EM

Doppelschlag zwingt Wales in die Knie

Portugal steht im Finale und hat nur eines der vergangenen zehn Länderspiele verloren
© getty

Der Lauf von Überraschungsmannschaft Wales ist gestoppt, Portugal steht im Endspiel der EM 2016 in Frankreich! Die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo gewann im Halbfinale in Lyon gegen Wales mit 2:0 (0:0). Das Finale findet am kommenden Sonntag im Pariser Stade de France statt.

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Vor 54.000 Zuschauern im Stade de Lyon ging Portugal fünf Minuten nach der Pause durch Cristiano Ronaldo in Führung. Für CR7 war es Tor Nummer neun bei einer Europameisterschaft, damit gesellt er sich zu Spitzenreiter Michel Platini.

Nur drei Minuten später legte Nani nach und schraubte das Ergebnis auf 2:0 hoch. Es war der dritte Turniertreffer für Nani.

Die Reaktionen:

Fernando Santos (Trainer Portugal): "Ich freue mich unglaublich - für die Spieler und für jeden einzelnen Portugiesen. Und auch für die vielen Griechen, die mich immer unterstützt haben, besonders in der K.o.-Runde. Mein erstes Spiel als Cheftrainer war vor zwei Jahren, und unser Ziel war es damals, hierhin zu kommen. Zum Glück ist alles aufgegangen. Vor dem ersten Finale meiner Karriere hat mir jemand gesagt: In Endspielen geht es nicht um das Spiel, sondern um den Sieg."

Chris Coleman (Teammanager Wales): "Das erste Tor war entscheidend. Danach haben wir unsere Konzentration für fünf Minuten verloren. Gegen eine Mannschaft wie Portugal wird das bestraft. Wir haben nie den Rhythmus gefunden. Aber Portugal hat gut verteidigt, das müssen wir zugeben. Glückwunsch an Portugal. Ich hoffe, dass sie das Finale gewinnen werden. Dennoch kann ich gar nicht sagen, wie stolz ich auf meine Mannschaft bin."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Portugal mit drei Neuen nach dem Sieg über Polen: Alves, Pereira und Guerreiro beginnen für Eliseu (Bank), Pepe (muskuläre Probleme im Oberschenkel) und Carvalho (Gelb-Sperre).

Wales hat in Innenverteidiger Davies und Mittelfeldchef Ramsey zwei gelbgesperrte Spieler zu ersetzen und tut das mit Collins und King.

19.: Eckball Wales von links. Ledley spielt flach in den Sechzehner, kein Portugiese geht hin. Bale rauscht vom langen Pfosten heran und zieht aus der Drehung aus 14 Metern halblinker Position ab - drüber.

44.: Adrien Silva setzt sich links am Strafraum durch und flankt auf den langen Pfosten, wo Ronaldo gegen Chester zum Kopfball kommt. Doch der Abschluss aus fünf Metern rechter Position geht über das Tor.

50., 1:0, Ronaldo: Eckball Portugal von links. Der Ball wird kurz zu Guerreiro gespielt, dessen Flanke kommt dann punktgenau in den Sechzehner. Dort steigt Ronaldo unnachahmlich in die Luft und köpft den Ball mit perfekter Technik ins Tor.

53., 2:0, Nani: Nach einem hohen Ball von links klärt Chester nur ungenügend im eigenen Sechzehner per Kopf vor die Füße von Ronaldo, der wiederum von Williams nicht gestört wird. CR7 spielt einen scharfen Ball aus dem rechten Halbfeld zu Nani, der aus fünf Metern zentraler Position per Grätsche einnetzt.

63.: Freistoß Ronaldo. CR7 jagt das Leder aus 22 Metern halbrechter Position knapp über die Latte. Sein bester Versuch im Turnier bislang.

65.: Nani hält halbrechts aus der Distanz drauf, Hennessey lässt prallen. Joao Mario kommt an den Abstauber, schießt aber knapp rechts vorbei.

