EM

Das Herz schlägt neben dem Platz

Antonio Conte hört nach der EM als italienischer Nationaltrainer auf
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So will Deutschland Italien schlagen

"Es ist wichtig, dass wir unser Spiel durchdrücken. Wollen aber nicht blind drauf rennen", sagte Jerome Boateng am Donnerstag auf der PK des DFB in Evian. Das ist in jedem Fall sehr wichtig, denn Italien versteht es wie kein anderes Team, einen Gegner ins offene Messer laufen zu lassen.

Damit die deutsche Mannschaft nicht die gleichen Probleme bekommt wie Spanien, muss sie versuchen, das Angriffspressing der Italiener auszuspielen. "Das könnte mit tiefstehenden Sechsern gelingen. Allerdings dürften sich dann Kroos und Khedira keine Ballverluste erlauben", erklärt Schmalhofer: "Eine weitere Möglichkeit wäre, das Angriffspressing mit gezielten Chipbällen in den Raum hinter der ersten italienischen Pressinglinie zu überspielen. Ganz wichtig: Der Ball muss dann aber von einem deutschen Mittelfeldspieler behauptet werden, damit die eigenen Mitspieler nachrücken können."

Unterlaufen dem DFB-Team hier einfache Ballverluste, kann das gegen Italien übel enden. Standen die Italiener gegen Spanien tiefer, so versuchten sie nach Balleroberung in der eigenen Hälfte extrem schnell umzuschalten. Da die Spanier aufgrund Ihrer Spielidee sehr weit aufrückten, gab es immer wieder Räume im Konterspiel.

"Auch Deutschland rückt im Ballbesitzspiel sehr weit auf, um auch direkt wieder ins Gegenpressing zu gehen. Gegen die Italiener ist dabei äußerste Vorsicht geboten - einfache Fehler in der Spieleröffnung sind unbedingt zu vermeiden. Wichtig für Deutschland ist also die Balance im Gegenpressing nach Ballverlust in der gegnerischen Hälfte. Das heißt: Aggressives, offensives Verteidigen der unmittelbar beteiligten Spieler, Mannorientierung der mittelbar beteiligten Spieler und ausreichende Restabsicherung der restlichen Spieler", analysiert Schmalhofer.

Ganz wichtig bei italienischem Ballbesitz wird für Deutschland vor allem Eines sein: "Um das italienische Aufbauspiel effektiv zu stören, sollte die deutsche Mannschaft den kontrollierten, vertikalen Pass unterbinden. Das heißt: Die Italiener schon sehr früh unter Druck setzen. Die seitlichen Abstände im Mittelfeld müssen passen und das Zentrum benötigt zwingend eine gute Tiefenstaffelung."

Im Defensivverhalten der Italiener waren gegen Spanien drei Dinge besonders auffällig, sagt Schmalhofer: "Erstens: Einer der drei Innenverteidiger verfolgte seinen Gegenspieler auch gerne bis ins Mittelfeld, so dass dieser auch im Zwischenraum nicht anspielbar war. Zweitens: Die restlichen vier Spieler der Kette sicherten genau diesen herausrückenden Spieler ab, so dass der Pass in die Tiefe ebenfalls sehr schwierig war. Drittens: Die Italiener verteidigten ungemein aggressiv nach vorne, wenn ein Spieler auf dem Flügel oder im Zentrum angespielt wurde".

Für Deutschland bedeutet das, dass man noch viel mehr über die Flügel spielen sollte, da die drei Innenverteidiger sowie das Mittelfelddreieck der Italiener das Zentrum extrem dichtmachen. "Besonders die Außenspieler Draxler und Müller, die sonst eher stark einrücken, könnten eher auf dem Flügel bleiben - und dort mit den hochschiebenden Außenverteidigern Hector und Kimmich Überzahl schaffen", stellt der Fachbereichsleiter fest: "Situativ müssen diese Spieler dann entscheiden, ob eine Flanke geschlagen wird und man als Team die Herausforderung des Luftduells im Strafraum annimmt oder besser versucht, flach vom Flügel in den Strafraum zu kombinieren."

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