Experten erwarten friedliche EM

SID
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Wien/Genf - Die Sicherheits-Experten in Österreich und der Schweiz sind sich kurz vor dem Anpfiff zur Europameisterschaft ihrer Sache ziemlich sicher: Das drittgrößte Sportereignis der Welt wird eine friedliche Angelegenheit.

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"Dafür haben wir die letzten drei Jahre gearbeitet", sagt EURO-Projektleiter Günther Marek aus dem Wiener Innenministerium. Seine Schweizer Kollegen gehen davon aus, dass das Fußballfest auch nach den jüngsten Ausschreitungen in Basel nicht gefährdet ist. Anfang Mai hatten Züricher Fans im St.-Jakob-Park brennende Fackeln auf Basler Anhänger geworfen.

Beide Länder setzen bei der EM vom 7. bis zum 29. Juni ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften ein. In Österreich wurde für alle 27.000 Polizisten im Monat Juni eine Urlaubssperre verhängt, die Anti-Terroreinheit Cobra ist für Notfälle gerüstet. Allerdings gibt es in beiden Ländern keine Hinweise auf geplante Anschläge.

Bei WM 2006 über die Schulter geschaut

In der Schweiz werden die zivilen Polizisten durch 15.000 Soldaten unterstützt, die in den Austragungsstädten Basel, Bern, Genf und Zürich bereitstehen. Dazu kommen jeweils 850 deutsche Einsatzpolizisten, die in beiden Ländern volle Hoheitsrechte haben und im Ernstfall "durchgreifen" können.

Spezialisten beider Länder haben sich intensiv auf den "Tag X" vorbereitet. Bereits vor drei Jahren nahmen sie mit den deutschen Kollegen Kontakt auf. Während der weitgehend friedlichen Fußball-WM durften sie beim Nachbarn Erfahrungen sammeln. "Wir durften über alle Schultern schauen - die Zusammenarbeit mit den Deutschen war hervorragend, und wir sind dankbar", sagt der Schweizer Sicherheitschef Martin Jäggi.

Hooligans sollen wenn möglich gar nicht einreisen

Beide Länder verfolgen bei der Bekämpfung von potenziellen Gewalttätern während der EM das selbe Prinzip: Erste Aufgabe ist es, die gewaltbereiten Hooligans aus dem Ausland von der Einreise in die EM-Länder abzuhalten. Dafür leisteten bereits die Kollegen in den benachbarten Ländern die Vorarbeit. Sie sollen verhindern, dass registrierte Hooligans überhaupt ausreisen.

Sonderregelungen ermöglichen es zudem, bekannten Randalierern die Einreise in die EM- Länder zu verweigern. Österreich etwa setzte für den ganzen Juni das Schengen-Abkommen außer Kraft. Kontrollen an den Grenzen sind jederzeit möglich.

"Dialog, Deeskalation, Durchgreifen"

Dennoch gehen die Sicherheitsexperten in beiden Ländern davon aus, dass die internationale Hooliganszene Anstrengungen unternehmen wird, das Turnier zu stören. "Machen Hooligans die Euro kaputt?", fragte das Boulevardblatt "Blick" nach den Ausschreitungen in Basel besorgt.

Alle an der EM beteiligten Länder - natürlich auch Deutschland - haben jeweils bis zu zwei Dutzend Experten in die beiden Länder geschickt. Sie werden sich - etwa auf den Fanmeilen in Zivil "unter die Leute" mischen, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen.

Die von der Polizei angewandte Technik der Gewaltverhinderung und -Bekämpfung nennen die Experten 3-D: "Dialog, Deeskalation, Durchgreifen". Kommt es etwa zu Spannungen zwischen Gruppen, sollen speziell geschulte Beamte versuchen, die Lage durch Gespräche zu entspannen. Sollte dies nicht gelingen, wird versucht, die streitenden Gruppen zu trennen. Erst wenn dies fehlschlägt, werden die mit Helmen und Schilden geschützten Einsatzpolizisten, auch die deutschen Hundertschaften, eingreifen.

"Stahlkäfige" warten auf Randalierer

"Späher" in Zivil werden in der Nähe von Bahnhöfen und Stadien nach bekannten Randalierern suchen und sie nötigenfalls festnehmen. Diese Techniken haben die Polizeieinheiten in den vergangenen Monaten immer wieder geübt. Sondereinsätze für die deutschen Polizisten seien dabei "nicht vorgesehen", heißt es in der Schweiz.

Sollte es wirklich zu Straßenschlachten kommen, dürften die Hooligans nach dem Prinzip "Durchgreifen" jedoch die volle Härte der Polizei zu spüren bekommen. In Basel etwa wurde für diesen Zweck ein altes Gefängnis vorbereitet, das Platz für 350 Personen bietet. Und in Innsbruck wurden "Stahlkäfige" errichtet, in die bis zu 150 Randalierer gesperrt werden können.