Der DFB-Ausrüster hat sich nicht lumpen lassen und die Centro Sportivo Nazionale della Gioventu in Tenero quasi in sein eigenes Wohnzimmer verwandelt.
Hier der zehn Meter hohe Ballack auf der Banderole, da unzählige überdimensionale Fußballschuhe, die neuesten Modelle natürlich. Das Gelände auf dem Nationalen Jugendsportzentrum gleicht einem Uni-Campus, drapiert mit vielen kleinen und großen Werbebotschaften.
Auf der gepflegten Anlage rund fünf Kilometer entfernt vom Mannschaftsquartier in Ascona und nahe des Lago Maggiore soll sich die deutsche Nationalmannschaft den "Feinschliff" holen, wie Bundestrainer Joachim Löw nicht müde wird zu betonen.
Ein Hauch von Metrosexualität
Auf sechs vorzüglich präparierten Feldern darf der DFB-Tross ab sofort üben. "Wir müssen jeden Tag konzentriert und fokussiert arbeiten", forderte Löw vor dem Abflug.
Fehlen wird es den Kickern dabei an nichts. In der 5-Sterne-Anlage des Hotels "Il Giardino" in Ascona, das für den Monat Juni komplett vom DFB angemietet wurde, mussten die Bediensteten vor der Ankunft der Deutschen sogar die Matratzen austauschen.
Jeder einzelne Spieler darf auf einer eigens für seine Wirbelsäulenbeschaffenheit und Liegegewohnheiten angefertigten Matratze nächtigen, in den Badezimmern wartet auf jeden Gast eine individuell ausgesuchte Peelingcreme.
77 Zimmer stehen den 60 Mitgliedern der deutschen Delegation zur Verfügung. Rund 700 Euro pro Nacht kostet eine Suite für gewöhnlich. 130 Männer und Frauen kümmern sich ab sofort um fast jeden Wunsch der Spieler.Neuville kennt sich aus
Bei der ersten Pressekonferenz im DFB-Medienzentrum direkt neben den Trainingsplätzen hielt Lokalmatador Oliver Neuville eine äußerst kurze Audienz. Der 35-Jährige ist praktischerweise aus Ascona, weshalb ihm die Ehre der ersten Rede in der neuen Heimat gewährt wurde.
"Wir sind hier nicht im Urlaub, sondern wollen uns konzentriert auf die EM vorbereiten. Wenn wir mal einen Nachmittag frei haben, zeige ich den Jungs Ascona." Den Rasen in Tenero kennt er noch bestens. "Dort habe ich mein erstes Trainingslager mit dem FC Locarno absolviert", erinnerte sich Neuville.
Noch acht Einheiten
Der Countdown beginnt ab sofort, insgesamt noch acht Mal wird Löw seine Jungs bis zum ersten Spiel am Sonntag gegen Polen zur Übungseinheit bitten. Zeit genug für die Kandidaten, sich für eine der beiden vakanten Positionen - eine im Sturm, die zweite auf der rechten Seite in der Mittelfeldraute - zu bewerben.
Dazu werden sich Löw und der Trainerstab auch des leidigen Themas Standardsituationen eindringlich annehmen. Einer der Gründe übrigens, warum um das Gelände ein drei Meter hohes Sichtschutz aufgebaut wurde.
Lediglich der knurrige Michael Ballack ist von draußen gut zu erkennen.