EM

Torres' Glück ist Irlands K.o.

SID
Fernando Torres hat mit einem Doppelpack für den spanischen Sieg gegen Irland gesorgt
© Getty

Ganz so erleichtert wie der deutsche Doppeltorschütze Mario Gomez am Vortag wirkte Fernando Torres nicht. Aber als der Matchwinner nach dem 4:0 (1:0) gegen Außenseiter Irland das Podium in der Danziger Arena betrat, kann auch er einfach nichts Anderes empfunden haben als vollkommene Befriedigung.

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"Ich möchte jeden Moment und jedes Spiel genießen. Heute hatte ich die Gelegenheit", sagte "El Nino" gewohnt vorsichtig und mit leiser Stimme. Seine Kritiker hatte der 28-Jährige durch den siebten Doppelpack im spanischen Trikot schon auf dem Platz verstummen lassen.

"Die Neun trifft", titelte etwa die Sportzeitung "AS", die die Dauerdiskussion um das System der Seleccion in den vergangenen Tagen befeuert hatte. Trainer Vicente del Bosque konnte den dutzend Nachfragen nur noch ironisch antworten: "Ob mit oder ohne Neun, heute hat die Mannschaft leichtfüßig gewirkt. Wir wurden für unser System kritisiert, jetzt haben wir gewonnen."

Vor allem dank Torres, nach der Einwechslung beim 1:1 gegen Italien mal wieder als "Chancentod" bezeichnet, ist der Titelverteidiger nach dem zweiten Spiel im Turnier angekommen. Mit dem höchsten Sieg seiner EM-Geschichte, als Favorit. "Ich will jedes Spiel bis zum Finale genießen", sagte Torres forsch.

Im abschließenden Gruppenspiel gegen Kroatien reicht dem Welt- und Europameister schon ein 2:2-Unentschieden - und Torres kann das Turnier mindestens noch im Viertelfinale genießen. "Wir werden aber nicht rechnen, sondern auf Sieg spielen", kündigte del Bosque schon an.

Torres: "Diskussion wird weiter gehen"

Bis weit nach Mitternacht mussten die Journalisten warten, ehe Torres in kurzer Hose, Shirt und dicken Kopfhörern die Mixed Zone betrat. Der Bus mit den Mannschaftskollegen war längst in die Danziger Innenstadt gerollt, aber der spanische Torjäger war als "man of the match" und auch noch bei der Dopingprobe eben der gefragteste Spanier.

"Ich hatte heute das Glück, zwei Tore zu schießen. Aber die Diskussion wird weiter gehen", sagte er trotz seines Galaauftritts vor 39.150 Zuschauern.

Auch del Bosque gab seiner "Neun" trotz der beiden Treffer (4./70.) keine Einsatzgarantie: "Wir haben 23 großartige Spieler, die alle in ihren Klubs in der ersten Elf stehen. Egal, wer spielt: Die Mannschaft fühlt sich wohl. Fernando ist eine dieser Alternativen, die ich habe", sagte der 61-Jährige.

Auch wenn Torres' Widersacher Cesc Fabregas (83.) sowie der äußerst agile David Silva (49.) genauso sehenswerte Tore schossen: Das einstige Sorgenkind hat eindeutig die meisten Argumente für weitere Einsätze - und vor allem die Systemumstellung zurück zum gewohnten Spiel mit Sturmspitze - gebracht.

Torres' Glück ist Irland K.o.

"Torres, ach ja, Torres", konnte del Bosques geknickter Trainerkollege Giovanni Trapattoni nur lachend entgegnen. Der Champions-League-Sieger vom FC Chelsea hatte angeführt vom "Tiki-Taka" um die starken Regisseure Xavi und Andres Iniesta den Iren den K.o.-Schlag versetzt, sie sind als erste Mannschaft der EM nach der höchsten Niederlage seit über 40 Jahren ausgeschieden.

Von ihren Fans wurden sie trotzdem noch lange nach Abpfiff gefeiert wie Helden. "Die irischen Spieler und die Fans haben uns gezeigt, worum es im Fußball geht", sagte del Bosque.

Torres konnte keine Rücksicht nehmen auf die Gefühle der eindeutig sympathischsten Anhänger aller EM-Teilnehmer: Er hatte seine eigene Mission zu erfüllen. Nach einer Saison voller Sorgen, einem halben Jahr ohne Treffer, einer Hängepartie um die Nominierung und vor allem den ausgelassenen Großchancen als Joker gegen Italien gab er die einzig richtige Antwort.

Zumindest Trapattoni war sich bei seinem Abgang daher sicher: "Das Finale wird Spanien gegen Deutschland spielen. Sie sind eindeutig die besten Mannschaften." Auch dank Gomez und Torres.

Spanien - Irland: Daten zum Spiel

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