EM

Rotzfrech zur Überraschung?

Von SPOX
England spielte eine beeindruckende EM-Qualifikation: zehn Spiele, zehn Siege
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12. Polen

Die letzten beiden Ergebnisse: Litauen (0:0), Niederlande (1:2)

Es ist gut 30 Jahre her, als Polen das letzte Mal mit einer ähnlichen Zuversicht in ein großes Turnier blicken konnte. Hießen die Protagonisten damals Deyna, Lato und Boniek, nennen sich die tragenden Säulen dieses Mal Robert Lewandowski, Grzegorz Krychowiak und Kamil Glik.

Mit dieser Achse wäre den Polen in der Qualifikation sogar fast die Überraschung gelungen, noch vor dem DFB-Team in der Gruppe auf Platz eins abzuschließen. Damit wurde es zwar nichts, aber in der Gruppe C gibt es nun die Möglichkeit zur Revanche.

Dabei zeigte sich auch in den Spielen gegen die Löw-Elf, dass das Konterspiel aus einem dichten 4-4-2 die größte Waffe der Polen ist. Gleichzeitig ist man mittlerweile auch in der Lage das Spiel selbst zu machen, weshalb ein Weiterkommen eindeutig das Ziel sein muss. In den letzten Tests bastelte Coach Adam Nawałka noch ein wenig an der Abwehr, die noch nicht den sichersten Eindruck machte.

11. Österreich

Die letzten beiden Ergebnisse: Niederlande (0:2), Malta (2:1)

Angeführt von Bayern-Star David Alaba spielte Rot-Weiß-Rot eine beeindruckende Qualifikation. Trainer Marcel Koller, bereits seit fünf Jahren im Amt, formte eine Mannschaft, die das Zeug hat, auch in Frankreich Ausrufezeichen zu setzen.

Außer Robert Almer, der bei Austria Wien das Tor hütet, stehen sämtliche Schlüsselspieler bei ausländischen Klubs unter Vertrag und haben sich dort auch durchgesetzt. Österreich gibt defensiv wie offensiv ein solides Bild ab, Ausschläge nach oben oder unten sind kaum erkennbar. Eine kompakte Mannschaft mit einem intelligentem und spielstarkem Mittelfeld.

Gegen die Niederlande unterlief Alaba ein kurioses Eigentor, die Leistung der Österreicher war aber voll in Ordnung. In der Gruppe F sollte Rot-Weiß-Rot Ungarn und Island auf jeden Fall hinter sich lassen.

10. Türkei

Die letzten beiden Ergebnisse: Slowenien (1:0), Montenegro (1:0)

Die Türken haben die erste Hürde unfassbar knapp genommen. Bei einem Blick auf die Quali wird dem einen oder anderen Fan sicher heute noch angst und bange. Mittlerweile haben sich die Vorzeichen geändert.

Zwar waren die Tests gegen Montenegro und Slowenien alles andere als überzeugend - vor allem fehlte die Kreativität im Offensivspiel. Dennoch hat die Türkei gewonnen. Bei der knappen 1:2-Niederlage gegen England zeigte die Elf von Fatih Terim aber, was eigentlich in ihr steckt.

Der Coach setzt auf Emotionen. "Unser Land sollte eines sein, in dem Kinder glücklich sind. Dafür müssen wir spielen." Sein ausgegebenes Ziel dürfte dennoch kaum zu erreichen sein: "Wir wollen im Finale spielen."

9. Schweiz

Die letzten beiden Ergebnisse: Moldawien (2:1), Belgien (1:2)

Mit sieben Siegen aus zehn Partien und nur acht Gegentreffern haben sich die Eidgenossen unter Vladimir Petkovic souverän für die Endrunde qualifiziert. In den letzten sechs Pflichtspielen setzte es aber gleich vier Pleiten, zwischenzeitlich wurde immerhin Rivale Österreich besiegt.

Das Problem der Schweiz: Über Schlüsselspieler Granit Xhaka wird ordentlich kombiniert und aufgebaut, ist der Ball aber in der letzten Linie, strahlen die Offensiven zu wenig Gefahr vor dem Kasten aus. Schafft es der Gegner, Xhaka aus dem Spiel zu nehmen und seine Kreise einzuengen, fehlt der Schweiz die Anbindung zwischen Defensive und Offensive.

Trotzdem verfügt das Team natürlich über zahlreiche gestandene Spieler mit internationaler Erfahrung, das Außenverteidigerpärchen Ricardo Rodriguez und Stephan Lichtsteiner ist beispielsweise über jeden Zweifel erhaben. Wichtig wird für die Schweiz das emotional aufgeladene Auftaktmatch gegen Albanien. Gelingt der Start, ist auch der Weg bis ins Viertelfinale denkbar.

8. Portugal

Die letzten beiden Ergebnisse: Estland (7:0), England (0:1)

Als Gruppensieger qualifizierten sich die Portugiesen souverän für die Endrunde, auch wenn die sie insgesamt nur elf Tore erzielten. Doch mit dem 7:0 im letzten Test gegen Estland schossen sich die Mannen von Trainer Fernando Santos richtig warm für die EM. Dabei überzeugte vor allem auch Enfant terrible Quaresma auf der Außenposition im Mittelfeld.

Die Offensive dürfte dank Cristiano Ronaldo ohnehin nicht die Problemzone sein. Vor allem in der Innenverteidigung drückt der Schuh. Wer neben Pepe aufläuft ist noch unklar. Bruno Alves hat sich mit seinem Kung-Fu-Tritt gegen Harry Kane nicht nachhaltig empfohlen und die Alternative Ricardo Carvalho hat mit seinen 38 Lenzen den Zenit schon weit überschritten.

"Wir haben eine fantastische Mannschaft und ein exzellentes Trainerteam. Die EM ist ein kurzes Turnier - und alles ist möglich", ist Ronaldo dennoch selbstbewusst. Und laut Trainer Santos "wäre es an der Zeit" für den Titelgewinn.

7. Kroatien

Die letzten beiden Ergebnisse: San Marino (10:0) , Moldawien (1:0)

Wohl kaum ein EM-Teilnehmer verfügt über ein derart exquisit besetztes Mittelfeld wie Kroatien. Mit Ivan Rakitic vom FC Barcelona sowie den beiden Real-Akteuren Luka Modric und Mateo Kovacic braucht sich das Balkan-Land vor niemandem zu verstecken. Dieses Trio soll Mario Mandzukic füttern, der als Vollstrecker in vorderster Front lauert.

Seine Abschlussqualitäten bewies der Stürmer von Juventus Turin unter anderem beim abschließenden Testspiel. Kroatien schoss San Marino mit 10:0 aus dem Stadion. In nicht einmal einer Stunde Spielzeit netzte Mandzukic dreimal ein. Auch das vorangegangene Testspiel gegen Moldawien entschieden die Kroaten für sich. Die Qualifikation beendete Kroatien als Gruppenzweiter, vier Zähler hinter Italien.

Mit Tschechien, der Türkei und Spanien erwischte Kroatien zwar die vermeintlich schwerste Gruppe des Turniers, überstehend wird sie die Mannschaft von Trainer Ante Cacic aber wohl trotzdem. Dann steht einem überraschenden Lauf nichts mehr im Wege.