0 wie einen Sieg. Doch ähnlich wie der Gegner blieben auch die hoch gehandelten Rumänen, die in der EM-Qualifikation sogar die Niederländer hinter sich gelassen hatten, den Nachweis ihrer Klasse schuldig.

In bester "catenaccio"-Manier trugen sie zum tristen Fußball-Abend bei. "Man hat bei uns eine Art Angststarre gesehen", befand der nach einer enttäuschenden Vorstellung ausgewechselte Adrian Mutu, "aber wir wollten es unbedingt vermeiden, das erste Spiel zu verlieren."

Doch am Ende überwog beim Außenseiter der Stolz, dem Favoriten einen Punkt abgeknöpft zu haben. "Lebendig in der Todesgruppe", kommentierte die rumänische Zeitung "ProSport".

Selbstbewusst gegen Italien 

Nach dem Vize-Weltmeister soll nun der Weltmeister den unbequemen Stil der Rumänen kennenlernen. Doch ähnlich passiv wie gegen die Equipe Tricolore sollte sich das Team nach Einschätzung von Abwehrspieler Cristian Chivu im nächsten Duell mit der Squadra Azzurra nicht präsentieren:

"Gegen Italien müssen wir mehr erreichen als gegen Frankreich. Wir sind hergekommen, um weiter zu kommen."

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