Der "Geist von Cordoba" wird in jeder nur denkbaren Facette heraufbeschworen und verdrängt mitten im Winter sogar den heiß geliebten Skisport aus den Schlagzeilen. Nationaltrainer Josef Hickersberger (im Bild) will sich vor dem Duell mit der DFB-Elf am Mittwoch (20.30 Uhr im SPOX-TICKER) im Wiener Ernst- Happel-Stadion jedoch lieber mit der fußballerischen Gegenwart beschäftigen als mit dem legendären 3:2-Sieg bei der WM 1978 in Argentinien.
"Ich habe meine Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen, sowohl was die Siege angeht, als auch die Niederlagen", sagte der Österreich-Coach vor dem Auftakt ins EM-Jahr.
Sieg käme (ungeliebter) Sensation gleich
Nach nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Spielen seit Februar 2007 und kübelweise Spott und Häme wäre ein Erfolg ausgerechnet gegen den stets neidisch beäugten großen Nachbarn für "Felix Austria" eine Sensation. "Deutschland spielt einen modernen Fußball. Ich rechne mit einer sehr offensiven Mannschaft. Aber da liegt auch unsere Chance", sagte Hickersberger und offenbarte eine ungewöhnliche Philosophie.
Ein Erfolg käme dem 59-Jährigen nämlich nicht unbedingt gelegen. "Ein Sieg wäre schlecht für uns, weil ganz Österreich uns dann in den Kreis der Titelfavoriten heben würde", bemerkte der Trainer mit Blick auf das viel wichtigere EM-Gruppenspiel der Nachbarn am 16. Juni, ebenfalls im Wiener Ernst-Happel-Stadion.
Nostalgie-Welle mit erstaunlichen Formen
Die Nostalgie-Welle nahm in Österreichs Medienlandschaft in den vergangenen Tagen erstaunliche Formen an. Die Nachrichtenagentur "APA" sendete ein mehrteiliges Themenpaket zum Erfolg von Cordoba. Die Zeitung "Kurier" startete eine Serie mit den WM-Helden und lichtete unter anderem den damaligen Torwart Friedl Koncilia mit seiner gerade geborenen Tochter ab.
Erinnert wurde auch immer wieder an den letzten Sieg gegen Deutschland überhaupt: Vor 21 Jahren gab es ebenfalls in Wien ein 4:1.
Pogatetz-Rückkehr im Blickpunkt
Das Deutschland-Duell steht für die Österreicher auch im Zeichen der Rückkehr von Emanuel Pogatetz. Der England-Legionär, beim FC Middlesbrough Abwehrkollege von Roberth Huth, steht erstmals nach seiner Verbalattacke gegen Hickersberger und Kapitän Andreas Ivanschitz im September 2006 wieder im ÖFB-Team.
Ganz ausgestanden sind die Zwistigkeiten zwischen Ivanschitz und Pogatetz aber offenbar noch nicht. "Wir haben miteinander geredet, aber über das Thema haben wir nicht gesprochen. Das Spiel am Mittwoch ist zu wichtig", sagte Ivanschitz. Der Offensivmann rechnet sich für sein Team gegen die Löw-Auswahl durchaus Chancen aus. "Ich denke, dass wir die Deutschen ärgern können", sagte der Profi von Panathinaikos Athen.
Harnik erhält Länderspielminuten
Neben Pogatetz kehrt auch Roland Linz vom SC Braga wieder ins Nationalteam zurück. Der Portugal-Legionär überzeugte Hickersberger unter anderem mit seinem Tor im UEFA-Cup gegen Bayern München.
Auch Martin Harnik von Werder Bremen kann mit einem Einsatz rechnen - wenn auch nicht unbedingt von Anfang an. "Ich werde im Laufe des Spiels alle drei Stürmer einsetzen", verriet Hickersberger.
Verteidiger Johannes Ertl von Austria Wien wurde vom Teamchef nachnominiert, weil hinter dem Einsatz von György Garics noch ein Fragezeichen steht. Der Außenverteidiger laboriert an Bauchmuskelproblemen.