Bierhoff schlägt Alarm für EM

SID
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© Getty

Oliver Bierhoff schlägt Alarm, Michael Ballack beunruhigt vor seinem Länderspiel-Comeback mit einer schmerzenden Wade - dafür winkt den deutschen Fußballern bei einem Titelgewinn im Sommer die EM-Rekordprämie von 250.000 Euro pro Mann.

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An einem ereignisreichen Montag sorgte Teammanager Bierhoff vor dem brisanten Bruderduell mit EM-Gruppengegner Österreich mit einem überraschend heftigen Weckruf an die deutschen Nationalspieler, die Betreuer und die Bundesliga-Klubs für das meiste Aufsehen.

"Wir müssen tierisch aufpassen und wach werden, dass die EM schon jetzt begonnen hat", sagte Bierhoff bei seiner alles andere als spaßig gemeinten Rosenmontags-Rede in der Frankfurter DFB-Zentrale.

"Es plätschert so dahin"

Der wichtigste Helfer von Bundestrainer Joachim Löw verspürt vier Monate vor dem ersten Vorrundenspiel gegen Polen einen aufziehenden Schlendrian in der EM-Vorbereitung.

"Die WM im eigenen Land war für alle ein Fixpunkt, die EM fällt dagegen ein bisschen runter. Dabei ist sie das schwierigere Turnier. Das plätschert alles so dahin, das gefällt mir überhaupt nicht", erklärte Bierhoff, dessen "Warnsignal" in einem alarmierenden Kernsatz mündete: "Ich mache mir Sorgen."

Der Versuch des Aufrüttelns hat reale Hintergründe: Etliche Leistungsträger wie Torsten Frings oder Christoph Metzelder sind auf noch unabsehbare Zeit verletzt, andere wie Jens Lehmann, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski haben im Verein keinen Stammplatz.

Sonderschichten verlangt 

Zudem vermisst Bierhoff eine schon jetzt einsetzende Fixierung auf den Saison-Höhepunkt: "Man muss konkret das Ziel EM haben", forderte der Europameister von 1996, der in punkto Fitness Sonderschichten der EM-Kandidaten verlangte: "Das Wichtigste ist die Eigeninitiative der Spieler."

Ab sofort würden die Nationalspieler vom Trainerstab um Löw wöchentlich kontaktiert, "um da mehr herauszukitzeln".

Bierhoffs Reizpunkt soll schon am 06. Februar in Wien beim ersten von insgesamt nur noch vier EM-Testspielen Wirkung zeigen. "Wir müssen anziehen und Gas geben. Ich hoffe, dass wir es schon beim Österreich-Spiel machen", sagte Bierhoff.

Neun Akteure fehlen 

Die Vorbereitung auf das Prestigeduell begann jedoch alles andere als verheißungsvoll: Nur zehn der 19 Akteure konnte Löw bei der ersten Übungseinheit auf der "Kleinen Kampfbahn" neben der Frankfurter Arena um sich scharen - erst beim Werbespot für DFB-Hauptsponsor Mercedes-Benz am Nachmittag war der komplette Kader im Einsatz.

Überraschend passen musste beim Training auch Leitwolf Ballack, aber nicht wegen der am Wochenende erlittenen Platzwunde am Kopf, sondern einmal mehr wegen seiner zwickenden Problem-Wade.

"Wir wollten kein Risiko eingehen", bemerkte Bierhoff und versuchte zu beruhigen: "Wir gehen davon aus, dass er spielen kann. Michael ist heiß auf das Spiel".

"Wichtig, dass Michael zurückkommt" 

In der Endspiel-Arena der EM soll Ballack ein Garant dafür sein, dass Bierhoffs Alarmschlag nicht weiter geschürt wird. "Gerade im ersten Länderspiel des Jahres ist es wichtig, dass Michael Ballack als Kapitän zurückkommt. Er hat bei Chelsea sehr gut gespielt und ist nach seiner Verletzung wieder sehr fit, das ist wichtig für unsere Mannschaft", sagte Torhüter Lehmann: "Ausfälle wie der von Torsten Frings und einigen anderen sind nicht so leicht zu verkraften. Aber das Positive ist, dass Michael wieder zurück ist."

Über zehn Monate liegt das 77. und bislang letzte Länderspiel von Ballack zurück: Am 24. März 2007 führte der Kapitän die deutsche Elf zum 2:1-Sieg in Prag gegen Tschechien, dem besten Länderspiel seit der WM 2006 und in der Ära Löw.

Der Bundestrainer setzt in Wien auf ein prominentes Mittelfeld mit dem Kapitän und dem ebenfalls zurückkehrenden Bernd Schneider, denn er hat schon in der Abwehr genug Probleme.

Improvisation ist angesagt 

In Per Mertesacker und Philipp Lahm stehen nur zwei Akteure aus der EM-Wunschformation zur Verfügung.

"Im Defensivbereich müssen wir improvisieren", bekannte Löw, dem dafür auch die Schalker Neulinge Heiko Westermann sowie der im defensiven Mittelfeld einsetzbare Jermaine Jones zur Verfügung stehen.

"Es gibt vielleicht das eine oder andere Experiment", deutete Löw an.

Die voraussichtliche Aufstellung:

Lehmann - Castro, Mertesacker, Manuel Friedrich, Lahm - Schneider, Ballack, Hitzlsperger, Schweinsteiger - Klose, Kuranyi