EM-Helden von 1996 planen den nächsten Coup

SID
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© DPA

Stuttgart - Das erste "Golden Goal" der Fußball-Historie verschaffte ihnen einen Platz in den Geschichtsbüchern - zwölf Jahre später sind die Helden des deutschen Europameister-Teams von 1996 wieder am Unternehmen Titelgewinn beteiligt.

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Torschütze Oliver Bierhoff, Schlussmann Andreas Köpke und Dirigent Matthias Sammer planen als führende Köpfe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit am vierten EM-Titel.

Auch die Mehrzahl der anderen 96er-Finalsieger hat nach Karriereende den Weg in Fußball-Führungspositionen gefunden. Allen voran Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der als neuer Coach den FC Bayern München zurück an die europäische Spitze führen will. "Es waren ja auch lauter gute Jungs", sagt der Ex-Münchner Markus Babbel, der nun zum Trainerstab des VfB Stuttgart gehört.

"Die Mischung hat gepasst - zwischen Häuptlingen und Indianern", beschreibt der ehemalige Verteidiger einen Erfolgsfaktor der verschworenen Gemeinschaft von Trainer Berti Vogts.

Sammer bis 2013 beim DFB

Einige Häuptlinge ragen auch heute aus dem erfolgreichen Ensemble heraus: Bierhoff zieht als Manager die Fäden bei der Nationalmannschaft, Köpke bringt als Torwarttrainer die Keeper Jens Lehmann, Robert Enke und René Adler in EM-Form.

Sammer verlängerte gerade seinen Vertrag als DFB- Sportdirektor bis 2013 und treibt Nachwuchsarbeit und Trainer-Ausbildung voran. Ex-Kapitän Klinsmann tritt einen Tag nach dem EM-Finale seinen Job in München an.

Für die WM 2006 hatte der frühere Stürmer mit Bierhoff und Köpke wieder ein Team gebildet und das Umfeld der Nationalmannschaft umgekrempelt. Klinsmann, zusammen mit Thomas Häßler mit 13 Einsätzen deutscher EM-Rekordspieler, hatte am 30. Juni 1996 die entscheidende Flanke gegeben.

"Dreh dich anders rum"

Es war die fünfte Minute der Nachspielzeit im Wembley-Stadion, als Bierhoff mit dem Rücken zum Tor den Ball annahm. "Dreh dich anders rum, rief ich ihm zu", schildert der Ex-Bremer Marco Bode.

"Er hat dann keinen sonderlich guten Schuss abgegeben, aber er war erfolgreich." Der tschechische Torhüter Petr Kouba patzte und ein "Golden Goal" beendete zum ersten Mal ein Spiel.

"Es war ein Lauf, den man nicht mehr stoppen konnte. Erst im Nachhinein habe ich die Tragweite realisiert, dass das etwas ganz Besonderes war", sagt Babbel. Die Erfolgsspur haben viele der Europameister von 1996 auch später nicht verlassen.

Kuntz als Hoffnungsträger beim FCK

Dieter Eilts führte die U21-Junioren des DFB zu einer Siegesserie. In Thomas Häßler (Techniktrainer 1. FC Köln), Oliver Reck (Assistent Schalke 04) und Mario Basler (Assistent TuS Koblenz) haben drei weitere Spieler von einst die Trainer-Laufbahn eingeschlagen.

Torjäger Kuntz ist seit Anfang April Vorstandschef und Hoffnungsträger beim 1. FC Kaiserslautern, der sich in letzter Minute vor dem Sturz in die Drittklassigkeit rettete.

Christian Ziege gelang mit dem Bundesliga-Aufstieg von Borussia Mönchengladbach sein erster Erfolg als Sportdirektor. Stefan Reuter leitet die Geschäfte bei Zweitligist 1860 München, Andreas Möller managt seit Ende Mai den künftigen Drittligisten Kickers Offenbach und Thomas Strunz verantwortet den sportlichen Bereich beim Regionalligisten Rot-Weiß Essen. Thomas Helmer zog es vor die Kamera zum Deutschen Sport- Fernsehen. Mehmet Scholl tritt als ZDF-Experte während der EM auf.

Bode bleibt nüchtern

Während seine Kollegen noch heute mit dem Pfund des Titels von 1996 wuchern, blickt Querdenker Bode eher nüchtern auf den Sieg von Wembley zurück.

Als Gesellschafter einer Sport-Marketing-Agentur, als Fernseh-Experte und beim Kinder-Fernsehen hat er sich mehrere Standbeine aufgebaut und meint über den EM-Erfolg: "Letztendlich hat es meine Karriere nicht beeinflusst."

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