EM

Müller knackt Polen über rechts

Thomas Müller erzielte bei einer EM-Endrunde noch nie ein Tor
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Stärken und Schwächen

Mehr denn je in den letzten Jahren wird Polen primär mit einer starken Offensive in Verbindung gebracht. Schon zu Beginn der EM-Quali sicherte Nawalka Lewandowski im Sturm mehr Unterstützung zu. Die gab es dann auch: Mit Ardadiusz Milik stellte der Trainer die perfekte Ergänzung zum Bayern-Stürmer auf, das Duo machte sich als eines der torgefährlichsten der europäischen Nationalmannschaften einen Namen.

"Die Polen spielen es im vorderen Drittel sehr variabel", sagt Schmalhofer: "Mal schieben die äußeren Mittelfeldspieler Blaszczykowski und Kapustka ins Zentrum. Dadurch wird die gegnerische Viererkette durch dann vier zentrale Offensivspieler komplett gebunden und es entsteht Raum für die nachrückenden polnischen Außenverteidiger. Mal bleiben die äußeren Mittelfeldspieler aber auch breit stehen und lassen das Zentrum bewusst unterbesetzt." Das macht es dem Gegner natürlich schwieriger, sich auf Polen einzustellen.

Auch, wenn sich die Mannschaft etwas vom Kontern weg entwickelt hat, so gehört sie im offensiven Umschaltverhalten immer noch zu den besten Europas. Viele gute Situationen resultieren auch daraus, dass Nawalka ein extremes Pressing spielen lässt - offensiv wie defensiv. "Sie haben schnelle Spieler, die immer in die Tiefe gehen - weniger ins Dribbling. Es ist mit die stärkste Kontermannschaft, die ich in den letzten Jahre gesehen habe", warnte Löw.

Entsprechend beherrscht es Polen wie wenige andere Mannschaften, fast immer Druck auf den ballführenden Spieler auszuüben. Nawalka ist es daher auch wichtig, dass seine Mannschaft nach eigenen Ballverlusten direkt wieder Zugriff auf den Gegner bekommt.

Pech hatte Polen dagegen mit zwei Verletzungen: Die Flügelspieler Pawel Wszolek und Maciej Rybus stehen für die EM nicht zur Verfügung, sodass Nawalka wie Löw umplanen musste. Gerade der Ausfall Rybus' wiegt schwer. Den hatte Nawalka zum Linksverteidiger umfunktioniert und er hatte seinen Stammplatz eigentlich schon sicher. Gegen Nordirland im ersten EM-Spiel durfte Artur Jedrzejczyk ran, der vor der EM im Test gegen die Niederlande einen fürchterlichen Tag erlebte. Qualitativ sind das sicherlich kleine Abstriche.

Segen und Fluch zugleich könnte für die Bialo-Czerwoni die Erwartungshaltung im eigenen Land sein. 2012, als Polen als Co-Gastgeber die EM ausrichtete, scheiterte die Truppe am zu großen Druck der Öffentlichkeit. Doch das frühe Ausscheiden hat dem Team eine Jetzt-erst-recht-Mentalität verliehen. Einige Spieler von damals sind noch immer dabei - mit deutlich größerer Erfahrung.