EM

Liebe Grüße an Arjen

Josip Brekalo wechselte im Sommer für sechs Millionen Euro zum VfL Wolfsburg
© imago

Das kroatische Talent Josip Brekalo hatte Angebote von unzähligen Topklubs. Wolfsburg bekam letztlich den Zuschlag und blätterte sechs Millionen Euro auf den Tisch - obwohl der Kroate erst auf elf Profieinsätze kommt. Zwei Bundesliga-Haudegen hatten die Finger im Spiel.

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Eigentlich hatte Josip Brekalo bei den Wolfsburger Fans gerade seine Visitenkarte hinterlassen. Doch nur etwas später war er schon wieder weg und verließ separat von der Mannschaft das Gelände. Ganz so, als hätte er nach wenigen Tagen schon genug vom VfL.

Mit Argusaugen wurde der Auftritt des Kroaten von der Ankunft bis zur Abreise beobachtet. Schließlich ist er die große Unbekannte im bisherigen Transfersommer der Wolfsburger. Bei Daniel Didavi wissen die Anhänger, was sie bekommen, ähnliches gilt für Jeffrey Bruma und Yannick Gerhardt. Diese kennt man aus der Bundesliga oder kann auf ihre Erfahrung bauen.

Kurz-Abschied vom Team

Bei Brekalo ist das anders. Für den kroatischen Flügelspieler legte der VfL bei Dinamo Zagreb sechs Millionen Euro auf den Tisch, obwohl er bislang lediglich elf Einsätze für die Profis des Klubs vorweisen kann. In einem Testspiel gegen eine regionale Auswahl ließ VfL-Coach Dieter Hecking den kroatischen Jungspund nun erstmals von der Kette und servierte eine Kostprobe. Zwar spielte der Kroate nur 45 Minuten, doch in diesem Zeitraum knipste er drei Mal.

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Nach dem Spiel verließ er die Bühne dennoch durch die Hintertüre. Während die komplette Mannschaft gemeinsam abreiste, düste Brekalo gesondert davon. Aus gutem Grund. Nicht mal drei Tage nach dem Testspiel startete für die kroatische U19 im sechs Autostunden entfernten Ulm die Europameisterschaft. Also fuhr Brekalo quer durch die Republik und kam erst spät nachts im Lager der Kroaten an. Der Abschied von seinen neuen Mitspielern sei ihm schwergefallen, ist zu hören.

Schnell und trickreich

Im ersten EM-Spiel stand der Kroate trotz der Belastung dennoch direkt in der Startelf. Schließlich ist er der Star der Mannschaft und unverzichtbarer Leistungsträger. Gegen die Niederlande konnte zwar auch er eine Niederlage nicht verhindern, doch er traf nur wenige Tage nach seinem ersten VfL-Dreierpack erneut - in typischer Brekalo-Manier.

Der Flügelspieler kann auf beiden Seiten spielen, kommt jedoch am liebsten über links. Von dort zieht der Rechtsfuß an der Strafraumkante meist abrupt nach innen, sendet liebe Grüße an Arjen Robben und drückt dann eiskalt ab. Seine brutale Schnelligkeit, die trickreichen Schlenker und die enge Ballführung helfen ihm dabei ungemein.

"Josip ist ein sehr schneller Spieler, der vor allem in Eins-gegen-eins-Situationen stark ist. Er ergänzt unser Offensivspiel ideal und erhöht in diesem Bereich unsere Variabilität und Flexibilität", schwärmt VfL-Trainer Dieter Hecking voller Stolz. Dass der Kroate überhaupt bei den Wölfen gelandet ist, können die Autostädter bereits jetzt als ersten Erfolg der aktuellen Saison feiern. Die europäischen Topklubs standen fast alle bei dem Kroaten auf der Matte und wedelten mit Geldscheinen. Arsenal, Inter und Benfica sind abgeblitzt, auch Chelsea, Manchester, Dortmund und die Bayern sollen die Fühler ausgestreckt haben. Brekalo jedoch wollte unbedingt nach Wolfsburg.

Bundesliga-Haudegen vermitteln

"Der VfL Wolfsburg ist ein Verein mit einer tollen Perspektive. Die Verantwortlichen haben sich sehr um mich bemüht und mir klar den Weg aufgezeigt, den sie mit mir gehen wollen. Zudem war es immer ein Traum von mir, in der Bundesliga zu spielen", erklärte der Kroate. Zudem sei es für einen jungen Spieler schön, in einer kleinen Stadt zu wohnen. Da habe man auch mal seine Ruhe.

Zwei kroatische Bundesliga-Haudegen sind an diesem Wechsel nicht ganz unbeteiligt. Da ist zum einen Ivica Olic. Bei ihm holte sich Brekalo letzte Informationen über die Stadt und den Verein. "Er hat mir gesagt, dass der VfL ein sehr guter Klub für mich ist und er hat mir den Wechsel nach Wolfsburg empfohlen", verriet Brekalo in der WAZ.

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Auch der Berater des 18-Jährigen ist ein alter Bekannter, Jurica Vranjes. Er spielte lange Zeit in Bremen und berichtete zuletzt immer wieder, dass er vor allem mit dem damaligen SVW-Manager Klaus Allofs stets gute Erfahrungen gesammelt habe.

"Er wird Zeit bekommen"

Allofs ist es nun auch, der dem Juwel langfristig den Rücken freihält und die Karriere-Schienen verlegt. Man habe ihn nicht geholt, damit er möglichst schnell alles kurz und klein schieße. "Josip steht am Anfang seiner Entwicklung und hat eine große Zukunft vor sich. Er wird bei uns die Zeit bekommen, die er braucht, um sich im Männerbereich endgültig zu etablieren", so der Geschäftsführer.

Auch Brekalo selbst backt zunächst kleine Brötchen. Ein klares Ziel habe er sich nicht gesetzt. Der VfL wirkt für ihn wie ein langfristiges Projekt, indem er gemeinsam mit dem Klub reifen kann. Er sei ja schließlich noch jung und habe Zeit, betont der 18-Jährige immer wieder. "Ich habe kein Problem, auf der Bank zu sitzen. Wenn es nur 15 Spiele in der nächsten Saison werden, ist es auch okay", so Brekalo, der abschließend allerdings doch den Zeigefinger hebt und Ansprüche anmeldet. In drei Jahren wolle er dann schon Stammspieler sein.

Raue Bundesliga-Luft

Zeit, die er sich nehmen will, um sich an die raue Bundesliga-Luft zu gewöhnen. Denn viele Auftritte im Seniorenbereich hat der Kroate bislang nicht auf dem Buckel. Auf gerade einmal acht Kurzeinsätze kommt er in der kroatischen 1. Liga für Dinamo Zagreb.

"Das Spiel in Deutschland ist deutlich kraftvoller. Es ist ein anderes Level", erklärt der Flügelspieler. Auch Ivica Olic warnte ihn vor dem Fußball in Deutschland. "Er hat gesagt, dass ich viel arbeiten muss. Denn darauf legt in Deutschland jeder Trainer gerade bei jungen Spielern sehr viel Wert."

Meist war Brekalo in der zurückliegenden Saison noch beim Dinamo-Nachwuchs und in der Youth League tätig. Dort scheiterte seine U19 in der letzten Saison erst im Achtelfinale am RSC Anderlecht. In der Vorrunde hatte der Klub jedoch die Bayern rausgekegelt. Torschütze beim 2:1-Auswärtssieg im Stadion an der Grünwalder Straße war, klar, Josip Brekalo.

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