"Jetzt wollen wir natürlich mehr"

SID
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© Getty

Genf - Altstar Eusebio jubelte auf der Tribüne, Matchwinner Cristiano Ronaldo nahm mit nacktem Oberkörper ein Bad in der Menge und Erfolgscoach Luiz Felipe Scolari noch auf dem Platz erste Glückwünsche entgegen.

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Doch schon kurz nach dem Durchmarsch ins EM-Viertelfinale trübte das Ende der Scolari-Ära die portugiesische Partystimmung. Der kauzige Coach scheidet nach sechs Jahren als Chef aus und tritt zu Saisonbeginn den lukrativen Job beim englischen Vizemeister FC Chelsea an.

Zuvor will er seine Arbeit mit der Seleccao aber noch mit dem ersten Titel krönen. "Portugal kann weiter vom EM-Sieg träumen", schwärmte auch Eusebio nach dem 3:1 (1:1) gegen Tschechien.

"Ich bin Profi" 

Scolaris Abschied kam nicht überraschend, verblüffte nur zu diesem Zeitpunkt. Schon vor der Partie erklärte der 59-Jährige, er sei für neue Aufgaben bereit. "Es würde schwer werden, Portugal zu verlassen, aber ich bin ein Profi und überall in der Welt zu Hause. Ich habe mich auf alles vorbereitet", hatte Scolari zuvor noch erklärt. 

Scolari übernimmt beim FC Chelsea 

Entgegen der sonstigen Gewohnheiten sagte der portugiesische Verband für den Donnerstag die obligatorische Pressekonferenz ab, um das Interesse nicht vom sportlichen Erfolg des Teams abzulenken.

Für die Höhepunkte auf dem Rasen sorgten im Stade de Geneve die beiden Superstars Deco und Cristiano Ronaldo. Deco, der seinem Coach und Förderer zum FC Chelsea folgen könnte, erzielte das 1:0 und war an den beiden anderen Treffern beteiligt.

Ronaldo traf wie im Champions-League-Finale wieder gegen Tschechen-Keeper Petr Cech zum wichtigen 2:1 und bereitete die anderen beiden Portugal-Tore vor. "Es war ein spektakulärer Abend. Wenn wir uns weiterhin als Einheit präsentieren, haben wir gute Chancen", sagte Cristiano Ronaldo.

Respekt vor der Entscheidung 

Für Scolaris Entscheidung zeigte Portugals Top-Akteur großes Verständnis. "Ich respektiere diese Entscheidung. Er muss sich um seine Zukunft kümmern. Und wenn er bessere Möglichkeiten bekommt, dann ist das so im Fußball", sagte der Profi von Manchester United.

Mit dem vorzeitigen Einzug als Gruppenerster in die Runde der besten acht Teams hat der WM-Vierte von 2006 sein erstes Zwischenziel erreicht. "Wir wollen natürlich mehr", betonte Scolari, der von der körperlichen Verfassung seines Teams begeistert war.

"Dadurch, dass wir jetzt schon eine ganze Weile zusammen sind, können wir uns viel besser auf unsere Aufgaben vorbereiten. Ich habe schon viele gute Teams betreut, aber das ist im Moment das beste", meinte der Coach.

Scolari lobte vor allem die Leistung seines Pulsgebers Deco, der im ersten Abschnitt, als die Portugiesen Schwierigkeiten mit der taktisch gut eingestellten Tschechen-Elf hatten, auch einige Fehlpässe spielte. "Er partizipiert, er dribbelt und riskiert viel, da darf er natürlich auch Fehler machen", befand Scolari.

Anerkennung fand der kleine Spielmacher auch im Kollegenkreis. "Deco ist ein Phänomen. Er ist der beste Mittelfeldspieler in Europa", sagte Bundesliga-Profi Hugo Almeida von Werder Bremen. "Deco ist das Hirn dieser Mannschaft", lobte sogar Tschechiens Trainer Karel Brückner.

"Wir haben es selbst in der Hand" 

Für die Tschechen geht es in der Partie gegen die punkt- und torgleiche Türkei um den Einzug in die nächste Runde. "Das wird ein enges Spiel, aber wir haben es selbst in der Hand und dürfen keine Angst haben", meinte der überraschend für die Startelf nominierte Milan Baros.

Sollten sich beide Teams am Sonntag in Genf nach 90 Minuten Unentschieden trennen, kommt eine seit 2004 geltende Regel erstmals zur Anwendung: Dann würde der Sieger und Viertelfinalist unmittelbar nach Schlusspfiff per Elfmeterschießen ermittelt.

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