Spanien entzaubert Russland

Von Haruka Gruber / Thomas Gaber
Russland, Spanien, Halbfinale, Wien, Arschawin, Torres, Villa, Hiddink
© Getty

München/Wien - Deutschlands Gegner im EM-Finale 2008 am kommenden Sonntag in Wien heißt Spanien.

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Die Mannschaft von Trainer Luis Aragones besiegte Russland nach einer beeindruckenden Vorstellung verdient mit 3:0 und gewann damit nach dem 4:1 in der Vorrunde auch das zweite Duell gegen die Sbornaja.

Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion erzielten Xavi (50.), Daniel Güiza (73.) und David Silva (82.) die glänzend herausgespielten Treffer für die Seleccion, die zum 21. Mal in Folge ungeschlagen blieb.

Deutschland und Spanien standen sich bei Europameisterschaften bereits vier Mal gegenüber. Bei der EM 1976 schaltete Deutschland die Iberer im Viertelfinale aus (1:1 und 2:0). 1984 gewann Spanien in der Vorrunde mit 1:0, 1988 revanchierte sich die DFB-Elf in der Gruppenphase dank zweier Tore von Rudi Völler mit 2:0.

Der SPOX-Spielfilm: 

Vor dem Anpfiff: Russland mit einer Änderung: W. Beresuzki ersetzt in der Innenverteidigung den gesperrten Kolodin. Spanien unverändert.

6.: Langer Ball von Iniesta auf Villa. Der steckt auf Torres durch, aber dessen Drehschuss aus acht Metern pariert Akinfejew mit dem Fuß.

11.: Distanzschuss durch Villa aus 24 Metern. Akinfejew ist im linken Eck und faustet den Ball weg.

31.: Schirkow spitzelt den Ball zu Pawljutschenko. Dessen Schlenzer aus 18 Metern in den rechten Winkel lenkt Casillas mit den Fingerspitzen um den Pfosten.

34.: Villa wird angeschlagen für Fabregas ausgewechselt.

35.: Semak mit dem langen Diagonalball in den spanischen Strafraum. Marchena verschätzt sich, Pawljutschenko nimmt den Ball mit der Brust runter, verzieht aber aus acht Metern knapp.

50., 0:1, Xavi: Der Barca-Star leitet sein Tor selbst ein. Pass auf Iniesta, der geht in den Strafraum, wackelt Anjukow aus und spielt den Ball scharf, halbhoch zur Mitte. Xavi läuft in die Flanke und netzt aus sechs Metern volley ein.

52.: Fabregas mit dem Außenrist auf Torres. Aber der zielt aus 13 Metern etwas zu hoch.

63.: Doppelchance für Torres. Zunächst wird er von Fabregas eingesetzt, dann von Ramos. Doch beide Male verdaddelt er die Möglichkeit.

73., 0:2, Güiza: Die Entscheidung! Fabregas chippt den Ball in den Strafraum. Russland spielt fahrlässig auf Abseits, Güiza steht frei und lupft den Ball aus zehn Metern über Akinfejew hinweg ins Netz.

82., 0:3, Silva: Erneut Fabregas mit hervorragender Vorarbeit. Diesmal per flacher Flanke vom linken Flügel, Silva steht am Elfmeterpunkt frei und schiebt ein.

So lief das Spiel: Angesichts der heftigen Regenfälle eine Partie auf technisch gutem Niveau. Spanien dominierte zu Beginn, nach einer Viertelstunde stellte die Sbornaja den Rückraum jedoch besser zu und kam selbst durch Pawljutschenko zu Torchancen.

Nach der Halbzeit die Russen plötzlich von der Rolle. Im defensiven Mittelfeld ließen sie sich von den Spaniern überlaufen, folgerichtig die Führung und weitere hochkarätige Möglichkeiten für die Seleccion. Mit zunehmender Spieldauer verfestigte sich die spanische Überlegenheit. Nur die schwache Chancenauswertung verhinderte (vorläufig) eine höhere Führung.

Der Star des Spiels: Sergio Ramos. Unterstrich seine ansteigende Form mit der besten Vorstellung des Turniers. Hielt als erster Gegenspieler den bislang überragenden Schirkow in Schach, indem er den Russen einfach in die Defensive drängte. Dadurch wurde die Sbornaja einer ihrer gefährlichsten Offensiv-Waffen beraubt. Ramos harmonierte auch in der Rückwärtsbewegung hervorragend mit Silva, nur ein eigener Treffer oder zumindest eine Torvorlage nach einem seiner vielen Flankenläufe blieb Ramos verwehrt.

Die Gurke des Spiels: Andrei Arschawin. Von wegen Superstar des Turniers. Wusste nie, ob er in der Sturmspitze lauern oder den Ball aus dem Mittelfeld schleppen soll. Verlor angesichts der russischen Planlosigkeit zunehmend die Lust und blieb häufig einfach nur stehen.

Die Lehren des Spiels: Wo ist die Leichtigkeit geblieben? Statt einem Hochgeschwindigkeits-ICE glichen die Russen einer Tram. Schlicht zu langsam für die gut aufgelegten Spanier. Auffällig: Anders als gegen die Niederlande wirkte das Team konditionell nicht auf der Höhe, vor allem in der zweiten Hälfte fehlte die nötigte Portion Spritzigkeit. Dennoch: Der Mannschaft - jung und unerfahren - gehört die Zukunft.

Die Gegenwart hingegen gehört den Spaniern. Zogen konsequent ihren Stil durch und spielten in den letzten 15 Minuten die Konter clever aus. Im Nachhinein stellte sich Villas Verletzung als Segen heraus, weil dem für ihn eingewechselten Fabregas zwei Assists gelangen.

Schwächen? Zumindest gegen Russland schwer auszumachen. Der Abwehr fehlte bei hohen Bällen zum Teil die Konzentration, zudem wurden einige Tormöglichkeiten fast schon fahrlässig vergeben - was bei einem derart schwachen Gegner aber nicht weiter ins Gewicht fiel.

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