78.: Danilo setzt sich gut gegen zwei Mann rechts im Strafraum durch und zieht dann aus gut 14 Metern ab. Hennessey lässt das Leder durchrutschen, wirft sich dann aber vor der Linie auf den Ball und rettet vor Nani.

86.: Portugal kontert über links, dann kommt die Flanke zu Ronaldo, der rechts vom Fünfer Hennessey umkurvt. Er schließt aus spitzem Winkel ab, trifft aber nur das Außennetz.

Fazit: Langweilige erste Hälfte ohne Höhepunkte. Die gab's dann auch in den zweiten 45 Minuten nicht en masse, dem portugiesischen Doppelschlag hatte Wales aber nichts mehr entgegenzusetzen. Unter dem Strich daher ein verdienter Erfolg für Portugal.

Der Star des Spiels: Cristiano Ronaldo. In der ersten Halbzeit etwas vom Spiel abgeschnitten, da außer ein paar Flankenversuchen nichts bei ihm ankam. Am Ende aber dennoch wieder der offensiv deutlich Gefährlichste bei der Seleccao (sechs Torschüsse) und mit den meisten Zweikämpfen aller Portugiesen. Seine schulmäßige Kopfballtechnik beim wichtigen Führungstreffer ist im Weltfußball so gut wie einzigartig.

Der Flop des Spiels: James Chester. Lange Zeit mit einem soliden Spiel, dann aber zwei Mal nicht auf Höhe des Geschehens und damit an beiden Gegentreffern beteiligt. Kam vor dem 0:1 nicht gegen Ronaldo ins Kopfballduell, dazu mit dem schwachen Klärungsversuch vor dem 0:2.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson. Der Schwede bekam gleich zu tun und hätte zu Beginn zwei Mal anders entscheiden müssen: Nach drei Minuten foulte Williams Ronaldo, eine gute Freistoßsituation für Portugal wäre daraus entstanden. Sieben Minuten später hätte Eriksson auf Elfmeter entscheiden müssen, nachdem Collins CR7 mit einer Catch-Einlage zu Boden brachte. Auch im weiteren Verlauf immer wieder mit kleineren Wackler, aber ohne gröbere Fehler.

Das fiel auf:

  • Reichlich niveauarme erste 45 Minuten ohne jegliche kreative Momente auf beiden Seiten. Die Teams agierten gut gestaffelt gegen den Ball, vor allem die Waliser besetzten Flügel und Halbräume in ihrer eigenen Hälfte geschickt und spielten dort ihre körperlichen Vorteile aus.
  • Portugal griff ohne Ball erst rund um die Mittellinie an und ließ Wales somit im Spielaufbau etwas nach vorne stoßen. Die Dreierkette der Waliser fand aber keine Passwege ins vordere Drittel. Bale ließ sich deshalb immer wieder tief fallen, um dann diagonale Flügbälle zu spielen und selbst das Tempo anzuziehen. Das Problem: Durch das Zurückfallen fehlten er in jenem Bereich, in dem er von seinem Team enorm gebraucht wird.
  • Portugals Spielaufbau wechselte sich ab: Mal gab es lange Schläge in die Spitze, mal holte sich vor allem Sanches die Kugel tief ab. Beide Mannschaften hatten das Problem, das die Mannschaftsteile bisweilen zu sehr voneinander isoliert waren, so dass im Kombinationsspiel keine Verbindungen und vor allem Tempo entstanden.
  • Wales, das offensiv natürlich immer wieder Bale suchte, der es dann im Alleingang mit seinen Gegenspieler aufnahm, stellte nach dem Rückstand auf ein 4-4-2 um. Moral und Wille stimmten auch trotz des Nackenschlags, Portugal überließ den Walisern dann aber auch große Teile des Ballbesitzes und verlegte sich aufs Kontern.

Portugal - Wales: Die Statistik zum Spiel