EM

Müller knackt Polen über rechts

Thomas Müller erzielte bei einer EM-Endrunde noch nie ein Tor
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So will Deutschland Polen schlagen

Das DFB-Team muss gleich in mehreren Mannschaftsteilen und Spielsituationen extrem wach sein, um die Kontrolle über die Partie nicht an Polens Organisation zu verlieren. "Lewandowski versucht, die Innenverteidiger beim Anlaufen in eine Richtung zu lenken und die andere Seite abzuschneiden. Milik orientiert sich dabei stark am gegnerischen Sechser", erklärt Schmalhofer: "Er wird sicherlich immer wieder auf Kroos treffen und ihm folgen, wenn dieser sich in der deutschen Spieleröffnung fallen lässt."

Aus diesen Situationen muss sich Deutschland sicher befreien: "Schaffen es Lewandowski und Milik die deutschen Aufbauspieler in ihrem Sinne zu lenken, kann dieses Anlaufverhalten sehr effektiv sein und Deutschland vor große Probleme stellen", so der Institutsleiter, der den DFB-Fans aber Hoffnung macht: "Allerdings führten die Polen dieses Anlaufverhalten im ersten Spiel mit zu wenig Druck aus."

Ist Polen selbst im Ballbesitz, sollte Löws Truppe nicht die gleichen Raumprobleme bekommen, wie gegen die Ukraine: "Die deutsche Mannschaft offenbarte auch gegen die Ukraine Lücken zwischen Abwehr und Mittelfeld. Diese Räume tun sich oft dann auf, wenn die DFB-Elf weit aufgerückt ist und vorne draufgeht. Entweder weil die Viererkette nicht nachrückt oder weil die beiden Sechser, Kroos und Khedira, nicht ausreichend staffeln", beschreibt Schmalhofer.

"Das muss gegen Polen besser werden, da sich sowohl Milik als auch Lewandowski stets in diesen Zwischenraum fallen lassen. Es gilt zu verhindern, dass sich diese beiden zwischen Mittelfeld und Abwehr aufdrehen und mit Tempo auf die deutsche Abwehr zudribbeln können."

Doch auch die deutschen Flügelspieler, Müller und Draxler, müssen am Donnerstag konsequenter mit nach hinten arbeiten, denn: "Vor allem über die starke rechte Seite, mit Piszczek und Blaszczykowski, versucht sich Polen durchzukombinieren und die Flanke oder den Pass in den Strafraum zu suchen. Kommen sie durch, herrscht sofort höchste Warnstufe, weil Lewandowski und Milik sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Fuß extrem torgefährlich sind", warnt Schmalhofer. Arbeiten Deutschlands offensive Außen nicht konsequent mit, werden sich die Außenverteidiger wieder einmal Unterzahlsituationen auf den Flügeln ausgesetzt sehen.

Besonders interessant in Polens Spielentwicklung findet der Experte Milik: "Er versucht immer wieder, den gegnerischen Innenverteidiger mit cleveren Bewegungen aus dem Zentrum wegzuziehen, um eine Lücke zu schaffen, in die Lewandowski starten kann." Davon dürfen sich Boateng und Hummels oder Mustafi nicht zum voreiligen Verlassen ihrer Position verleiten lassen.

Für die eigenen Offensivbemühungen kann Deutschland auf den guten Bewegungen aus dem Ukraine-Spiel aufbauen: "Man schaffte es durch viele Positionswechsel im Zentrum immer wieder, Überzahlsituationen in verschiedenen Räumen herzustellen und dann auch, den Pass in die Tiefe zu spielen."

Für den gibt es wieder einmal zwei besonders wichtige Akteure: "In der Spieleröffnung bleiben Toni Kroos und Jerome Boateng unsere Schlüsselspieler. Beide zeichneten sich gegen die Ukraine mit raumübergreifenden Pässen aus, die sofort viele gegnerische Spieler aus dem Spiel nahmen", stellt Schmalhofer die Effizienz des Duos heraus.

Diese Spielkontrolle braucht es gegen Polen aber über die gesamte Spielzeit. Ist das nicht gewinnbringend, hat Deutschland zudem eine weitere neue Waffe: "Erneut fiel die Varianten-Vielfalt bei den Offensiv-Standards auf. Sie kann auch im weiteren Turnierverlauf spielentscheidend sein", so Schmalhofer.

Womöglich ist mit Gomez diesmal ein weiterer physisch starker Spieler mit dabei, der mithelfen soll, diese Situationen zu verwerten. Löw sagte zur Wahl seines Stürmers: "Wir schauen: Welche Abwehrspieler hat der Gegner? Wo ist er verwundbar? Manchmal haben Gegner Probleme, wenn wir über außen kommen - mit scharfen Flanken in den Sechzehner. Dann ist Gomez natürlich ein Spieler, der so etwas liebt und seine Vorzüge hat." Gegen den wackligen Jedrzejczyk könnte das die gewinnbringende Idee sein: Müller über rechts auf Gomez im Zentrum.

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