Bregenzer Riesenauge wacht über Kerner

SID
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© DPA

Bregenz - Das riesige Auge sieht alles: Es blickt auf 5000 Fußball-Fans, auf Moderator Johannes B. Kerner und eine Armada von Übertragungswagen, Regiecontainern und Kameras.

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Für die Zeit der Europameisterschaft hat die ZDF-Sportredaktion eine ungewöhnliche Heimat gefunden. Wo sonst die Oper "Tosca" mit dem zwölf Meter großen Auge als Bühnenbild gespielt wird, wollen Kerner, Trainer Jürgen Klopp und der Schweizer Ex-Schiedsrichter Urs Meier auf der Bregenzer Seebühne die Spiele der EM fürs Fernsehen analysieren.

Die bewährte "Dreierkette" der Mainzer ist von Samstag an nicht allein. Denn 5000 Fans können auf den Plätzen rund um die 50 Meter breite Bühne die Tore ihrer Nationalmannschaften bejubeln. Der Bregenzer Festspieldirektor Franz Salzmann hofft auf eine "große Fußball-Oper".

Keine eigenen ZDF-Studios in den Stadien

Während die ARD an dem Konzept von Studios in den EM-Stadien und dem Moderaoren-Duo Gerhard Delling/Günter Netzer festhält, verzichtet das ZDF bei der EURO 2008 auf eigene Studios in den Fußballarenen, wie EM-Programmchef Andreas Lauterbach sagt.

ZDF-Pressechef Walter Kehr freut sich dafür über das "Tosca-Auge" und glaubt an einen hohen Aufmerksamkeits- und Wiedererkennungswert: "Das ZDF bietet damit auch optisch einen Anker."

Fünf große Trucks und rund 200 Mitarbeiter 

Die Seebühne und die damit verbundene Infrastruktur mit Sälen, Büros und einem großen Vorplatz ist für die nächsten drei Wochen Heimat für etwa 200 Mitarbeiter, die mit fünf großen Trucks die Ausrüstung an den österreichischen Teil des Bodensee gebracht haben. Kerner und Co. werden auf einer eigens gebauten runden Bühne, genannt "Pudding", vor dem Tosca-Bühnenbild agieren - inklusive des Geplätschers der Bodenseewellen und gelegentlichem Entengequake.

Während der Fußball-Spiele sitzen die Moderatoren zusammen mit Redakteuren im sogenannten Kino im Festspielhaus vor einer Monitor- Batterie, schauen sich die Übertragungen an und suchen die Szenen für die anschließende Fach-Analyse aus, die diesmal mittels 3-D-Bildern noch anschaulicher werden soll.

Nur mehr wenige Karten für die Seebühne vorhanden

Derweil dürfte draußen Stimmung herrschen. Von den 136.000 Tickets für das Public Viewing auf der Seebühne sind mehr als 100.000 bereits verkauft - Karten gibt es nur noch für weniger attraktive Spiele, wie Salzmann sagt. Und natürlich noch für Kochshows mit Johann Lafer und Horst Lichter, eine Kultursendung und für das "Aktuelle Sportstudio" - das Herz des ZDF schlägt tatsächlich in Bregenz am Bodensee, wie die Fernsehleute sagen. Auch technisch, denn sowohl die Übertragungen als auch die Interviews aus den Stadien laufen hier zusammen.

Wer im "neunten EM-Stadion", wie die attraktive Seebühne genannt wird, dabei sein kann, wird sich nicht nur über den schon berühmten exquisiten Ton freuen, den die Festspiel-Techniker mit einer hoch komplizierten Anlage zaubern können - "es wird klingen wie in einem richtigen Stadion", verspricht der Technische Direktor Gerd Alfons.

"Fankurve Bodensee" und Kleinfußball-Feld

Denn um die Übertragung der Spiele herum haben die Mainzer, die Festspiele und das Land Baden-Württemberg die "Fankurve Bodensee" kreiert. Dazu gehört etwa die Ausstellung "Das Wunder von Bregenz" vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Sie zeigt die Höhepunkte der Fußballgeschichte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz und ihre wechselseitigen Beziehungen.

Draußen auf dem Festspielplatz hat das ZDF ein ganzes Torwandareal sowie ein Kleinfußballfeld aufgebaut, das Fans und Familien begeistern soll. Muss eigentlich nur noch das Wetter mitspielen. Wenn es nicht nur von unten (Bodensee), sondern auch von oben (Regen) Wasser geben wird, kann sich Johannes B. Kerner mit seinen Jungs in ein kleines trockenes Studio am Rand der Tribüne flüchten - das Tosca-Auge allerdings hat sie auch dort im Blick.