EM

Welbecks Hacke lässt England jubeln

Von Daniel Börlein / Stefan Petri
Andy Carroll (l.) erzielte das 1:0 für England
© Getty

England hat den ersten Sieg bei dieser EM gelandet. Die Elf von Trainer Roy Hodgson bezwang Schweden mit 3:2 (1:0). Die Skandinavier haben damit keine Chance mehr aufs Viertelfinale.

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Im ausverkauften Olympiastadion in Kiew brachte Andy Carroll England vor der Pause in Führung (23.). Nach dem Wechsel drehte Olaf Mellberg mit einem Doppelpack die Partie zu Gunsten der Schweden (49., 59.), ehe Theo Walcott (64.) und Danny Welbeck (78.) England noch zum Sieg schossen.

England liegt damit nach zwei Spieltagen mit vier Punkten auf Platz zwei in Gruppe D. Schweden hat dagegen mit der zweiten Niederlage schon alle Chancen aufs Weiterkommen verspielt.

Reaktionen:

Erik Hamren (Trainer Schweden): "Es tut uns sehr leid. Wir haben in beiden Spielen getroffen, ich bin sehr stolz auf die Jungs. In beiden Halbzeiten waren wir gut, wir haben wirklich Fußball gespielt - aber es war uns nicht vergönnt zu gewinnen. Es tut weh, richtig weh. England war sehr effektiv, wir hatten einige Chancen, aber haben nicht genügend Tore gemacht. Das fühlt sich im Moment sehr hart an."

Roy Hodgson (Trainer England): "Es war ein sehr gutes, ein sehr enges Spiel. Ich war mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden. Die Schweden haben es dann sehr gut gemacht, wir mussten alles geben, um noch mal zurückzukommen. Es war ein wichtiger Sieg gegen eine Mannschaft die dafür berühmt ist, dass sie England immer die Punkte klaut."

Danny Welbeck (England): "Das ist eine Riesensache für mich. Ich habe den Siegtreffer erzielt - das ist mir lange nicht gelungen. Wir sind ein bisschen enttäuscht über die zwei Gegentore, aber wir haben dann zusammengehalten und Teamgeist gezeigt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Schweden fliegen Lustig, Rosenberg und Toivonen aus der Mannschaft. Jonas Olsson, Anders Svensson und Elmander stehen dafür in der ersten Elf. England beginnt mit Carroll im Sturm neben Welbeck. Oxlade-Chamberlain nur auf der Bank.

23., 0:1, Carroll: Gerrard mit der weiten Flanke aus dem rechten Halbfeld. Carroll geht dem Ball entgegen, steigt am Elfmeterpunkt hoch und köpft unwiderstehlich unten links ein. Ganz stark gemacht.

49., 1:1, Johnson (Eigentor): Ibrahimovic setzt einen Freistoß zuerst in die Mauer, den Abpraller will er per Scherenschlag verwandeln. Er trifft den Ball kaum, der kommt aber zu Mellberg, der aus sieben Metern mit links abzieht. Johnson haut den Ball von der Linie, trifft aber den linken Pfosten und von dort kullert der Ball über die Linie.

59., 2:1, Mellberg: Ein Freistoß von Larsson kommt aus über 30 Metern aufs Tor gezogen. Am langen Pfosten sind drei Schweden völlig ungedeckt, darunter Mellberg. Aus vier Metern köpft der per Aufsetzer ins linke Eck.

64., 2:2, Walcott: Kaum zwei Minuten im Spiel, da schlägt Walcott zu! Der Eckball wird zu ihm an den Strafraum abgewehrt, und er zieht die Kugel aufs Tor. Vielleicht minimal abgefälscht, aber Isaksson bewegt sich ins linke Eck. Direkt in der Mitte des Tores schlägt's ein.

78., 2:3, Welbeck: Walcott zieht den Sprint rechts im Strafraum an. Vorbei an zwei Schweden zur Grundlinie, von dort bringt er den Ball vors Tor. Welbeck setzt sich vor Mellberg durch und bugsiert den Ball im Rückwärtsfallen mit der Hacke ins lange Eck. Tolles Tor!

Fazit: Schwaches Spiel in Halbzeit eins. Nach der Pause dann beide Teams mit mehr Mut. England mit mehr Spielanteilen, weshalb der Sieg durchaus in Ordnung geht.

Der Star des Spiels: Theo Walcott. Saß eine gute Stunde auf der Bank - explodierte dann nach seiner Einwechslung aber. Erzielte zunächst per Schuss aus 18 Metern das 2:2 und bereitete anschließend das 3:2 durch Welbeck sehenswert vor.

Der Flop des Spiels: Sebastian Larsson. War gegen die Ukraine schon schwach und fiel nun gegen England nochmal ab. War auf Rechtsaußen eine Fehlbesetzung. Fand keine Bindung zum Spiel, sorgte kaum für Entlastung und war im Abschluss völlig ungefährlich. Ebenfalls schwach: Linksaußen Rasmus Elm.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina. Der Slowene trat ruhig und abgeklärt auf. Ließ manchmal allerdings ein bisschen viel laufen und hätte durchaus auch die eine oder andere Gelbe Karte mehr verteilen können.

Die Trainer:

Erik Hamren stellte seine Mannschaft auf ein paar Positionen um und entschied sich für ein 4-4-1-1, in dem alles auf Ibrahimovic ausgerichtet war. Der Milan-Star bekam auch fast jeden Ball in der Vorwärtsbewegung, harmonierte allerdings schlecht mit seinen Teamkollegen.

Roy Hodgson setzte dieses Mal auf das von ihm bevorzugte 4-4-2 mit zwei echten Stürmern. Carroll funktionierte an der Seite von Welbeck sehr gut, weil er in der Lage war, die langen Bälle zu verarbeiten. Gelungener Schachzug von Hodgson, der mit der Einwechslung von Walcott zudem den richtigen Riecher hatte.

Das fiel auf:

 

  • Beide Teams bei gegnerischem Ballbesitz zu Beginn sehr darauf bedacht, zuverlässig zu verschieben und mit möglichst vielen Spielern hinter dem Ball zu stehen. Auf schnelles Umschalten verzichtete man, auch weil dazu die Mittel fehlten.
  • Bei den Schweden holte Ibrahimovic viele Bälle tief ab, schaffte es aber nur selten, gefährliche Aktionen zu initiieren, weil zu Elmander und Larsson die Bindung fehlte und Elm auf links wenig Tempo ging.
  • England reichte es zunächst, mit Parker und Gerrard das Zentrum zu kontrollieren. Nach vorne wurde immer wieder Carroll gesucht, der die Bälle gut behauptete und verteilte.
  • Der Ausgleich fiel überraschend und glücklich. Danach riss bei England für eine Viertelstunde der Faden. Die Bälle wurden meist viel zu schnell verloren, zudem fehlte ein Plan B zu den hohen Bällen in die Spitze. Schweden nutzte diese Phase zum 2:1.
  • Die Three Lions schlugen schnell zurück. In der Folge entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel, in dem beide Teams auf Sieg spielten. Schweden fehlten allerdings die Möglichkeiten, England mal über längere Zeit unter Druck zu setzen. Der Hodgson-Elf reichte schließlich ein Geniestreich von Welbeck zum Sieg.

Schweden - England: Daten zum Spiel

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