EM

Geheimfavorit a.D.

Von SPOX
Die belgische Nationalmannschaft gehört bei der EURO 2016 sicherlich zu den Titelfavoriten
© getty

Vom 10. Juni bis 10. Juli findet im Land des zweifachen Europameisters Frankreich die 15. Fußball-EM statt. SPOX stellt die 24 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Belgien.

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Land: Belgien

Einwohner: 11,2 Millionen

Weltranglistenplatz: 2

EM-Teilnahmen: 4 (1972, 1980, 1984, 2000)

Größte EM-Erfolge: Dritter 1972, Zweiter 1980

Hier geht's zur EM-Gruppe E

Der Star: Kevin De Bruyne. Viele hatten dem erst 24-Jährigen den großen Sprung von Wolfsburg zu Manchester City im vergangenen Sommer noch nicht zugetraut. Doch von Beginn an schlug der Mittelfeldspieler bei den Citizens ein wie eine Bombe (25 Spiele, neun Tore) und passte das Offensivspiel des damaligen Vizemeisters an seine Fähigkeiten an. Bis zu seiner zweimonatigen Verletztungspause lagen die Skyblues auf Platz zwei lediglich drei Punkte hinter dem Überraschungsmeister Leicester City. Erst ohne den starken Belgier folgte der Absturz, der für ManCity fast in einer Saison ohne Champions League geendet hätte. Beeindruckend ist vor allem, mit welcher Unbekümmertheit der Belgier auf der Insel an seine Leistungen bei Wolfsburg anknüpfte. Eine Eigenschaft, von der auch die belgische Nationalmannschaft profitieren wird.

Der Trainer: Marc Wilmots. Auf dem Papier scheint die Leistung des ehemaligen Schalkers unbestritten. Aus den Untiefen der Weltrangliste führte er die Roten Teufel seit 2012 bis nach ganz oben. Im Herbst 2015 lagen die Belgier für fünf Monate gar auf Platz eins der Welt und wurden somit zur ersten Nation auf diesem Rang, ohne je Europameister oder Weltmeister zu sein. Trotz der Erfolge ist Wilmots in der Heimat nicht unumstritten. Viele meinen, dass bei einer solch hohen Dichte an Weltstars jeder an der Seitenlinie stehen könnte, und er nur von Rahmenbedingungen profitiert, die viel früher gelegt wurden. Andere nahmen ihm in der Vergangenheit zahlreiche Techtelmechtel mit seinem Ex-Klub Schalke übel. Obwohl der Coach derzeit noch einen Vertrag bis 2018 besitzt, wird sich seine Zukunft vermutlich schon bei der EM entscheiden. Alles andere als eine Halbfinale-Teilnahme würde in Belgien als Enttäuschung aufgefasst werden.

Der Kapitän: Eden Hazard. Anfang Mai musste ganz Belgien eine bittere Pille schlucken: Vincent Kompany, Kapitän und Leitwolf der ganzen Mannschaft, wird die Europameisterschaft aufgrund von Leistenproblemen verpassen. Der City-Star, den Wilmots stets als seinen "verlängerten Arm" bezeichnet, hinterlässt im Team ein riesiges Loch. Hazard soll als Ersatzkapitän die Rolle des Leaders übernehmen. Eine Mammutaufgabe für den Mittelfeldspieler von Chelsea. Schließlich hat der 25-Jährige eine komplett durchwachsene Saison bei den Blues hinter sich. Lediglich sechs Tore erzielte der Belgier wettbewerbsübergreifend und blieb oft ein Schatten seiner selbst.

Der Spieler im Fokus: Yannick Carrasco. In einer Ansammlung voller Hochbegabten fliegt er derzeit vielleicht noch am ehesten unter dem Radar. Wechselte im Sommer 2015 von Monaco zum CL-Finalisten Atletico Madrid, kam dort am Stammpersonal bis jetzt allerdings noch nicht vorbei. War unter Simeone jedoch Joker Nummer eins - eine Position, die er wahrscheinlich auch in der bärenstarken belgischen Offensive innehaben wird. Sollte es bei Hazard auf der linken Seite nicht laufen, ist der Flügelspieler stets die erste Alternative. Vor allem aufgrund seiner explosiven Antritte und seiner Spritzigkeit ein belebendes Element auf der linken Seite.

Die Wunschelf (4-2-3-1): Courtois - Alderweireld, Denayer, Vermaelen, Vertonghen - Witsel, Dembele - Mertens, De Bruyne, Hazard - Lukaku

Die Prognose: Belgien galt bei der WM 2014 in Brasilien als Geheimfavorit. Aufgrund der kilometerlangen Liste an hochbegabten Spielern, die inzwischen fast alle den nächsten Karriereschritt gemacht haben und feste Bestandteile internationaler Topklubs sind, haben die Roten Teufel den Präfix "Geheim" längst verloren. Doch der Weltranglistenzweite hat vor allem in der Defensive mit enormen Problemen zu kämpfen. Neben Kapitän und Chef Vincent Kompany fällt mit Nicolas Lombaerts auch der potenzielle Vertreter Nummer eins aus. Da auch Dedryck Boyata angeschlagen ist, wird wohl Thomas Vermaelen zentral verteidigen müssen. Alles andere als eine Optimallösung. Schließlich machte der Barca-Verteidiger aufgrund von Problemen in der Liga lediglich vier Spiele über 90 Minuten. Sollte Wilmots seine Defensive trotz aller Sorgen in den Griff bekommen, ist sicherlich alles möglich. Mit De Bruyne, Hazard, Mertens und Lukaku haben die Roten Teufel eine der heißesten Angriffsreihen im Weltfußball.

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