EM

3:0! Der Favorit meldet sich zurück

Von Daniel Reimann
Yussuf Poulsen vom RB Leipzig (r.) hatte gegen Emre Can und die DFB-Jungs das Nachsehen
© getty

Deutschland feiert am zweiten Spieltag der U21-EM einen 3:0 (1:0)-Erfolg über Dänemark. Hrubeschs Rotation im Mittelfeld fruchtet - zum Matchwinner avanciert der Kapitän.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 13.268 Zusehern in der Prager Eden Arena brachte Kevin Volland (32.) das DFB-Team in Führung. In der 48. Minute legte er nach und zirkelte einen 25-Meter-Freistoß unhaltbar in die Maschen. Den Endstand besorgte Matthias Ginter (53.) per Kopf.

Deutschland übernimmt mit vier Punkten die Tabellenführung in Gruppe A und hat beste Chancen auf das Halbfinale. Dahinter rangieren mit je drei Punkten Dänemark und Tschechien, das Serbien mit 4:0 demontiert. Am Dienstag trifft die Mannschaft von Horst Hrubesch auf Gastgeber Tschechien.

Die Reaktionen:

Matthias Ginter, (Weltmeister 2014): "Die Atmosphäre ist ähnlich. In Brasilien stand eine echte Mannschaft auf dem Platz, und hier ist das genauso. Jetzt hoffen wir alle, dass es hier ähnlich endet."

Horst Hrubesch (Trainer): "Das Ergebnis geht absolut in Ordnung, ich habe kaum etwas zu bemängeln. Wir wussten, dass wir mit einem Sieg einen Meilenstein setzen können."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hrubesch bringt wie erwartet Schulz für den gesperrten Günter (Gelb-Rot). Kimmich ersetzt den gegen Serbien schwachen Leitner, Bittencourt darf für Hofmann ran. Dafür rückt Volland ins Sturmzentrum. Ein wenig überraschend: Heintz beginnt an Stelle von Knoche.

Bei Dänemark gibt es insgesamt vier Wechsel: Sörensen, Höjbjerg, Falk Jensen und Fischer rotieren aus der Startelf. Für sie laufen Vigen Christensen, Jönsson, Sisto sowie Brock-Madsen auf. Letzterer soll im Strafraum für etwas mehr physische Präsenz sorgen als der kleine quirlige Fischer.

13.: Erste starke DFB-Aktion: Volland nimmt einen langen Ball am Sechzehner technisch sauber an, dreht sich und setzt Bittencourt per Querpass ein. Von rechts verzieht der Hannoveraner jedoch aus rund elf Metern.

15.: Poulsen wird mit einem Heber auf die Reise geschickt und marschiert von halbrechts in die Box. Gegenspieler Schulz hechelt nach, grätscht, doch der Leipziger verzögert. Aus Spitzem Winkel kann er nur hoch abschließen und setzt den Versuch neben das Tor.

27.: Das war richtig knapp! Durch eine Seitenverlagerung kommt Younes links in eine gute Position. Von der Strafraumecke schlenzt er gefühlvoll gen langen Pfosten. Keeper Busk kann nur zusehen, wie das Leder knapp vorbei rauscht.

32., 1:0, Volland:Kimmich erobert den Ball und schaltet blitzschnell um. In der gegnerischen Hälfte hat Can zu viel Platz. Der Steilpass auf Volland kommt genau im richtigen Moment. Alleine vor dem Torwart behält der deutsche Kapitän seine Nerven und tunnelt Busk aus neun Metern. 1:0 - da ist die erlösende Führung!

48., 2:0, Volland: Wieder sind es die gleichen Protagonisten. Ein möglicher Gegenstoß der Dänen wird von Kimmich im Keim erstickt, Can im Anschluss von Sisto gefoult. Den Freistoß aus 25 Metern versenkt Volland mit links im Kasten. Halbhoch, rechts unten - kann man so machen.

