Mutlos, langsam, unflexibel

Von Für SPOX.com bei der EM: Stefan Rommel
Ballack, Podolski, Metzelder, EM 2008
© Getty

München/Ascona - Von einem echten Schockzustand konnte man nicht sprechen.

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Unmittelbar nach dem Spiel ging Michael Ballack von Spieler zu Spieler und nahm sich jeden Einzelnen für ein paar Sekunden und ein paar warme Worte zur Brust. Keine bösen Worte, vielmehr aufbauende. Dabei tat die Niederlage gegen Kroatien weh, sehr sogar.

Das 1:2 spiegelte nicht den wahren Spielverlauf wider. Im Gegenteil. Die Kroaten waren stärker als es das eine mehr erzielte Tor auszusagen vermochte.

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Endspiel gegen Österreich

Durch das 1:1 der Österreicher gegen Polen kommt es nun am kommenden Montag im Wiener Ernst-Happel-Stadion zum echten Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale gegen den Co-Gastgeber. Eine Konstellation, die man im DFB-Tross unbedingt vermeiden wollte.

"Wir haben heute nicht mit vollem Herzen gespielt, waren zudem zu mutlos. Jetzt stehen wir gegen Österreich unter Druck, aber damit müssen wir zurechtkommen", fasste Torhüter Jens Lehmann den ernüchternden Abend von Klagenfurt treffend zusammen.

Kein Tempo, keine Bewegung

War es nun also ein Warnschuss zur rechten Zeit oder sogar mehr? Schließlich droht gegen den kleinen Bruder das Undenkbare - das vorzeitige Aus.

Die meisten Spieler und auch Trainer Joachim Löw wollten noch nicht auf das Spiel in Wien vorausschauen, sondern die Niederlage gegen die bärenstarken Kroaten einordnen.

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"Ich habe am Anfang schon festgestellt, dass wir nicht dieses Tempo hatten und die Konsequenz in den Zweikämpfen. In vielen Situationen war es so, dass wir immer hinterhergelaufen sind und geistig nicht so flexibel waren", befand Löw, der nicht sauer wirkte, aber doch leicht irritiert.

"Wir haben einige dumme Fouls gemacht. Im Spiel ohne Ball hatten wir keine Bewegung, die flachen Pässe in die Spitze haben wir nicht spielen können. Wir müssen in Ruhe das Spiel durchgehen."

Wo war der Biss?

Fast alles, was noch im ersten Spiel gegen Polen vorzüglich geklappt hatte, war gegen die Kroaten fast gänzlich verschwunden.

"Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir läuferisch zu wenig gemacht. Wenn jeder einen Schritt weniger macht, dann fällt das Spiel halt so aus. Zudem waren das Mittelfeld und der Sturm zu weit auseinander", erkannte Philipp Lahm die Defizite im deutschen Spiel.

Ohne den nötigen Biss und die nötige Leidenschaft trat Deutschland auf und wurde von den aggressiven Kroaten bitter bestraft. "Die waren bissiger und kompakter im Mittelfeld. Wir haben uns zu wenig bewegt, sind nicht in die Räume gegangen und haben uns keine Torchancen herausgespielt", musste Ballack zugeben.

Ein Punkt muss her

Vor allem das gegen Polen noch teilweise bestechende Offensivspiel war in Klagenfurt nur ein laues Lüftchen. Die beiden Spitzen Miroslav Klose und Mario Gomez waren komplett abgemeldet, das erneute Experiment mit Lukas Podolski im linken Mittelfeld ging diesmal voll daneben.

"Wir haben uns zu wenig bewegt und sind nicht als Mannschaft aufgetreten. Jeder wollte sein Ding machen. Dann kommt so ein Spiel raus. Wir müssen uns gegen Österreich um 60, 70 Prozent steigern", meinte Klose.

Gegen den Erzfeind benötigt Deutschland nun zumindest einen Punkt, um als Gruppenzweiter ins Viertelfinale einzuziehen. Dort würde dann Mitfavorit Portugal warten, das Platz eins in Gruppe A sicher hat.

Aber erstmal hat das DFB-Team eine Niederlage zu verkraften und Österreich vor der Brust. Michael Ballack begann noch auf dem Feld mit der Aufarbeitung. Die wird noch einige Stunden und Tage dauern. Dafür war der Auftritt gegen Kroatien einfach zu enttäuschend.

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