Begeisterte Fans beim Public Viewing

SID
Fans, Deutschland, EM
© Getty

Hamburg - 49 Minuten lang haben zehntausende Fußballfans vor den Großbildleinwänden gebibbert und gezittert. Als Kapitän Michael Ballack die deutsche Elf dann ins EM-Viertelfinale schoss, fielen sich die Fans in die Arme, schwenkten schwarz-rot-goldene Flaggen und jubelten.

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Nach dem Schlusspfiff bildeten sich fast überall in Deutschland Autokolonnen, die hupend durch die Straßen fuhren. Schlachtrufe und Gesänge schallten durch die Städte. Die Polizei musste nur vereinzelt eingreifen, um Prügeleien zwischen Fans zu verhindern.

Flaggen überall 

Allein auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg fieberten 34 000 Fans vor der 60 Quadratmeter großen Videoleinwand. Viele schwenkten Deutschlandflaggen oder hatten sich die Nationalfarben ins Gesicht geschminkt.

Vereinzelt waren auch schwarz-rot-goldene Perücken zu sehen. "Das Wetter und die Stimmung sind super. Was will man mehr", sagte eine Sprecherin der Veranstalter.

Auf dem Kurfürstendamm in Berlin setzte wenige Minuten nach dem Schlusspfiff ein ohrenbetäubendes Hupkonzert ein. Der Verkehr brach zeitweise zusammen. "Es gab auch einige versprengte Österreicher", sagte eine Sprecherin der Kulturbrauerei, wo 5000 Menschen das Spiel verfolgten.

Sie hätten sich trotz des Ausscheidens ihrer Nationalmannschaft von der guten Laune der Berliner anstecken lassen.

Alle aus dem Häuschen 

In der Kölnarena sangen und tanzten fast 37 000 Menschen. "Alle sind völlig aus dem Häuschen", sagte eine Sprecherin. "Beim 1:0 ging ein Aufschrei durch die Massen, plötzlich war das Fahnenmeer wieder da", berichtete ein Sprecher der Marketinggesellschaft aus Bielefeld. Ausgelassen war die Stimmung auch in Dortmund, wo 15 000 Fans die Zitterpartie der Löw-Elf auf dem Friedensplatz erlebten.

Vielerorts schloss sich dem Freudentaumel allerdings auch eine kritische Bewertung der spielerischen Leistung von Ballack, Podolski und Co. an: "Das war nichts für Fußball-Ästheten. Fußballerisch war's nur Mittelmaß, aber für die Stimmung war es toll", sagte eine Zuschauerin in Münster.

In Baden-Württemberg feierten Zehntausende in Biergärten, vor Großbildleinwänden und in zahllosen Kneipen den wichtigen Sieg. Allein in Heilbronn hatten sich bei der landesweit größten Public- Viewing-Veranstaltung nach Angaben der Organisatoren rund 11 000 ballbegeisterte Zuschauer versammelt.

Besonders laut war der Jubel über das Siegtor von Kapitän Michael Ballack in Chemnitz. 4000 Menschen feierten dort einen der bekanntesten Söhne ihrer Stadt. "Ausgerechnet ein Chemnitzer schießt uns ins Viertelfinale", sagte Fanfest-Chef Jürgen Rotter. "Wie der das rausgeholt hat, das war schon gigantisch. Wir freuen uns ohne Ende für unseren Michi."

Party auch in Österreich 

Auch in Österreich waren die Fanmeilen rappelvoll. Schon knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff sperrte die Polizei die FanZone in der Wiener Innenstadt, wo 70 000 Fußball-Anhänger das Spiel verfolgten, berichtete die Nachrichtenagentur APA. In Wien verhinderte die Polizei eine Massenschlägerei zwischen österreichischen und deutschen Fans.

Ein Duell haben die deutschen Fußballfans allerdings verloren: Das Party-Duell gegen die Türkei. Nachdem die türkische Nationalelf einen Tag zuvor mit einer sensationellen Aufholjagd den Einzug ins EM- Viertelfinale geschafft hatte, war die Stimmung in fast allen deutschen Städten noch euphorischer als nach dem mühsamen 1:0-Erfolg der Deutschen am Montagabend.