Der Weltmeister funktioniert perfekt

Von Thomas Gaber
italien, toni
© Getty

München - Als Jürgen Klinsmann als Stargast der EM-Auslosung Weltmeister Italien in eine Gruppe mit Frankreich und Holland packte, strahlte Roberto Donadoni übers ganze Gesicht.

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Frankreich und Holland - na und? So in etwa war die Reaktion des Trainers der Squadra Azzurra auf das "Hammerlos" zu interpretieren. Pure Überheblichkeit oder berechtigte Gelassenheit?

Die Antwort gab Italien beim souveränen 3:1-Testspielsieg gegen Portugal. Beschränkte sich der Weltmeister in der ersten Halbzeit noch auf die ureigensten Tugenden - hinten sicher stehen und vorne trifft Luca Toni - beherrschten Donadonis Männer den Vize-Europameister von 2004 nach der Pause nach Belieben.

Auch ohne die verletzten Stammspieler Gianluigi Buffon, Marco Materazzi, Gennaro Gattuso und Mauro Camoranesi sowie die nichtberücksichtigten Alessandro Del Piero und Alberto Gilardino spielte sich Italien endgültig in die Topfavoritenrolle für die EM.

Pirlo Dreh- und Angelpunkt 

Angetrieben vom überragenden Spielmacher Andrea Pirlo und Juve-Jungstar Raffaele Palladino brannte Italien ein untypisches Offensiv-Feuerwerk ab. Donadoni hat in den letzten Monaten eine scheinbar perfekt funktionierende Mannschaft aus Weltmeistern und hungrigen Neulingen geformt. Bestes Beispiel ist Udinese-Stürmer Fabio Quagliarella, der gegen Portugal sein drittes Tor im sechsten Länderspiel erzielte.

Die statistisch gesehen beste Mannschaft Europas ist derzeit aber Spanien. Seit 13 Spielen ist die Furia Roja ungeschlagen und beim 1:0 gegen Frankreich wurde sogar ein großes Kaliber besiegt.

"Es war ein ausgeglichenes Spiel zweier physisch sehr starker Mannschaften", sagte Nationalcoach Luis Aragones. Zwar gelang es den Spaniern nicht, ihr zuletzt brillant funktionierendes Offensivspiel aufzuziehen. Doch mittlerweile sind sie auch in der Lage, weniger gute Spiele für sich zu entscheiden. Ein abermals überragender Torhüter Iker Casillas hielt den knappen Sieg fest.

Kroatiens Abwehr nicht EM-tauglich 

Von Deutschlands EM-Gruppengegnern konnte am Mittwoch Polen überzeugen. In der ersten halben Stunde spielte die Mannschaft von Trainer Leo Beenhaker mit den höher eingestuften Tschechen Katz und Maus und schoss zwei blitzsaubere Tore.

"Die Polen werden zur EM sehr viel besser vorbereitet kommen als zur WM 2006", sagte "ZDF"-Experte Günter Netzer.

Ein Debakel erlebte dagegen Kroatien. Beim 0:3 gegen Holland offenbarte die Elf von Coach Slaven Bilic vor allem in der Abwehr eklatante Schwächen. Die Innenverteidigung aus den Bundesligaprofis Robert Kovac (Borussia Dortmund) und Josip Simunic (Hertha BSC) ist nicht EM-tauglich.

Van Basten entdeckt den Offensiv-Fußball 

Schwer beeindruckt hat dafür der Gegner. Obwohl mit Ruud van Nistelrooy, Arjen Robben und Robin van Persie der komplette etatmäßige Angriff ausfiel, spielte die Elftal endlich ihr Offensiv-Potential aus.

Trainer Marco van Basten vollzieht in seinen letzten Monaten als Bondscoach (nach der EM ist Schluss) einen Systemwechsel. "Van Basten muss seine Spieler loslassen. Das sind alles erstklassige Fußballer. Wenn Holland als Mannschaft funktioniert, sind sie ein Kandidat für den Titel", sagte Netzer. 

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