EM

Eder! Portugal ist Europameister

Eder schoss Portugal nach seiner Einwechslung zum EM-Titel
© getty

Portugal ist Europameister! Im Finale der EM 2016 setzten sich die Portugiesen im Pariser Stade de France mit 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung gegen Gastgeber Frankreich durch. Dabei verletzte sich Cristiano Ronaldo bereits in der Anfangsphase.

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Vor 77.000 Zuschauern im Stade de France fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung. Der eingewechselte Eder traf in der 109. Minute mitten ins Herz der Franzosen. Zuvor musste Portugals Superstar Cristiano Ronaldo bereits in der 25. Minute verletzt ausgewechselt werden.

Damit holte Portugal in seinem zweiten EM-Finale nach 2004 erstmals den Titel. Für Frankreich war es die erste Niederlage bei großen Turnieren im eigenen Land seit 19 Spielen. Die Equipe Tricolore verpasste nach den Siegen bei der EM 1984 und der WM 1998 somit auch das Heim-Triple.

Renato Sanches ist der jüngste Spieler, der jemals in einem EM-Endspiel zum Einsatz kam (18 Jahre und 327 Tage). Der Bayern-Neuzugang löste Ronaldo ab, der 2004 als 19-Jähriger spielte.

Reaktionen:

Didier Deschamps (Trainer Frankreich): "Die Enttäuschung ist enorm. Wir haben eine große Chance ausgelassen. Es gibt keine Worte, um dieses Gefühl zu beschreiben. Man braucht Zeit, dies zu verdauen."

Eder (Portugal): "Das ist beeindruckend, was uns gelungen ist. Wir haben viel Kraft in das Spiel gesteckt. Ganz Portugal stand hinter uns. Wir waren der glückliche, aber auch verdiente Gewinner. Ich widme das Tor meiner Mentaltrainerin."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deschamps stellt die gleiche Elf auf wie beim 2:0-Halbfinalsieg über Deutschland.

Bei Portugal gibt es gegenüber dem Erfolg über Wales (2:0) zwei Wechsel: William Carvalho nach abgesessener Gelbsperre und Pepe rücken wieder in die Startformation. Dafür müssen Bruno Alves und Danilo weichen.

10.: Riesending von Griezmann! Payet chippt den Ball von links in den Strafraum, wo Griezmann 15 Meter vor dem Kasten aus dem Lauf abspringt und die Kugel Richtung linken Winkel köpft. Rui Patricio klärt spektakulär zur Ecke! Die köpft Giroud in die Arme des Keepers.

22.: Matuidi bekommt den Ball an der Mittellinie und nimmt dann Tempo auf. Er sprintet durch bis 20 Meter vor das Tor und zieht mit links ab. Der gewaltige Schuss wird noch zur Ecke abgefälscht.

25.: Super-GAU bei den Portugiesen! Ronaldo verletzte sich wenige Minuten zuvor bereits in einem Zweikampf mit Payet, als ihm der Franzose von hinten mit dem Knie in den Oberschenkel sprang. Der Superstar versucht es noch einmal, wird nach zwei weiteren Behandlungen aber mit Tränen in den Augen vom Platz getragen. Das ganze Stadion applaudiert respektvoll. Quaresma kommt.

34.: Booom! Payet steckt den Ball von links in den Strafraum zu Sissoko durch, der ihn mit der Hacke durch die Beine von Adrien Silva weiterleitet und dann aus 14 Metern halblinker Position draufhaut. Rui Patricio pariert den wuchtigen Schuss zur Seite weg.

66.: DIE Chance zum 1:0 für Frankreich! Coman zieht am linken Strafraumeck zwei Leute auf sich und flankt an den Fünfmeterraum. Dort kommt Griezmann an, der den Ball zu sehr über den Scheitel rutschen lässt. Ganz knapp drüber!

75.: Coman setzt sich 25 Meter vor dem Tor stark durch und bedient Giroud, der halblinks im Strafraum zum Abschluss kommt. Er zwingt Rui Patricio im rechten Eck zu einer starken Parade!

80.: Nani flankt von der rechten Seite scharf aufs Tor, Lloris muss sich arg strecken, um den Ball noch aus dem Tor zu holen. Der fällt dann Quaresma auf der linken Seite vor die Füße. Dessen Fallrückzieher fängt Lloris aber.