53., 3:0, Ginter: Nach einem Standard kommt der Ball zu Younes, der links neben dem Sechzehner spielend leicht Lasse Christensen ausdribbelt und zur Grundlinie geht. Die Flanke mit dem Außenrist kommt zum aufgerückten Ginter. Dessen Kopfball entscheidet diese Partie wohl endgültig.

58.: Es geht jetzt Schlag auf Schlag: Der starke Younes taucht vor der Box auf, hebt das Leder in den Lauf von Meyer. Mit links und aus elf Metern trifft der Schalker nur das Außennetz.

69.: Fast Vollands dritter Treffer. Erneut profitiert er dabei von einem Dribbling und der folgenden Flanke von Younes. Aus fünf Metern kann der Doppeltorschütze Busk nicht überwinden, weil dieser toll reagiert.

Fazit: Verdienter Dreier für die DFB-Junioren! Nach anfänglicher Unsicherheit und einigen Weckrufen machten sie ernst. Besonders in Halbzeit zwei zündete der Favorit ein Offensiv-Feuerwerk. Dänemark fehlten schlicht die Mittel, um über die volle Distanz Paroli zu bieten.

Der Star des Spiels: Joshua Kimmich. Nach Leitners Auftritt gegen Serbien ein logischer Wechsel in der Startelf, der sich voll auszahlte. Kimmichs Übersicht und Spielintelligenz sind bemerkenswert, dazu unheimlich wertvoll in der Balleroberung, die vor den ersten beiden Toren auf sein Konto ging. Darüber hinaus mit vielen cleveren Verlagerungen, die gegen Serbien insgesamt zu kurz kamen. In dieser Form nicht aus der Startelf wegzudenken.

Der Flop des Spiels: Pione Sisto. Das Bemühen kann man Dänemarks Linksaußen nicht absprechen, doch diesmal agierte er weitaus unglücklicher als noch im Spiel gegen Tschechien. Verlor haufenweise Bälle und zeigte gerade nach der deutschen Führung offensiv nur noch Alibi-Aktionen. Wurde nach 72 Minuten ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Sergey Karasev. Der Russe erwischte eine angenehm zu leitende Partie. Wenig überharte Aktionen oder Unsportlichkeiten. Blieb über das gesamte Spiel ohne nennenswerte Fehlentscheidung.

Das fiel auf:

  • Hrubeschs Truppe begann wie schon gegen Serbien zurückhaltend. Das frühe Pressing der Dänen bereitete Deutschland anfangs einige Probleme. Besonders die linke Abwehrseite mit den Startelf-Neulingen Schulz und Heintz zeigte sich unter Druck anfällig.
  • In der ersten Viertelstunde krankte vor allem der deutsche Spielaufbau. Ginter und Heintz standen breit, die Außenverteidiger weit aufgerückt. Weil sich aber Kimmich und Can anfangs zu selten tief als Anspielstation anboten, war das Aufbauspiel zu eindimensional und damit berechenbar.
  • Im Laufe der ersten Halbzeit ließen sich die Sechser häufiger fallen. Kimmich zeichnete sich durch viele clevere Verlagerungen aus, Can nahm oft Tempo auf und leitete selbst die Offensivaktionen ein. Dänemark wiederum bekam zu wenig Zugriff auf das Mittelfeld-Duo.
  • Auch auf den Außenpositionen zeigte sich Deutschland verbessert. Bittencourt und Younes bekamen mehr Zuspiele, der spielstarke Volland im Sturmzentrum entpuppte sich als die richtige Lösung, um Bälle festzumachen und die technisch versierten Flügelspieler in Szene zu setzen.
  • Mit dem Selbstvertrauen der Führung entwickelte Deutschland in der zweiten Halbzeit eine Menge Spielfreude. Vor allem Younes packte einige geniale Dribblings aus, Bittencourt ging clever in die Schnittstellen. Einzig Max Meyer fiel in der deutschen Offensive merkbar ab. Wie schon gegen Serbien forderte er zu wenige Bälle und wählte bisweilen die falschen Laufwege.

Deutschland - Dänemark: Die Daten zum Spiel