EM

1:1 gegen Kroatien: Italien bleibt sieglos

Von SPOX
37.000 Zuschauer verfolgten die Begegnung in Posen zwischen Italien und Kroatien
© Getty

Für Italien setzte es im zweiten EM-Spiel das zweite Unentschieden. Damit muss der viermalige Weltmeister um das Viertelfinale bei der EURO 2012 bangen. Kroatien hat sich mit dem 1:1 (0:1) dagegen eine gute Ausgangsposition für das letzte Gruppenspiel gegen Spanien geschaffen.

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Vor 37.000 in Posen erzielten Andrea Pirlo (37.) für Italien und Mario Mandzukic (72.) die Tore des Spiels. Italien muss mit nunmehr zwei Punkten im letzten Gruppenspiel gegen Irland wohl gewinnen, um ins Viertelfinale einzuziehen.

Reaktionen:

Cesare Prandelli (Trainer Italien): "Es war eine gute Gelegenheit, aus der wir zu wenig gemacht haben. Wir haben zu wenig gewagt. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie zusammenhält und ein gutes Gleichgewicht hat. Wir werden bis zuletzt kämpfen."

Slaven Bilic (Trainer Kroatien): "Italien war in der ersten Hälfte besser und hatte die Führung verdient. In der Pause haben wir viele Dinge geändert, in der zweiten Hälfte waren wir dann viel besser. Wir hätten vielleicht sogar den Sieg verdient gehabt, aber insgesamt war das Remis in Ordnung. Von dieser Situation mit vier Punkten nach zwei Spielen haben wir geträumt. Das ist brillant."

Gigi Buffon: "Wir sind immer nioch in der Situation, in der wir es selbst in der Hand haben. Ich glaube, dass das Team guten Fußball spielt, aber wir müssen etwas abgebrühter sein. Das Unentschieden ist sehr schade, weil wir vor allem defensiv so gut gespielt haben."

Vedran Corluka: "Wir waren nah am Sieg dran. Dennoch sind wir ein einer guten Position. Natürlich ist Spanien ein starker Gegner, aber wir glauben an uns. Ich bin guter Dinger, dass wir das Viertelfinale erreichen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beide Trainer vertrauen den Mannschaften des ersten Spieltags. Italien weiter im 3-5-2 mit Balotelli und Cassano im Sturm. Kroatien im 4-4-2.

3.: Balotelli bekommt am Elfmeterpunkt den Pass von Giaccherini. Schnelle Drehung und ein strammer Schuss - knapp am linken Pfosten dabei.

16.: Cassano bedient Balotelli vor dem Sechzehner, aber sein Schuss geht direkt auf Pletikosa. Der lässt den Ball prallen, Corluka bereinigt die Situation.

19.: Aufreger im italienischen Strafraum. Eine Flanke kommt von links rein, und dann liegt plötzlich Jelavic nach einem Zweikampf mit Chiellini am Boden und beschwert sich. Howard Webb lässt trotz wütender Proteste der Fans weiterlaufen und hat Recht.

39., 1:0, Pirlo: Nach Foul an Balotelli gibt es Freistoß für Italien am linken Strafraumeck. Pirlo plaziert den Ball hart und platziert über die Mauer ins kurze Eck, da kann auch Pletikosa nichts mehr machen. Die Hand hat er noch dran, aber der Ball schlägt trotzdem ein.

47.: Modric lässt de Rossi mit einem Wackler stehen, zieht nach innen und schießt aufs kurze Eck. Aber da ist kein Dampf dahinter - so kann man Buffon nicht bezwingen.

72., 1:1, Mandzukic: Strinic flankt von links, Chiellini verschätzt sich und verliert Mandzukic aus den Augen, Der nimmt den Ball im Fünfer mit dem Rechten runter und haut ihn dann aus kurzer Distanz an den Innenpfosten und von dort ins Tor.

Fazit: Verdientes Remis, weil Italien die erste Hälfte zwar gehörte, aber Kroatien sich nach der Pause zurückkämpfte.

Der Star des Spiels: Ogjnen Vukojevic. Nominell mit Modric auf einer Höhe, aber der Tottenham-Star war lieber weiter vorne unterwegs, so dass Italien gerade vor der Pause immer Überzahl im Mittelfeld gegen Vukojevic hatte. Aber der Mittelfeldspieler von Dynamo Kiew behielt die Übersicht, war vor allem im Zweikampf bärenstark und stopfte viele Löcher.

