EM-Aus schockt Hildebrand

SID
Hildebrand, EM
© Getty

Garmisch-Partenkirchen - Timo Hildebrand war schwer geschockt, Rene Adler hoch erfreut: 22 Tage vor dem EM-Auftakt hat Joachim Löw überraschend die Torhüter-Baustelle in der deutschen Nationalmannschaft neu aufgemacht.

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Statt der bisherigen Nummer 2 Hildebrand nimmt der Bundestrainer den Bundesliga-Shootingstar Adler mit zur Europameisterschaft. "Wir haben das von allen Seiten beleuchtet", erklärte Torwart-Coach Andreas Köpke zur Entscheidung, die viel Zündstoff in sich birgt.

Zwar wird Jens Lehmann, der in dieser Saison als Bankdrücker beim FC Arsenal auch schon für heftige Debatten gesorgt hatte, als Nummer 1 in das Turnier in Österreich und der Schweiz gehen. Doch mit der Neuordnung des auserlesenen Torwart-Trios erhöht sich der Druck auf alle DFB-Keeper.

Hildebrand geschockt

Hildebrand zeige sich "überrascht, geschockt, auch irritiert" von seiner Ausbootung: "Es schmerzt wie eine frische Fleischwunde." Die Absage sei "wie aus heiterem Himmel, ohne Vorzeichen" gekommen.

"Ich bin überzeugt davon, dass ich mich im letzten Jahr weiterentwickelt habe, dass ich in allen wichtigen Bereichen besser geworden bin", erklärte Hildebrand auf seiner Homepage. Die Entscheidung müsse er so hinnehmen und auch akzeptieren.

Entscheidung nicht nachvollziehbar 

"Aber verstehen oder gar nachvollziehen kann ich sie nicht." Eigentlich wollte der Ex-Stuttgarter als Nummer 2 sogar angreifen: "Weil Form und Leistung stimmen. Weil ich gut drauf bin, weil die Zeit reif ist."

Noch bis in den März hinein hatte der Bundestrainer in der T-Frage immer wieder davon gesprochen, dass "nach derzeitigem Stand" Lehmann, Hildebrand und Robert Enke seine drei EM-Fahrer seien.

Spekulationen um Adler 

Doch offenbar hat die "Top-Analyse" (Löw) von Köpke, die der einstige Auswahl-Keeper in dieser Woche im engsten Trainerzirkel präsentiert hatte, das Bild gekippt.

"Aufgrund der hervorragenden Leistungen über ein Jahr in der Bundesliga und des Alters von Adler haben wir uns für einen Jung-Torhüter entschieden", sagte Köpke, ließ aber auch Platz für Spekulationen: "Ich werde jetzt nicht auf jede Einzelheit eingehen. Wir sind von dieser Konstellation absolut überzeugt."

Aus in der Nationalmannschaft?

Hildebrand hat nach seinem Wechsel vom VfB zum FC Valencia eine turbulente Saison erlebt. Erst kam er an der Legende Santiago Canizares nicht vorbei, dann hatte er einige herausragende Spiele, wurde Pokalsieger, kassierte jedoch auch ein paar mächtige Klatschen.

Doch von den Verantwortlichen der DFB-Elf habe es keine Kritik an seinen Leistungen gegeben, "keine Hinweise darauf, dass es womöglich für mich nicht reicht", sagte Hildebrand. Nach der Ersatzrolle bei der WM 2006 und der EM 2004 ist er nun ganz draußen. "Was es jetzt für die weitere Karriere bedeutet, muss man offen lassen", sagte Löw Richtung Hildebrand.

Karten werden neu gemischt

Der erst 23 Jahre alte Adler könnte bei seinem ersten Turnier sofort zum Überflieger werden. Denn der Jungstar von Bayer Leverkusen, für den sich die geballte deutsche Prominenz von Franz Beckenbauer über Lothar Matthäus bis Toni Schumacher stark gemacht hatte, könnte sofort in die Kronprinzen-Rolle rücken.

Im Moment gebe es zwar keinen Grund, von der Reihenfolge Lehmann (1), Enke (2), Adler (3) abzurücken, meinte Köpke, sagte jedoch auch: "Das wird jetzt das Training zeigen."

Löw hatte immer wieder betont, dass sich auch die 37 Jahre alte Nummer 1 in der direkten EM-Vorbereitung gerade aufgrund der zuletzt mangelnden Spielpraxis beweisen müsse.