Erstmals Psychologe für EM-Referees

SID
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© DPA

Regensdorf - Nur keine Angst vor dem entscheidenden Pfiff: Erstmals können die Schiedsrichter bei einer Europameisterschaft offiziell die Dienste eines Psychologen in Anspruch nehmen.

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Der Schweizer Mattia Piffaretti wird den zwölf Referees während des Turniers in deren Quartier in Regensdorf bei Zürich zur Seite stehen. Verpflichtend ist das Angebot der Europäischen Fußball-Union UEFA allerdings nicht.

Der deutsche EM-Schiedsrichter Herbert Fandel begrüßte die Neuerung, kommt nach eigener Aussage aber ohne die Hilfe aus. "Ich brauche ihn nicht. Ich habe in meinem Berufsleben so viele Situationen erlebt, die mir in schwierigen Phasen weiterhelfen", sagte Konzertpianist Fandel.

Piffaretti, früher Erstliga-Basketballspieler in der Schweiz, betreibt eine Sportberatungsfirma in Lausanne und hat schon mehrfach für den kontinentalen Fußball-Dachverband gearbeitet.

Premiere bei einem großen Turnier

In der Champions League können die Schiedsrichter schon seit längerem psychologischen Rat konsultieren. Bei einem großen Turnier feiert das Konzept aber Premiere.

"Man muss sich mental gut vorbereiten. Neben der physischen Herausforderung muss man einen kühlen Kopf bewahren", beschreibt der Sportpsychologe seinen Ansatz für Spielvorbereitung aber auch Nachbetrachtung kniffliger Situationen für die Unparteiischen.

Spätestens am 5. Juni wird die UEFA die Schiedsrichter-Ansetzungen für die ersten EM-Spiele verkünden. Dann beginnt für jeden einzelnen Referee die unmittelbare Vorbereitung.

Genaue Anweisungen von der UEFA

Auch Fandel ist sich der Bedeutung bei seinem ersten großen Turniereinsatz bewusst. "Es ist wichtig, dass wir mit einer einheitlichen, konsequenten Linie agieren", sagt er und nimmt damit sich und seine Kollegen in die Pflicht.

Die UEFA hat den Schiedsrichtern genaue Anweisungen für die 31 EM-Partien gegeben. Gesundheitsgefährdende Fouls sind direkt mit einem Platzverweis zu bestrafen.

Neben üblen Tritten sollen die Referees auch Simulanten Einhalt gewähren. Eine Gelbe Karte droht, unabhängig, ob sie einen Elfmeter oder lediglich einen Freistoß schinden wollen.

Zwei Spiele pro Schiri in der Gruppenphase

Eine Verwarnung blüht ebenso den Spielern, die sich durch Worte oder Gestik über Schiedsrichterentscheidungen beschweren. Die sogenannte Rudelbildung wird für die verantwortlichen Akteure ebenso mit Gelb bestraft. Alle Teams erhielten eine DVD mit entsprechenden Spielszenen, um die Akteure zu instruieren.

Mindestens zwei Partien der Gruppenphase wird jeder Referee leiten und pro Einsatz mit 10.000 Euro entlohnt werden. Nach der ersten Turnierphase wird das Schiedsrichterteam verkleinert.

Entscheidend dabei sind die gezeigten Leistungen, aber auch das Abschneiden der jeweiligen Heimatnation. Ein Aus der deutschen Mannschaft würde Fandels Chancen auf einen langen Turnierverbleib steigen lassen.