84.: Sissoko treibt den Ball durchs Zentrum und haut aus 22 Metern drauf. Rui Patricio kann das satte Pfund gerade noch nach rechts abwehren.

90.+2: Pfosten! Gignac wurschtelt sich durch den Strafraum und schließt ab. Abgefälscht an den linken Pfosten!

95.: Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld köpft Pepe wenige Zentimeter links am Tor vorbei!

108.: Wieder Aluminium! Raphael Guerrero zirkelt einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte!

109., 1:0, Eder: WAHNSINN! Eder wird 30 Meter vor dem Tor halblinks angespielt und behauptet sich im Zweikampf. Er zieht in die Mitte und haut aus 25 Metern drauf. Der Ball schlägt unten links ein!

Fazit: In den ersten 90 Minuten ein sehr verhaltenes Spiel beider Mannschaften, das gelegentlich nur durch individuelle Aktionen aufgebrochen wurde. In der Verlängerung kam Bewegung rein - Portugal war schließlich zwingender.

Der Star des Spiels: Eder. Kam, sah und siegte. So einfach war es! Brachte noch einmal eine ganz neue physische Komponente in Portugals Angriff, beschäftigte die Gastgeber in der Defensive und schoss sein Land in der Verlängerung zum EM-Titel.

Der Flop des Spiels: Paul Pogba. Musste die Rolle ausfüllen, die sonst eher Kante spielte. Damit kam Pogba überhaupt nicht zurecht. Wurde zwar ständig von seinen Mitspielern gesucht, machte mit dem Ball aber nichts. Schob die Kugel nur nach links und rechts, leistete sich zudem einige einfache Fehler. Für einen Top-Spieler, als den er sich selbst auch bezeichnet, eine schwache Leistung.

Der Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England). Hatte die Partie insgesamt gut im Griff. Verpasste es aber, Payet nach dessen Einsteigen gegen Ronaldo zu bestrafen. Ein Freistoß wäre das Mindeste gewesen, Gelb denkbar.

Das fiel auf:

  • Frankreich begann wie zuletzt im bewährten 4-2-3-1. Portugal baute das Spiel wieder in einer Art 4-1-3-2 auf, wobei Carvalho den defensiven Part im zentralen Mittelfeld spielte. Er ließ sich immer wieder zwischen die Innenverteidiger fallen, um das Spiel von dort zu eröffnen.
  • Bei den Franzosen war es Pogba, der direkt vor der eigenen Viererkette agierte - zumeist aber wirkungslos. Matuidi schob weiter vor und bot sich in den Halbräumen an. Portugal stellte diese aber gut zu. Was die Portugiesen jedoch nicht in den Griff bekamen, waren die Situationen, in denen die Gegenspieler Tempo aufnahmen und durch die Ketten marschierten. Dann fehlten die Zuständigkeiten, weil keiner seinen aktuellen Gegenspieler verlassen wollte. So gelang der Equipe mehrfach der schnelle Raumgewinn.
  • Da es Payet oft nach innen zog, suchte Giroud in der Spitze im Rücken der Abwehr oft den Weg auf die linke Außenbahn. Dort ergaben sich immer wieder große Räume, in denen der Stürmer angespielt werden konnte. Er hatte die Aufgabe, die Bälle dort festzumachen, damit der Rest des Teams nachrücken konnte. Das funktionierte aber nicht immer gut: Beiden Teams fehlte es oft an Spielern am und im Strafraum. Das war auch eine Folge der sehr vorsichtigen Herangehensweise beider Mannschaften.
  • Portugal konterte immer wieder über das Zentrum. Dort bekam Frankreich nach offensiven Ballverlusten die Räume nicht schnell genug geschlossen, sodass Carvalho, Silva oder Sanches den Ball immer wieder durchs Mittelfeld treiben konnten. Im letzten Spielfelddrittel wurde meist auf die Außenbahnen verlagert, wo Evra und Sagna aber gut verteidigten.
  • Nach dem verletzungsbedingten Aus von Ronaldo gab es nicht den erwarteten Boost im Frankreich-Spiel. Die Partie erlitt für den Rest der ersten Hälfte einen Bruch - bei beiden Mannschaften. Es dauerte bis etwa zur 60. Minute, ehe beide Teams wieder entschlossener nach vorne spielten.

Portugal - Frankreich: Die Statistik zum Spiel

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