EM

Rotzfrech zur Überraschung?

Von SPOX
England spielte eine beeindruckende EM-Qualifikation: zehn Spiele, zehn Siege
© getty
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6. Italien

Die letzten beiden Ergebnisse: Finnland (2:0), Schottland (1:0)

Die goldene Generation ist endgültig Geschichte. Das Signal von Trainer Antonio Conte ist eindeutig: Andrea Pirlo fährt nicht mit nach Frankreich. Auch Mario Balotelli muss passen.

Nur, ist diese Mannschaft auch bereit für ein großes Turnier? Die Vorbereitung verspricht nur Gutes. Vor allem Stützen wie Daniele De Rossi präsentierten sich in Topform. Graziano Pelle und Stephan El Shaarawy sorgen in der Offensive für viel Wirbel.

Turnier-Mannschaft hin oder her: Italien ist in bester Form. Die Gruppe ist dennoch nicht einfach.

5. England

Die letzten beiden Ergebnisse: Portugal (1:0), Australien (2:1)

Was ist eigentlich mit den Three Lions passiert? Alle Attribute der jüngeren Vergangenheit scheinen wie ausgelöscht, denn England anno 2016 ist: jung, dynamisch, fast schon explosiv und mit einer gehörigen Portion Spielwitz ausgestattet. In der Quali wurden alle Spiele gewonnen und in der Vorbereitung feierte Roy Hodgsons Truppe vier Siege in fünf Partien, darunter das viel beachtete 3:2 in Berlin gegen Weltmeister Deutschland.

Sucht man nach Schwachstellen, wird man allenfalls in der Defensive fündig. Nur drei echte Innenverteidiger weist der Kader auf - und sowohl Chris Smalling als auch Gary Cahill sind immer mal für einen Schnitzer gut. Gleiches gilt für Keeper Joe Hart, der an guten Tagen alles hält, aber auch nicht frei von Formschwankungen ist.

Auch mental scheint England 2016 aus einem anderen Holz geschnitzt als frühere Turniermannschaften. Unverbraucht und rotzfrech heißt das Motto bei potenziellen EM-Stars wie Delli Alli, Harry Kane oder Jamie Vardy.

4. Belgien

Die letzten beiden Ergebnisse: Norwegen (3:2), Finnland (1:1)

So verdammt talentiert und so verdammt verletzungsgebeutelt: Die Roten Teufel treten mit vielen Vorschusslorbeeren, aber jeder Menge Defensivsorgen an. Mit Kapitän Vincent Kompany und Nicolas Lombaerts fallen die beiden gesetzten Innenverteidiger aus.

Und dennoch muss man die Belgier zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Courtois, Fellaini, Witsel, Mertens, De Bruyne, Eden Hazard - die Mannschaft von Marc Wilmots ist mit internationalen Stars gespickt. Mit Spielern wie Ferreira Carrasco Yannick, immerhin Torschütze im letzten Champions-League-Finale, hat Belgien noch jede Menge Power in der Hinterhand.

Bei der WM 2014 waren die Roten Teufel noch etwas grün hinter den Ohren. 2016 wäre der Halbfinal-Einzug keine Überraschung mehr.

3. Spanien

Die letzten beiden Ergebnisse: Georgien (0:1), Südkorea (6:1)

Die Spanier sind nach der WM 2014 zwei Jahre lang auf Findungsphase gewesen. Doch so langsam wird aus der Elf von Vicente del Bosque ein Gesamtkonstrukt, das um den EM-Titel mitspielen wird. Auch wenn die Spieler das nicht hören wollen, Spanien ist Mitfavorit.

Genau diese Demut zeigt aber auch: In Spanien hat sich viel geändert. Das Team ist jünger geworden, die Erfahrung an wichtigen Stellen zurückgegangen. Doch das Rückgrat steht, auch wenn es gelegentlich zu fiesen Ausrutschern wie gegen Georgien kommt. "Das kann man nicht erklären", versuchte es Gerard Pique gar nicht erst.

2. Deutschland

Die letzten beiden Ergebnisse: Ungarn (2:0), Slowakei (1:3)

Verletzungen pflastern den Weg der Deutschen durch die Vorbereitung. Gündogan, Reus, Rüdiger - allen wurde eine Blessur zum Verhängnis. Dazu sind Stützen wie Hummels und Schweinsteiger noch nicht fit. Bundestrainer Löw hat aber schon Erfahrung im kurzfristigen Umplanen und hat die Ausfälle ruhig moderiert.

Zumal er auch Glück im Unglück hatte und die Achse Neuer, Boateng, Kroos, Müller steht. Allerdings hat Löw auch einige Baustellen in seinem Team. Zwei Jahre nach dem WM-Triumph und den anschließenden Rücktritten von Lahm, Klose und Mertesacker sucht der Bundestrainer immer noch nach geeigneten Nachfolgern. Vor allem die Außenverteidigerpositionen sind nicht optimal besetzt und im Sturm gibt es immer wechselnde Lösungsversuche.

Dennoch: Deutschlands Qualität ist enorm hoch, viele Spieler haben große Turniererfahrung und noch immer das Selbstbewusstsein des WM-Titels. Der Weg zum EM-Triumph führt über Deutschland.

1. Frankreich

Die letzten beiden Ergebnisse: Schottland (3:0), Kamerun (3:2)

Unter Didier Deschamps hat Frankreichs Nationalelf wieder den Ruf hergestellt, der nach der Schmach bei der WM 2010 so enorm gelitten hat. Der Coach der Equipe Tricolore hat ein Team geformt, das auch ohne die Pflichttermine der Qualifikation immer besser in Schuss kam und bereits bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Ansätzen gezeigt hat, wozu es fähig sein kann.

Die individuell stark besetzte Offensive um Antoine Griezmann und Co. ist gerade beim Konterspiel tadellos, einzig die Rückwärtsbewegung macht bei den Franzosen noch etwas Sorge. Dennoch: Neun der letzten zehn Partien gewannen Les Bleus, dabei wurden Teams wie Portugal Deutschland, Niederlande oder Russland bezwungen.

Frankreich befindet sich kurz vor Turnierstart in guter Form und greift mit einer Art goldenen Generation an Talenten und Spielern, die zuletzt noch einmal große Entwicklungssprünge gemacht haben, nach dem dritten Heimtitel nach 1984 und 1998.