In Wien steigen Stimmung und Stress

SID

Wien - Bundeskanzlerin Merkel kommt mit sechs Ministern im Schlepptau, ihr österreichischer Kollege Alfred Gusenbauer hält mit Vizekanzler und Außenministerin dagegen.

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Das Nachbarschaftsduell zwischen Österreich und Deutschland elektrisiert selbst die Politik-Prominenz. In Wien steigen Stimmung und Anspannung gleichermaßen.

Für viele Österreicher ist die Chance, dem "goscherten" (großmäuligen) Nachbarn auf dem Fußballplatz eins auszuwischen. Die Boulevardzeitungen heizen das Fußballfieber mit Klischees und gehässigen Sprüchen entsprechend an.

"Wird Hochmut bestraft", fragte die Wiener Zeitung "Kurier" und brachte dazu halbseitig die Nahaufnahme eines pausbäckigen, brüllenden deutschen Schlachtenbummlers mit Schnäuzer, der die Faust in die Höhe reckt. "Made in Germany, oder: Der tiefe Fall vom hohen Ross", hieß es im Sportteil über einem Bild des auf dem Boden liegenden Bastian Schweinsteiger.

Österreich bei Kunst und Schönheit vorne

Die Zeitung "Österreich" brachte als Reaktion auf die deutsche "Bild" (30 Gründe, warum "Ösis" oft auch "Dösis" sind) 20 Gründe, warum Deutsche "Piefkes" bleiben. Die österreichische Nachrichtenagentur "APA" kommt in einem Vergleich beider Nationen gar zu dem Schluss, dass Österreicher nicht nur bei Kunst und Schönheit siegen, sondern auch im Bett einfach besser als die Deutschen sind.

Österreich steht geschlossen hinter der Hickersberger-Elf, auch die Nicht-Fußballfans werden zu Patrioten.

Die österreichischen Polizisten lehnten am Sonntag in Wien noch entspannt am Zaun in der Sonne. Konflikte zwischen deutschen und österreichischen Fans mussten sie bisher nicht schlichten. "Die Zeitungen versuchen, Öl ins Feuer zu gießen, aber in der Realität ist es eher freundschaftlich", sagte ein junger Beamter.

40.000 deutsche Fans erwartet 

Für den Fall, dass die Stimmung kippt, sind die offiziellen Stellen vorbereitet. 24 deutsche Beamte sollen ihre 3.500 österreichischen Kollegen in der Hauptstadt unterstützen und "Problemfans" im Auge behalten. Zu dem Spiel werden laut Innenministerium 40.000 deutsche Anhänger erwartet. Erstmals soll auch das Wiener Hanappi-Stadion als Public-Viewing-Zone geöffnet werden.

Dass auch deutsche Hooligans ihren Weg nach Wien finden und es zu Ausschreitungen zwischen Fans kommt, wollte das Innenministerium nicht ausschließen. "Wir wissen, dass es zu Provokationen kommen wird", sagte EM-Koordinator Günther Marek.