Löw hat keinen Plan B

SID
Bierhoff, Loew, EM 2008, DFB
© DPA

München - Joachim Löw mag sich rund 30 Tage vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft kein Rücktritts-Szenario ausmalen, wie es seine Vorgänger Rudi Völler und Erich Ribbeck bei den letzten zwei EM-Turnieren erlebt haben.

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"Also, sich über so etwas Gedanken zu machen, verwerfe ich total. Ich habe keine Negativ- Strategie", sagte Löw bei einem Leser-Forum der "Bild am Sonntag".

Der Nachfolger von Jürgen Klinsmann will bei der Endrunde vom 7. bis 29. Juni in Österreich und der Schweiz vielmehr einen Positiv-Plan realisieren: "Meine Strategie ist ganz einfach: Wir versuchen, die ersten sechs Spiele bei der EM zu gewinnen."

Dann wäre Deutschland nach 1972, 1980 und 1996 zum vierten Mal Europameister.

"Es wird Zeit das es beginnt"

Für den angestrebten EM-Triumph müsste aber alles optimal laufen, wie Löw betonte: "Nur, wer in der Lage ist, alle sechs Spiele auf Top-Niveau zu spielen, wird Europameister, meinte der 48-Jährige bei einem gemeinsamen Auftritt mit DFB-Teammanager Oliver Bierhoff im ZDF-Sportstudio. Seinem ersten großen Turnier als DFB-Chefcoach, auf das "wir zwei Jahre hingearbeitet haben", fiebert Löw von Tag zu Tag mehr entgegen: "Es wird Zeit, dass es beginnt."

Bierhoff erklärte in einem Interview mit "Spiegel online" das WM- Abschneiden 2006 zum Maßstab für die EM: "Unser Mindestziel ist das Halbfinale", sagte der 40-Jährige.

Der Teammanager erinnerte aber daran, dass die Nationalmannschaft seit seinem Golden Goal im Finale gegen Tschechien beim letzten Titelgewinn 1996 in England kein EM-Spiel mehr gewinnen konnte.

Für Löws Vorgänger Ribbeck (2000) und Völler (2004) war nach dem sieglosen Vorrunden-K.o. jeweils Schluss.

Bis 16. Mai fällt Kader-Entscheidung

Löw ist "überzeugt" davon, dass es in der Vorrunden-Gruppe mit Polen, Kroatien und Österreich mindestens zu Rang zwei und damit dem Einzug ins Viertelfinale reichen wird.

Bei der Nominierung seines EM- Kaders erwägt er mit seinem Stab allerdings immer intensiver den Gedanken, den Kampf um die 23 Plätze doch noch bis zum EM-Testspiel gegen Weißrussland am 27. Mai in Kaiserslautern auszuweiten.

"Wir haben uns vorgenommen, dass wir bis zum 16. Mai eine definitive Entscheidung treffen, wie der Kader aussieht. Aber da einige Spieler jetzt verletzt waren oder auch angeschlagen sind, haben wir intern diskutiert, ob wir den einen oder anderen Spieler mehr mitnehmen ins Trainingslager nach Mallorca, um dann definitiv am 28. Mai zu entscheiden, wenn die Meldefrist bei der UEFA abläuft", sagte Löw.

Er würde damit auf den Spuren von Franz Beckenbauer wandeln. Der Kaiser hatte als bislang letzter Teamchef oder Bundestrainer vor der Weltmeisterschaft 1990 in Italien erst in der Vorbereitung seine Auslese beendet: Holger Fach war vor 18 Jahren derjenige, der aus dem damals noch 22 Spieler umfassenden WM-Kader gestrichen wurde.