EM

Auferstanden von den Toten

Von SPOX
Die türkische Nationalmannschaft baut vor allem auf Kapitän Arda Turan
© getty

Vom 10. Juni bis 10. Juli findet im Land des zweifachen Europameisters Frankreich die 15. Fußball-EM statt. SPOX stellt die 24 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Türkei. Die EM-Generalprobe der Türken gegen Slowenien zeigt SPOX im LIVESTREAM (20.15 Uhr).

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Land: Türkei

Einwohner: 79 Millionen

Weltranglistenplatz: 18

EM-Teilnahmen: 3

Größte EM-Erfolge: 1x Halbfinale (2008)

Hier geht's zur EM-Gruppe D

Der Star: Burak Yilmaz. Zugegeben, seine beste Form offenbart der türkische Nationalstürmer derzeit nicht. Nach seinem Wechsel zu Bejing Guoan nach China in der Winterpause kam er gerade mal auf zwei Einsätze. Eine hartnäckige Verletzung stoppte ihn lange Zeit. Erst in der EM-Vorbereitung kehrte Burak zurück auf den Platz. Auch wenn ihm nachgesagt wurde, dass er keine gute Hinrunde spielte, schoss er immerhin neun Tore in 15 Spielen für Galatasaray. Und genau dies dokumentiert das Dilemma des Türken: Gemessen an Erfolgen und Toren, dürften wenig bis keine kritischen Stimmen fallen, denn obwohl er ein Großteil seiner Karriere auf den Außenbahnen verbracht hat, schoss Yilmaz 135 Tore in 251 Ligaspielen, zehn Champions-League-Tore in 33 Spielen. Dennoch gibt es immer wieder Kritik für den leicht sensiblen Angreifer. An guten Tagen ist der schnelle und technisch starke Stürmer kaum aufzuhalten und neben Arda Turan und Hakan Calhanoglu die größte Waffe der Türken.

Der Trainer: Fatih Terim. Der Imperator hat es wieder einmal allen gezeigt. Die Türkei schien in der EM-Qualifikation so gut wie weg vom Fenster. Sämtliche Rechenbeispiele führten die Türkei zum erneuten Quali-Aus - es gab nur eine Rechnung und diese übertraf die Türkei sogar und qualifizierte sich als bester Drittplatzierte direkt für die EM. Terim gelang dabei nicht nur die Quali, sondern auch ein Umbruch im Kader. Die Mannschaft ist deutlich verjüngt, spielt - wie es Terim mag - offensiven Fußball, legt aber auch eine fast schon untypische taktische Disziplin an den Tag. Ein Verdienst von Terim, der in seiner Funktion als Fußballdirektor längst auch über Traineraufgaben hinaus an der Fortentwicklung des türkischen Fußballs arbeitet. Nach der EM könnte aber dennoch Schluss sein: Sein Ex-Klub Galatasaray lockt - zum vierten Mal.

Der Kapitän: Arda Turan. Mit ihm steht und fällt das türkische Spiel: Turan ist Star, Kapitän, Kopf, Herz und Lunge der Mannschaft. Für ihn war es aber eine schwierige Saison 2015/16: Aufgrund der Transfersperre des FC Barcelona war der 40-Millionen-Euro-Zugang erst seit Winter spielberechtigt. Dass ihm so der späte Einstieg ins temporeiche Spiel der Katalanen schwerfiel, lag auf der Hand. Spekulationen, wonach der Türke wieder das Weite suchen will, wurden sowohl vom Spieler als auch vom Klub zurückgewiesen. Es wäre Turan auch nicht ähnlich, nach dem ersten Rückschlag zu fliehen. In der Türkei ist er unangefochten - und der größte Hoffnungsträger.

Der Spieler im Fokus: Oguzhan Özyakup. Man musste etwas Geduld aufbringen, doch was der Mann mit dem wohlklingenden Namen dann präsentierte, war a la bonne heure. Özyakup war in der abgelaufenen Saison, die Besiktas als Meister beendete, mit Abstand der beste Spieler der Liga. Der zentrale Mittelfeldmann brillierte als Spielmacher aus der Tiefe. Passsicherheit, Übersicht, Torgefährlichkeit - Özyakup bringt alles mit. Und so sieht es aus, dass der 23-Jährige wieder zurück nach England geht, wo er 2008 in der Jugendakadamie des FC Arsenal anheuerte und bis 2012 spielte. Die Frage ist nur noch, wohin es Özyakup zieht.

Die Wunschelf (4-2-3-1): Babacan - Gönül, Topal, Balta, Erkin - Inan, Özyakup - Sen, Calhanoglu, Turan - Yilmaz

Die Prognose: Vor einem Jahr war der türkische Fußball mausetot. Die Nationalmannschaft in der Quali so gut wie ausgeschieden, Skandale lenkten die Mannschaft ab, dazu Probleme in der Liga und auch im Land, das von Terroranschlägen heimgesucht wurde. Dass die Türkei unter diesen Umständen die direkte Quali schaffte, einen Umbruch vollzog und seit einem Jahr - bis auf den Test in England - kein Spiel mehr verlor, ist beachtlich. Individuell hat die Mannschaft viel Potenzial, auch als Team funktioniert die Truppe Fatih Terims immer besser. Zwei Probleme gibt es dennoch: Die schwere Gruppe mit Spanien, Kroatien und Tschechien und die Sorgen in der Abwehr: Mittelfeldspieler Mehmet Topal und Linksverteidiger Hakan Balta bilden die Innenverteidigung, weil Leverkusens Ömer Toprak in Ungnade gefallen und Serdar Aziz verletzt ist, Semih Kaya eine katastrophale Form aufweist und es sonst an Alternativen mangelt. Gelingt die Türkei die nötige Balance, ist wie bei der letzten Teilnahme 2008, als man das Halbfinale erreichte, einiges möglich.

Türkei: Kader, News, Spiele