EM

Joker entscheiden "Battle of Britain"

SID
Daniel Sturridge traf in der Nachspielzeit zum Sieg
© getty

Als auch sein zweiter Superjoker stach, schlug sich Roy Hodgson beinahe den Kopf ein. "Ich bin hochgesprungen und fast an die Decke geknallt", sagte Teammanager Roy Hodgson, nachdem er mit seinem goldenen Händchen in der "Battle of Britain" den Sieg für England eingewechselt hatte.

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Daniel Sturridge hatte gerade in der Nachspielzeit zum 2:1 (0:1) gegen Wales getroffen, sein Coach beim ekstatischen Jubel nur knapp das Dach über der Trainerbank verfehlt.

Der 68-Jährige, den seine Landsleute nach dem blamablen WM-Vorrundenaus 2014 noch vom Hof jagen wollten, ließ sie jetzt in Lens jubeln: Die eingewechselten Jamie Vardy (56.) und Sturridge (90.+2) drehten ein EM-Spiel, in dem England auf eine schmerzhafte Niederlage zusteuerte. Nach einem gewaltigen 30-Meter-Freistoß des walisischen Superstars Gareth Bale und einem schlimmen Patzer von Torhüter Joe Hart (32.) drohte den Three Lions ähnliches Ungemach wie vor zwei Jahren in Brasilien.

Doch Hodgson, der EM-Trainer mit der meisten Erfahrung, schickte zur zweiten Halbzeit zwei neue Stürmer aufs Feld und wurde belohnt. "Ob es die besten Einwechselungen meiner Karriere waren, weiß ich nicht", sagte der 68-Jährige, "dafür ist sie zu lang." Aber der Last-Minute-Sieg, der England nach dem unglücklichen 1:1 gegen Russland wieder auf Achtelfinalkurs brachte, wirkte wie ein Jungbrunnen. "Ich könnte 40 sein", meinte Hodgson schmunzelnd: "Ich fühle mich jünger denn je, wenn ich Spiegeln aus dem Weg gehe."

Bale und Wales frustriert

Während Englands Coach scherzte und über Beinahe-Schmerzen berichtete, tat das späte Tor Bale und den Walisern richtig weh. Der Superstar des Champions-League-Siegers Real Madrid schlich nach dem Last-Minute-K.o. zutiefst enttäuscht vom Feld im Stade Bollaert-Delelis von Lens. Auch der aufbauende Applaus aus der roten Fankurve war kein rechter Trost. "Das war kein gutes Ergebnis", sagte Bale frustriert, er fand aber schnell seinen Kampfgeist wieder. "Wir sind noch immer mittendrin. Wir werden hart fighten, um in die nächste Runde zu kommen."

Auch wenn England in der Gruppe B mit vier Punkten bessere Karten hat, ist für den EM-Neuling mit einem Zähler weniger das Achtelfinale noch in Reichweite. "Wir müssen das wegstecken", sagte Trainer Chris Coleman mit Blick auf das Vorrundenfinale gegen Russland: "Wir haben noch 90 Minuten, um das Beste aus der EM zu machen, für die wir so lange gearbeitet haben."

Die Szene der ersten Halbzeit war der Treffer von Bale. Sein Mitspieler Wes Chester duckte sich am Rand der englischen Mauer weg, Hart reagierte zu spät und lenkte den Ball dann auch noch ins eigene Netz.

Der Ausgleich war eine knifflige Situation - die vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych aber korrekt bewertet wurde. Vardy stand eigentlich im Abseits, der Ball kam jedoch vom walisischen Kapitän Ashley Williams. Nach dem 1:1 kam es wiederholt zu tumultartigen Szenen im Strafraum der Waliser, ehe Sturridge zuschlug - und Hodgson beinahe an die Decke ging.

England - Wales: Die Statistik zum Spiel