Zufriedenheit bei Gastgebern

SID
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© DPA

Wien - Zum Abschluss des Turniers strahlte Österreichs Fußballpräsident: "So ein bisschen Sommermärchen hatten wir auch in Österreich und der Schweiz", schwärmte Friedrich Stickler vor dem großen Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

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Und die Veranstalter in beiden Ländern hatten auch guten Grund zur Zufriedenheit. Trotz einiger Misstöne und der Kritik vor allem aus der Wirtschaft ist das drittgrößte Sportereignis der Welt in den kleinen Alpenländern am Ende eine Erfolgsstory geworden.

"Die Stimmung hätte nicht besser sein können", stellte Ralph Zloczower, der Präsident des Schweizerischen Fußballverbandes, zufrieden fest.

"Wo die Euro entschieden wird"

Was Stickler "eine friedliche Massenveranstaltung ohne nenneswerte Zwischenfälle" nannte, war das positive Ergebnis jahrelanger Vorbereitung der Organisationskomitees beider Länder. Und die Bilanz kann sich sehen lassen: Trotz der eher klein dimensionierten Stadien lag die EM in Österreich und der Schweiz mit durchschnittlich knapp 38.500 Besuchern pro Spiel vor den Ergebnissen der EM in Belgien/Niederlande 2000 und Portugal 2004.

Zwar war die Begeisterung bei der Bevölkerung in beiden Ländern eher gedämpft, waren die Fanzonen in den acht Städten zwischen den einzelnen Spieltagen eher dünn besetzt, doch am Ende freuten sich die Veranstalter doch noch über Rekorde.

So feierte etwa Wien (Motto: "Wo die Euro entschieden wird") mit insgesamt mehr als einer Million Fußballfans in seiner größten Fanzone ausgelassen und vor allem friedlich "die größte Veranstaltung, die die Stadt je organisiert hat".

Tourismus als Sieger

Hunderttausende holländische und später schwarz-rot-gold geschmückter Fans belagerten zeitweise in den vergangenen Wochen förmlich die Schweizer EM-Hauptstadt Basel und brachten damit Geld in die Kassen der Geschäftsleute, die sich insgesamt deutlich mehr von dem Mammut-Event erwartet hatten. In Wien erwogen Standbesitzer in der Fanmeile sogar, die Veranstalter wegen der weit überhöhten Erwartungen zu verklagen.

"Der Sieger heißt dennoch in jedem Fall Tourismus", schloss die Sprecherin des österreichischen Tourismusverbandes, Petra Stolba. Auch wenn die Zahl der Urlauber in den EM-Städten gemessen an den zu hohen Erwartungen eher niedrig ausfielen, freuten sich die Manager über den kostenlosen Werbeeffekt durch das Fußballspektakel.

"Der Erfolg liegt eindeutig in der Nachhaltigkeit", meinte Stolba. Immerhin sahen Hunderte Millionen Menschen in aller Welt die bunten Bilder aus den beiden Alpenländern. Und diese Bilder waren dazu fast immer friedlich.

Wenige Zwischenfälle verzeichnet

Sicherheitsexperten beider Länder hatten Grund zur Zufriedenheit. Bis auf eine begrenzte Konfrontation am ersten Spieltag in Klagenfurt mit rechtsgerichteten, deutschen Randalierern blieb die Zahl der Gewalttaten in beiden EM-Ländern während des Turniers verschwindend gering. Österreichs Polizei, die alle 27.000 Beamten für die gesamte EM aufgeboten hatte, zählte bis zum Finaletag 560 vorübergehende Festnahmen.

"An einigen Spieltagen hatten wir sogar deutlich weniger Zwischenfälle, als an 'normalen' Tagen" freute sich Günther Marek vom Wiener Innenministerium. Mit Unterstützung von jeweils rund 800 deutschen Kollegen gelang es, gewaltbereite Fans von Beginn an zu isolieren. Und so konnte Wiens Polizeisprecher Christian Stelle zuversichtlich verkünden: "Wir rechnen auch zum Abschluss wieder mit einem friedlichen Fest".

"Ohne Fehl und Tadel"

Kein Wunder, dass die Fußballchefs und Spitzenpolitiker beider Länder ins Schwärmen gerieten, wenn sie von der Organisation des Turniers sprachen. "Die Zusammenarbeit mit der Schweiz war ohne Fehl und Tadel. Wenn Sie so wollen, ist das eine Liebeserklärung an die Schweiz", meinte etwa ÖFV-Chef Stickler zum Abschluss.

Und Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer resümierte im Gespräch mit seinem Schweizer Amtskollegen Pascal Couchepin: "Wir haben es beide nicht ins Viertelfinale geschafft, aber gemeinsam haben wir gezeigt, dass wir organisieren können und gute Gastgeber sind."

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