Blaszczykowski fällt aus - Piszczek rückt nach

SID
EM 2008, Polen, Blaszczykowski, Kuba
© DPA

Bad Waltersdorf - Hiobsbotschaft für die polnische Nationalmannschaft: Der Dortmunder Jakub Blaszczykowski fällt für die komplette EM aus.

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Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler habe sich im Training erneut am rechten Oberschenkel verletzt und müsse auf das Turnier verzichten, vermeldete der polnische Rundfunk. Als Nachrücker nominierte Nationalcoach Leo Beenhakker Angreifer Lukasz Piszczek vom Bundesligisten Hertha BSC.

Blaszczykowski, der sich die Verletzung vor zwei Wochen im Trainingslager zugezogen hatte, fehlt damit auch beim EM-Auftaktspiel gegen Deutschland. Piszczek stand auf Abruf bereit, nachdem ihn Beenhakker Ende Mai aus seinem vorläufigen Kader gestrichen hatte.

Volle Konzentration auf Deutschland-Spiel

Zuvor hatte eine unappetitliche Hetzkampagne vor Polens EM-Premiere die Gemüter erhitzt. Doch Leo Beenhakker und seine Spieler wollen vor dem Auftaktspiel gegen Deutschland kühlen Kopf bewahren.

"Wir müssen all das von uns fernhalten und uns nur auf das Spiel konzentrieren", sagte der Niederländer drei Tage vor der Partie in Klagenfurt.

Beenhakker entschuldigt sich

Gewohnt souverän ging Beenhakker mit der üblen antideutschen Berichterstattung des polnische Boulevardblattes "Super Express" um, das eine Fotomontage abgedruckt hatte, auf der er die abgehackten Köpfe von DFB-Kapitän Michael Ballack und Bundestrainer Joachim Löw in den Händen hält.

Beenhakker entschuldigte sich im Namen des Teams bei den Deutschen, verurteilte die Verantwortlichen als "verrückte, schmutzige und kranke Leute", ehe er auf der Pressekonferenz im Quartier in Bad Waltersdorf Fragen zum Spiel gegen Deutschland beantwortete.

Keine Systemumstellung

Ohnehin versucht er seit Tagen, die Konzentration einzig und allein auf Polens mit Spannung erwartete EM-Premiere zu richten. Gegen die DFB-Auswahl will der Trainer-Fuchs wegen des derzeit überragenden Ballack keine Systemumstellung vornehmen.

"Wir achten auf Ballack und die anderen Spieler, wenn sie den Ball haben. Ich glaube nicht, dass wir spezielle Dinge machen müssen."

2006 abgehakt

Dass es gleich zu Beginn gegen den Titel-Mitfavoriten Deutschland geht, kommt den Rot-Weißen gerade recht.

"Wenn wir gut anfangen, wird es leichter", hatte der Wolfsburger Jacek Krzynowek, der keinen Gedanken mehr an die bittere Last-Minute-Niederlage bei der WM 2006 verschwenden will, vor einigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur dpa gesagt: "Das ist schon abgehakt", sagte der 32-Jährige mit Blick auf Oliver Neuvilles spätes Siegtor, das das polnische WM-Aus besiegelt hatte.

Euphorie ist groß

Forsche Töne, wie man sie aus dem Lager von Gruppengegner Kroatien oft vernimmt, sind bei den polnischen Profis selten. Dafür sorgt allein schon Beenhakker, dessen sachliche und taktisch exzellente Arbeit das erstmalige Erreichen des Kontinental-Turniers überhaupt erst ermöglichte.

Auch wenn Polen neben Österreich als Außenseiter in die Gruppe B geht, verspüren Ebi Smolarek und Co. enormen Druck. "Wir haben eine sehr gute Qualifikation gespielt und deshalb sind die Erwartungen und die Euphorie sehr groß", berichtete Krzynowek.

Beenhakker will an große Zeiten anknüpfen

Die jüngere Vergangenheit gibt jedoch keinen Anlass zu übertriebenen Hoffnungen. Die großen Zeiten des polnischen Fußballs, als die Ausnahmekönner Grzegorz Lato (1974) und Zbigniew Boniek (1982) die Osteuropäer jeweils zu dritten Plätzen bei der WM führten, liegen mehr als ein Vierteljahrhundert zurück.

Und im aktuellen Kader findet sich kein Akteur, der auch nur annähernd mit dem Etikett "Weltklasse" zu versehen ist. Dennoch ist Beenhakker zuversichtlich, ein Team mit Zukunft formen zu können.

"Wenn wir weiter so arbeiten, könnte der polnische Fußball eine Renaissance der Siebziger und Achtziger Jahre erleben", sagte Beenhakker auf "uefa.com".