Elite-Einheit soll EM sichern

SID

Wiener Neustadt - Drei schwarze Luxuslimousinen nähern sich einer Kreuzung. Plötzlich kommt es neben einem der Autos zu einer heftigen Explosion. Ein fiktiver Terroranschlag.

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Nach wenigen Metern stoppen die Wagen. Männer mit Sonnenbrillen in schwarzen Anzügen springen heraus und suchen, die Maschinenpistolen im Anschlag, hinter den gepanzerten Fahrzeugen Schutz.

Inzwischen wird der prominente Fahrgast in Sicherheit und mit rasender Geschwindigkeit aus der Gefahrenzone gebracht. Minuten später kommt Entwarnung: Die Männer, Angehörige der österreichischen Elite-Einheit Cobra, verlassen den Tatort. Die Übung des Ernstfalls ist erfolgreich beendet.

418 ausgebildete Beamte

Wenige Tage vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft herrscht im Hauptquartier der Cobra, der österreichischen Variante der GSG 9, gespannte Ruhe.

"Wir rechnen während der Fußball-EM im Durchschnitt mit täglich bis zu zehn Einsätzen im Personenschutz für VIPs, das heißt besonders wichtige Persönlichkeiten wie etwa Staats- oder Regierungschefs aus anderen Ländern", sagt Rainer Wintersteiger, Chef des Cobra-Personenschutzes.

An Spieltagen in den Stadien von Wien, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck könnten es deutlich mehr sein. "Konkrete Hinweise auf irgendwelche Terroranschläge haben wir allerdings nicht."

Personenschutz, wie ihn die Elite-Polizisten der Cobra immer wieder trainieren, ist für die Beamten Routine. "Natürlich wünsche ich mir, dass die EURO 2008 im eigenen Land so perfekt abläuft, wie der Papstbesuch im vergangenen Jahr", sagt Wintersteiger.

Doch dieses Mal stehen die 418 sorgfältig ausgebildeten Mitglieder der Einheit vor einer ganz besonderen Herausforderung: "Ein Papstbesuch dauert drei Tage, doch hier haben wir es mit einem dreiwöchigen "Event" zu tun." Dazu mit einer Vielzahl von möglichen Einsatzorten. Auch in der Luft tun Mitglieder der "Cobra" - bei besonders gefährdeten Flügen als sogenannte Air-Marshalls - ihren Dienst.

3500 Einsätze pro Jahr

Neben ihren Sonderaufgaben müssen die stets in schwarz gekleideten Superpolizisten ihren normalen Dienst verrichten.

"Zu unserem Aufgabengebiet gehört ja auch die Verhaftung besonders gefährlicher Täter, die Bekämpfung des illegalen Drogen- und Waffenschmuggels, aber auch die Befreiung von Geiseln bei gewöhnlichen Verbrechen", erläutert Konrad Kogler vom Innenministerium in Wien.

Auch ohne König Fußball sind die Männer und Frauen der inzwischen 30 Jahre alten Elite-Einheit im vergangenen Jahr bei 3500 operativen Einsätzen aktiv geworden. Eine personelle Verstärkung für die EM gab es nicht. Zu lang und intensiv ist die Ausbildung.

Für normale Sicherheitsaufgaben während der drei EM-Wochen ist die Einsatzpolizei der Alpenrepublik zuständig.

Schutzwall gegen den Terror

Alle 27 000 Beamten werden im Juni Dienst tun. Hunderte von ihnen wurden im Umgang mit gewalttätigen Demonstranten ausgebildet. Sie werden während notfalls gegen Hooligans eingesetzt.

Auch im Falle eines Terroranschlags wäre zunächst die Polizei gefragt: "Selbst im besten Fall wird es einige Minuten dauern, bis unsere Leute am Einsatzort sind", erläutert Cobra-Kommandant Bernhard Treibenreif. "In dieser Woche hatten wir eine Geiselnahme durch einen geistig Verwirrten. Das haben auch ganz normale Gendarmen gelöst!"

Alle Polizisten hoffen natürlich, dass es während des großen Fußballfests nicht zu den befürchteten Einsätzen kommt, auf die sich die Elite-Cops jetzt intensiv vorbereiten.

"Unsere Geheimdienste haben bisher keinerlei Anhaltspunkte, dass etwa El Kaida einen Anschlag plant", sagt Cobra-Chef Treibenreif. "Die Verhinderung eines Anschlags ist das Wichtigste. Unsere Leute sind im Rahmen der Sicherheit letztlich nur die last line of defence" - der letzte Schutzwall gegen den Terror.