Alles oder nichts für Österreich

SID
em 2008, österreich, kroatien
© Getty

Stegersbach - Die Herzdamen für die Moral, ein Professor für die Psyche und der Teamchef für die Taktik - Österreichs Nationalmannschaft lässt für den rot-weiß-roten Traum vom Einzug ins Viertelfinale nichts unversucht.

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Für das Unternehmen erster EM-Sieg werden sogar "weibliche Waffen" eingesetzt. "Lockerheit kann nie schaden", sagte Teamchef Josef Hickersberger in Stegersbach zu der "ganz normalen Maßnahme", den Frauen und Freundinnen Zutritt in die hermetisch abgeriegelte Nobelunterkunft zu gewähren: "Ich habe nie von einem Liebes- oder Sexverbot gesprochen."

Zwei Tage vor dem "Endspiel" gegen Polen in Wien präsentierte sich der Teamchef im Quartier des EM-Gastgeber in bester Laune, aber auch in großer Anspannung:

"Das Kribbeln ist da. Selbst bei einem 60-jährigen schießt das Adrenalin ins Blut." Die Vorbereitungen seien so gut wie abgeschlossen, "wir haben ein entscheidendes Spiel vor uns und alles getan, um erfolgreich zu sein. Jetzt geht es um Alles oder Nichts".

Liebesdoping und psychologische Unterstützung

Der Besuch einiger Spielerfrauen nach dem 0:1 gegen Kroatien im Golfhotel in Stegersbach, von der Boulevardzeitung "Österreich" als "Liebesdoping" verkauft, brachte Hickersberger nicht aus der Ruhe. "Ich habe nichts dagegen, wenn sie Kaffee oder Tee zusammen trinken, sehe es aber nicht gerne, wenn sie aufs Zimmer verschwinden", betonte der Coach.

Die Spieler nahmen das Aufbautraining durch ihre besseren Hälften oder Kinder gerne an. "Den Kopf kann man am besten frei kriegen, wenn die Familie dabei ist", sagte Abwehrchef Martin Stranzl.

Bei der Vorbereitung auf das Polen-Spiel erhält das Hickersberger-Team durch den Wiener Sportpsychologen Professor Günter Amesberger zusätzlich Hilfe. Beim Studium des Gegner steht jedem Akteur eine DVD-Zusammenstellung über den jeweiligen Gegenspieler zur Verfügung. "Wir wissen alles über Polen. Jetzt kommt es auf die Tagesform an", sagte Hickersberger.

Linz und Pogatetzt wieder fit

Nach dem Training waren seine personellen Sorgen verschwunden. Stürmer Roland Linz (Bänderüberdehnung im linken Sprunggelenk) und Abwehrrecke Emanuel Pogatetz (Fußprellung) waren nach einem Tag Pause wieder dabei und sind einsatzfähig. "Die Mannschaft ist körperlich topfit", stellte Hickersberger zufrieden fest, "und wir werden optimal vorbereitet sein, aber im Fußball entscheiden oft Zufälle."

Die "relative einfache" Ausgangsposition lässt Hickersberger bei der Wahl von Aufstellung und Taktik kaum Spielraum: "Wir müssen gewinnen. Mit einem Punkt können weder wir noch Polen leben, obwohl ein Punkt eher noch Polen reicht."

Mit einem 4-4-2-System mit Jungstar Roman Kienast als zweite Spitze neben Linz und dem Neu-Frankfurter Ümit Korkmaz als Offensivspieler im linken Mittelfeld soll die Flucht nach vorne zunächst mit dosierten Angriffs-Bemühungen unternommen werden. "Wir können nicht von Beginn an auf totale Offensive, oder wie Ernst Happel gesagt hat, auf "Hollywood" spielen. Das kann sehr leicht ins Auge gehen", sagte Hickersberger.