EM

Der alte Mann und das ungarische Tor

SID
Gabor Kiraly ist mit 40 Jahren und 74 Tagen der älteste Spieler der EM-Geschichte
© getty

Lothar Matthäus ließ sich nicht lange bitten. Deutschlands Rekordnationalspieler war der erste Gratulant und schickte via Twitter "Glückwünsche" an Gabor Kiraly, der den Weltmeister von 1990 am Montagabend gegen Österreich als ältesten EM-Spieler der Geschichte ablöste.

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Kiraly, mittlerweile 40 Jahre und 74 Tage alt, zog sich auch in Bordeaux wieder seine berühmte graue Jogginghose an, steckte sie in seine grünen Stutzen, ging raus in die Arena und erledigte seinen Job im Tor der Ungarn beim völlig unerwarteten 2:0-Sieg mit Bravour. Wie ein Junger tauchte der Oldie in der 35. Minute ab und lenkte den Schuss des Bremers Zlatko Junuzovic um den Pfosten.

"Er ist 40 Jahre, aber immer noch herausragend. Er hat immer noch internationale Klasse", sagte Ungarns deutscher Nationaltrainer Bernd Storck schon im Vorfeld der Partie gegen Österreich über den ehemaligen Bundesliga-Profi. Matthäus hatte mit 39 Jahren und 91 Tagen noch bei der EM 2000 auf dem Platz gestanden - Kiraly ist nun der erste Ü40-Spieler.

Unaufgeregt, lässig, konzentriert - Rekord-Mann Kiraly ließ sich auch von der besonderen Atmosphäre bei seinem ersten EM-Einsatz überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Wie ein Papa beruhigte der alte Mann im Tor seine Mitspieler, organisierte seine Abwehr, trieb seine Kollegen an. Und hielt, was er halten konnte. Nach dem 2:0 durch Zoltan Stieber rannte der Schlussmann zum Torjubel über den ganzen Platz, auf dem Rückweg musste er kräftig durchpusten.

Einen passenderen Gegner für seinen Altersrekord hätte sich Kiraly nicht aussuchen können. Gegen Österreich hatte der Keeper mit 22 Jahren sein Länderspieldebüt gegeben. Seine erste Ballberührung damals war ein gehaltener Elfmeter von Toni Polster.

"Man kann ihn nur mit Lob überschütten"

18 Jahre später ist sein Haar zwar deutlich lichter, das Gesicht fülliger, die Reflexe nicht mehr so stark - doch Kiraly ist immer noch der beste Torwart seines Landes. "Man kann ihn nur mit Lob überschütten. Er ist eine große Persönlichkeit in unserem Team", hatte Kapitän Balazs Dzsudzsak vor der Partie gesagt.

Nach 17 Jahren als Legionär in Deutschland (u.a. Hertha BSC und 1860 München) und England, wo er nicht nur wegen seiner kultigen Trainingshose schnell zum Fanliebling aufstieg, kehrte er im vergangenen Sommer zu seinem Heimatverein Szombathelyi Haladas zurück. Hier begann auch die Geschichte seiner Trainingshose.

Das Teil, das er privat "nie anziehen" würde, wäscht Kiraly immer selbst. "Nur meine allererste Buxe werde ich leider nie wieder hinbekommen", sagte er einmal dem Magazin 11Freunde: "Sie hängt löchrig bei mir im Schrank."

Gabor Kiraly im Steckbrief

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