Auf Hiddink ist Verlass

Von SPOX
russland, team
© Getty

München - So ein bisschen Schadenfreude musste schon sein, nach dem Quali-Aus der Engländer. Und eines ist klar: Wäre die deutsche Elf gescheitert, die Häme von der Insel wäre ungleich größer ausgefallen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Während sich der gemeine Deutsche, ob des englischen Versagens also aus reiner Hassliebe ins Fäustchen lachte, freute man sich in Russland vor allem deshalb so diebisch, weil die Sbornaja dadurch den Sprung zur Europameisterschaft geschafft hatte.

In der Endrunde gelten die Russen allerdings als klarer Außenseiter. Wohl auch, weil sich einem das qualvolle 1:0 gegen Andorra und die 1:2-Pleite in Israel als letzter Eindruck ins Gedächtnis brannten.

Unterschätzen sollte man die russische Elf allerdings nicht, denn Trainer Guus Hiddink hat bislang noch jede seiner Mannschaften auf Vordermann gebracht.

Stärken:

Hiddink hat seinem Team Disziplin eingeimpft. Ergebnisorientiertes Agieren steht ganz klar vor Hurra-Fußball und bedingungslosem Offensivspiel. Nicht zuletzt deshalb kassierte Russland in 12 Quali-Spielen nur sieben Gegentreffer und blieb fünfmal ohne Gegentor.

Dadurch, dass Hiddink während der Qualifikation immer wieder den gleichen Spielern vertraute, ist die Mannschaft relativ gut eingespielt und aufeinander abgestimmt. Vor allem das Zusammenwirken zwischen Abwehr und Mittelfeld funktioniert hervorragend und ist die Basis für das schnelle Umschalten auf Angriff. Das Konterspiel ist Russlands beste Offensiv-Waffe und könnte vor allem gegen favorisierte Gegner wertvoll werden.

Wie bei seinen anderen Stationen legt Hiddink auch in der Sbornaja großen Wert auf körperliche Fitness, aggressives Auftreten und Zweikampfstärke. Und wenn nötig, kann Russland - wie beim 2:1-Erfolg gegen England - auch mal erfolgreich die Brechstange auspacken.

Schwächen:

So viel der Trainer schon erlebt hat, so unerfahren ist seine Mannschaft. Bis auf Alexander Kerschakow vom FC Sevilla, steht kein Akteur bei einem internationalen Top-Klub unter Vertrag.

Hinzu kommt, dass das Team insgesamt noch relativ jung ist. Von den Stammspielern ist lediglich Mittelfeldspieler Konstantin Zyryanow schon über 30. Ein richtiger Routinier, der in turbulenten Phasen mal etwas Ruhe reinbringt, fehlt also.

Hiddink verfügt in seinem Kader zwar über ausgezeichnete Einzelspieler in der Offensive, unter einen Hut konnte er sie bislang allerdings auch noch nicht bringen. Während Abwehr und Mittelfeld eingespielt sind, sucht der Holländer vorne noch nach der richtigen Mischung.

Und auch im Tor könnten die Russen ein Problem bekommen, sollte die etatmäßige Nummer eins, Igor Akinfeew, nicht rechtzeitig fit werden. Wladimir Gabulow und Wjatscheslaw Malafeew sind bestenfalls auf Zweitliga-Niveau.

Taktik:

Hiddinks Viererkette steht mit den Berezutskiy-Zwillingen, Anyukow und Ignaschewitsch. Davor gibt Konstantin Zyryanow meist einen klassischen Abräumer, dem zentral ein etwas offensiver ausgerichteter Akteur zur Seite gestellt wird (meist Igor Semschow).

In der Regel besetzt Hiddink die Außen mit zwei schnellen Spielern und setzt vorne auf einen wuchtigen Angreifer (Pavlyuchenko oder Kerschakow), um den herum meist der quirlige Andrei Arschawin wuselt.

Das ganze System ist darauf ausgerichtet, defensiv möglichst kompakt zu stehen und nach Ballgewinn schnell und direkt nach vorne zu spielen.

Artikel und Videos zum Thema