EM

Russland mit klarem Auftaktsieg

Von Daniel Börlein / Ronald Tenbusch
Tschechiens Abwehr geriet gegen Russland häufig in Bedrängnis
© Getty

Russland heißt der erste Sieger bei dieser Europameisterschaft. Das Team von Trainer Dick Advocaat bezwang Tschechien im zweiten Spiel der Gruppe A mit 4:1 (2:0).

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Vor 40.000 Zuschauern im EM-Stadion in Breslau brachte Alan Dsagojew die Russen in Führung (15.). Roman Schirokow erhöhte wenig später auf 2:0 (24.). Vaclav Pilar gelang nach dem Seitenwechsel der Anschlusstreffer (52.), ehe erneut Dsagojew (79.) und Roman Pawljuschenko (82.) zum Endstand trafen.

Blog Alan Dsagojew: Russlands Wunderkind

Durch den Sieg führt Russland die Gruppe A nach dem ersten Spieltag mit drei Punkten an. Im zweiten Spiel trennten sich Polen und Griechenland 1:1.

Reaktionen:

Dick Advocaat (Trainer Russland): "Das erste Spiel zu gewinnen, ist immer wichtig. Wir haben drei Punkte und 4:1 Tore, das ist entscheidend. Wir müssen noch einige kleine Fehler abstellen und im zweiten Spiel nachlegen."

Michal Bilek (Trainer Tschechien): "Wir sind alle sehr enttäuscht. Das Spiel haben wir uns ganz anders vorgestellt. Wir haben die Spielkontrolle verloren und uns zu viele Ballverluste erlaubt. Wir müssen uns enorm steigern."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Russen erhält Malafejew im Tor den Vorzug vor Akinfejew. Tschechien mit den Bundesliga-Legionären Hubnik (Hertha), Kadlec (Leverkusen) und Jiracek (Wolfsburg). Im Sturm beginnt Baros.

15., 1:0, Dsagojew: Sirjanow leitet den Treffer über rechts ein, flankt auf den zweiten Pfosten zu Kerschakow. Der Stürmer köpft gegen die Laufrichtung von Cech, trifft aber nur den rechten Pfosten. Dsagojew schaltet am schnellsten und haut den Abpraller aus zehn Metern ins Netz.

24., 2:0, Schirokow: Wieder überbrückt Russland blitzartig das Mittelfeld. Tschechien steht in der Defensive ungeordnet. Arschawin passt von links quer durch den Strafraum auf Schirokow, der per Chip über Cech zum 2:0 einnetzt.

52., 2:1, Pilar: Plasil spielt einen genialen Pass in die Gasse. In Anjukows Rücken hat sich Pilar frei gelaufen und umkurvt auch noch Malafejew, um aus spitzem Winkel einzuschieben.

79., 3:1, Dsagojew: Etwas glücklich landet der Ball vor den Füßen von Pawljuschenko. Der steht zentral vor dem Sechzehner der Tschechen und bedient wunderbar Dsagojew, der den Ball aus halbrechter Position in den linken Winkel wuchtet!

82., 4:1, Pawljuschenko: Pawljuschenko holt sich sieben Minuten nach seiner Einwechslung seinen zweiten Scorerpunkt. Von links dringt der Stürmer in den Strafraum ein, lässt Hubnik mit mehreren Schussfinten wie einen Schuljungen aussehen und drischt den Ball dann aus 15 Metern in den linken Winkel!

Fazit: Starker Auftritt der Russen, die verdient gewannen. Tschechien allerdings nicht so schwach, wie das Ergebnis vermuten lässt.

Der Star des Spiels: Konstantin Sirjanow. Spulte viele Kilometer ab, schloss in der Defensive Lücken und schaltete sich regelmäßig auch in die Offensive ein. Variierte immer wieder das Tempo und setzte den ebenfalls starken Dsagojew samt Kollegen ein paar Mal geschickt in Szene. Wer ist Dein Star des Spiels?

Der Flop des Spiels: Jan Rezek. Der Tscheche hatte zu Beginn zehn gute Minuten, tauchte danach aber völlig ab. Konnte kaum noch Bälle behaupten und half in der Rückwärtsbewegung nicht konsequent genug mit. Nach 45 Minuten war für ihn Schluss.

Der Schiedsrichter: Howard Webb. Der Engländer hatte wenig Mühe mit dem Spiel und musste nur selten entscheidend eingreifen. Gewohnt souveräne Leistung.

Die Trainer: Dick Advocaat vertraut im Wesentlichen auf die Schlüsselspieler, die schon bei der EM 2008 das Gerüst der Mannschaft bildeten. Kein Wunder also, dass das Team gegen Tschechien auch ähnlich auftrat, wie vor vier Jahren. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Während Hiddink damals in der Sturmspitze auf den Typ Brecher (Pawljuschenko, Pogrebnjak) setzte, zieht Advocaat mit Kerschakow einen spielenden Stürmer vor, der schnell ist und immer wieder auf die Flügel ausweicht.

Michal Bilek setzte mit Baros auf einen schnellen Mann in der Sturmspitze, statt des robusten Pekhart. Auch wenn Baros nicht völlig enttäuschte, ging der Plan nicht wirklich auf, weil dem Galatasaray-Stürmer schlichtweg die Räume fehlten. Etwas überraschend Bileks Wechsel zur Halbzeit: Der defensive Hübschman kam für den offensiven Rezek, für den Jiracek auf den rechten Flügel musste.

Das fiel auf:

 

  • Tschechien bis zur russischen Führung die aktivere Mannschaft. Rezek und Baros rochierten viel, Rosicky bekam zu Beginn fast jeden Ball und spielte ein paar kluge Pässe in die Spitze.
  • Nach der Führung hatte Russland das Spiel im Griff. Stark: Im Spiel gegen den Ball beteiligten sich alle elf Akteure und schafften es so, Tschechien weit vom Tor wegzuhalten.
  • Nach Balleroberung ging es bei Russland meist schnell in die Spitze. Das Mittelfeld wurde zügig überbrückt und vorne nach zwei, drei Pässen der Abschluss gesucht.
  • Russlands ballfertige und gewandte Offensivspieler tauchten immer wieder auf anderen Positionen auf und verursachten dadurch in Tschechiens Viererkette immer wieder Unordnung.
  • Mit dem überraschenden Anschlusstreffer war Tschechien plötzlich wieder im Spiel. Russland wackelte kurz, blieb allerdings gefährlich, hatte weiter die besseren Chancen und traf schließlich sogar noch zweimal.
  • Tschechiens großes Problem: Spielerisch kann die Mannschaft mit vielen Nationen durchaus mithalten, vorne fehlt allerdings ein Vollstrecker, der die Tore macht.
  • Fazit nach Spieltag eins in Gruppe A: Russland machte von allen vier Teams bislang den besten Eindruck. Aber: In dieser Gruppe scheint jeder jeden schlagen zu können.

 

Russland - Tschechien: Daten zum Spiel

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