Löw reizt Casting bis zum Meldeschluss aus

SID
EM 2008, Löw, Nationalmannschaft
© Getty

Palma de Mallorca - Joachim Löw reizt sein EM-Casting bis zum letztmöglichen Zeitpunkt aus. Erst nach der Rückkehr der Nationalmannschaft vom Länderspiel gegen Weißrussland in Kaiserslautern wird der Bundestrainer die drei überzähligen Akteure aus dem Aufgebot für die EM streichen.

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"Wir lassen uns Zeit bis Mittwoch, 12.00 Uhr", verkündete Löws Assistent Hans-Dieter Flick in Palma de Mallorca und sorgte damit nach tagelangen Spekulationen für Klarheit im zeitlichen Ablauf. "Wir wollen das mit Stil zu Ende bringen", sagte Flick zum Auswahl-Verfahren "23 aus 26".

Aus diesem Grund fliegen die drei Verlierer des von Löw ausgerufenen Castings nach dem vorletzten EM-Test auch noch einmal für wenige Stunden mit zurück nach Mallorca und werden nicht in der Hektik des raschen Rückflugs auf die Balearen-Insel im Eilverfahren verabschiedet.

Hitzelsperger begrüßt Vorgehensweise

"Das zwischen Tür und Angel zu machen, wäre nicht richtig", begrüßte der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger die von Löw gewählte Vorgehensweise. Außerdem sollen die drei aussortierten Spieler sich weiterhin als mögliche Nachrücker fit- und bereithalten, wie Flick bestätigte.

Denn auch nach dem offiziellen Meldeschluss der Kader aller 16 EM-Teilnehmer bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am kommenden Mittwoch dürfte Löw bei möglichen Verletzungen oder Erkrankungen noch bis zum Turnierbeginn am 7. Juni Spieler nachnominieren.

Training auf "High Level"

Die hitzig diskutierte Entscheidung, mit 26 statt 23 Akteuren ins Trainingslager gefahren zu sein, hat sich aus Sicht des Trainerstabs schon am Ende der ersten Vorbereitungswoche als richtig erwiesen. "Es hat sich herauskristallisiert, dass es gut war", erklärte Flick.

Der verschärfte Konkurrenzkampf habe zu "einem Training auf high level" geführt. Löws Assistent betonte den positiven Effekt für den Trainerstab: "Wir sortieren nicht drei aus, sondern wir dürfen 23 Spieler auswählen."

Alles für den Titel

Die harte Entscheidung für die betroffenen Spieler sei ein absolut sinnvoller Preis, betonte der Co-Trainer, zumal die Akteure als mögliche Nachrücker durch das Training auf Mallorca in die taktische Schulung eingebunden sind: "Das war unser Ansinnen."

Die Mannschaft trägt das Verfahren offenbar mit, wie Mittelfeldspieler Hitzlsperger verdeutlichte: "Es geht um den mannschaftlichen Erfolg und nicht um Einzelschicksale."

Alles wird dem großen Ziel untergeordnet, um nach der Weltmeisterschaft 2006 ganz an die Spitze zu stoßen: "Natürlich müssen Titel her", sagte der Stuttgarter, der in die Stammformation drängt: "Ich will bei der EM mehr Einsätze und mehr Einfluss als bei der WM 2006."

Keine Wasserstandsmeldungen

Eine aktuelle Rangfolge der Streichkandidaten wollte Flick vor dem Endspurt um die Kader-Plätze nicht ausgeben. "Es hat keinen Sinn, irgendwelche Wasserstandsmeldungen zu verkünden."

Sorgen machen muss sich auch der an einem grippalen Infekt erkrankte Tim Borowski, der am Samstag beim Training im verregneten Palma wieder fehlte. "Ihn hat es am schlimmsten erwischt", bestätigte Flick. Torhüter Rene Adler (Becken-Prellung) und Philipp Lahm (Wadenprellung) legten wegen leichter Blessuren ebenfalls eine Übungspause ein.

Der Stuttgarter Torjäger Mario Gomez muss nach muskulären Problemen ein individuelles Aufbauprogramm absolvieren und konnte sich schon am zweiten Tag hintereinander nicht auf dem Platz für die Stammelf anbieten.

Bis ins letzte Detail

Im Training standen erneut mannschaftstaktische Übungen für Angriff und Abwehr auf dem bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Vorbereitungsplan. "Wir wissen schon heute genau, was wir am 6. Juni machen", berichtete Flick: "Wir haben seit Januar an unserem Drehbuch gearbeitet."

Ob dieses Drehbuch vorsieht, schon gegen Weißrussland die EM-Wunschformation um den am Montag zum Team stoßenden Kapitän Michael Ballack einzuspielen oder doch noch einmal den Wackelkandidaten eine Chance zu geben, wollte Flick indes nicht verraten.

Obwohl in dem offiziellen Länderspiel gar nicht alle 26 Akteure eingesetzt werden können, steht vor dem zweitägigen Kurztrip in die Heimat nur eines sicher fest: "Alle fliegen mit - und alle fliegen wieder zurück", sagte Flick.