Der Flop des Spiels: Giorgio Chiellini. Machte den einen entscheidenden Fehler, der zum 1:1 durch Mario Mandzukic führte und dadurch Italien in eine komplizierte Situation in der Gruppe brachte. Im Übrigen ohne große Fehler, wobei ihm Jelavic vor der Pause einmal schon entwischte und fast Kroatiens Führung erzielte.

Der Schiedsrichter: Howard Webb. Erneut eine gute Vorstellung des Engländers, der das Spiel, das von vielen Fouls geprägt war, im Griff hatte. Umstritten war der ausbleibende Elfmeter-Pfiff gegen Chiellini, der Jelavic zu Fall gebracht hatte. Ansonsten unterbrachen seine Assistenten zwei Mal einen Italien-Angriff wegen einer Abseitsstellung. Beide Male falsche Entscheidung.

Die Trainer:

Cesare Prandelli: Musste eine andere Gangart wählen, weil es ein gänzlich anderes Spiel als gegen Spanien war. Italien hatte mehr Ballbesitz, musste kommen. Prandelli wählte die gleiche Elf, ließ aber Cassano mehr wie ein Spielmacher agieren, um etwas Kreativität zu schaffen. Dies gelang nur phasenweise. Im zweiten Durchgang war Montolivo für Motta der erste Schachzug. Zwar von der Ausrichtung keine gravierende Veränderung, aber Montolivo war als besserer Fußballer sicherer im Aufbau. Di Natales Einwechslung erbrachte die nicht die erhoffte Wirkung.

Slaven Bilic: Hatte nach dem 3:1 gegen Irland keinen Grund zu wechseln, stimmte seine Truppe aber insgesamt einen Tick defensiver ein, um bei Kontern dann überfallartig zu agieren. Beorderte vor allem Perisic und Rakitic immer wieder nach innen, um Vukojevic zu unterstützen, der gerade in der Anfangsphase etwas allein gelassen wurde. Mit Pranjic und Eduardo wechselte er offensiv ein, um das Viertelfinale mit einem Sieg vorzeitig zu erreichen.

Das fiel auf:

  • Sehr bewegliches Italien-Mittelfeld zu Beginn, wobei Motta und Marchisio die meiste Laufarbeit verrichteten, ständig auf- und abrückten, während Pirlo eher die defensive Rolle einnahm.
  • Kroatien suchte fast bei jedem Vorstoß Modric, wobei das dichte Italien-Mittelfeld den Sichtkontakt zum kleinen Spielmacher gut unterbrach.
  • Kroatien behalf sich damit, Perisic und Rakitic weiter einrücken zu lassen, um im Zentrum Überzahl zu schaffen. Die Idee ging auf, die Bilic-Truppe neutralisierte das Spiel zumindest nach 20 Minuten.
  • Pirlo verwandelte das erste Freistoß-Tor bei einer EM seit 2004. Anders war der Riegel vor der Pause auch kaum zu knacken, weil sich Italien und Kroatien gegenseitig zu offensiv kompliziertem Spiel drängten und somit kaum Fluss drin war.
  • Bisweilen wirkte es so, dass einer von zwei kroatischen Stürmern zu viel war, weil sowohl Jelavic als auch Mandzukic zu sehr abhängig von Zuspielen sind, die aber Italien nur selten zuließ. Mandzukic ließ sich immer wieder fallen, ist aber eher kein Typ für schnelle Kombinationen.
  • Während beim 1:0 eine Standardsituation herhalten musste, war es beim Ausgleich ein individueller Fehler von Chiellini, der die Hereingabe von Strinic völlig falsch einschätzte.
  • Kroatien nach dem Ausgleich deutlich mutiger, dank Pranjics Einwechslung konsequent über die Außen spielend. Italien fand kein Mittel, um Druck auszuüben, weil auch Pirlo die Ideen ausgingen.
  • Fazit für Italien nach zwei Spielen: Zu viel Aufwand - zu wenig Profit. Taktisch ist die Mannschaft hervorragend eingestellt. Zeigen konnte sie es aber gegen Kroatien nur 30 Minuten lang. Am Ende fiel man in alte Muster zurück: Ideenlos, zu abwartend.

Italien - Kroatien: Daten zum Spiel

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