EM

Was in der Vorrunde aufgefallen ist

SID
Terrys Rettungsversuch auf der Linie und das nicht gegebene Tor war sicherlich der größte Aufreger
© Getty

Die Vorrunde bei der EM in Polen und der Ukraine ist vorüber, 24 von 31 Turnierspielen sind damit gespielt. Vor dem Beginn der K.o.-Partien ein Rückblick auf die größten Auffälligkeiten der Gruppenphase.

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Holländische Diven: Arjen Robben wurde zur Witzfigur (Welche Tiere schießen keine Tore?), Robin van Persie kann nicht mit Klaas-Jan Huntelaar spielen - oder will es nicht. Huntelaar will aber nicht auf die Ersatzbank und pöbelt. Und Trainer Bert von Marwijk bekommt die Egos nicht in den Griff.

Die Ansammlung von Superstars bei den Niederländern sorgte für die größte Enttäuschung der Vorrunde. Null Punkte für den WM-Zweiten von 2010 erbrachten den Beweis, dass ein gutes Team nicht allein aus der Summe der Einzelspieler besteht.

Regungslose Torrichter: Seit der probeweisen Einführung der Torrichter zunächst in der Europa League vor drei Jahren hat man sich ja gefragt, was die eigentlich auf der Grundlinie machen? Seit der EM wissen wir es: Nichts. Menschen machen Fehler - und deshalb bringen die Torrichter das Spiel kein Stück weiter.

Es kann am 5. Juli bei der Sitzung der Regelkommission in Zürich vernünftigerweise keine andere Entscheidung geben, als technische Hilfsmittel bei Torentscheidungen zuzulassen. Auch wenn die sicher netten Reisegruppen der Schiedsrichter dann wieder kleiner werden.

Renaissance der Defensiven: Hinten dicht und vorne hilft ... der liebe Gott, ein Zufall, ein Schiedsrichter oder ein gegnerischer Fehler. Obwohl kein einziges der 24 Vorrundenspiele ein 0:0 erbrachte, feiert die konzentrierte Abwehrarbeit bei der EM eine unansehnliche Renaissance.

Gekrönt vom Einzug der Griechen ins Viertelfinale; die Italiener haben sich zum Auftakt gegen Spanien mit Disziplin einen Punkt erkämpft, die Engländer sind weiter, den Dänen hat nicht viel gefehlt. Manndeckung gegen Spielmacher, zwei Viererketten, Räume eng - der Zweck heiligt die Mittel. Und der FC Chelsea hat vorgemacht, was möglich ist.

Rassismus auf den Rängen: Affenlaute beim Training der Niederländer, Bananen gegen Balotelli, rassistische Beleidigungen gegen den Tschechen Gebre Selassie. Bei der EM haben wieder einige Verblendete ihr menschenverachtendes Weltbild demonstriert. Da kann die UEFA "Respect" auf Werbebanden, Trikotaufnähern und in TV-Spots fordern so viel sie will, es nützt nichts.

Denn wenn dann Schleichwerbung des Dänen Bendtner mit 100.000 Euro bestraft wird, die rassistischen Beleidigungen gegenüber von Balotelli aber nur mit 80.000 Euro, darf man schon fragen, ob bei der UEFA eigentlich die Relationen der Vergehen richtig eingeschätzt werden. Werden sie eher nicht.

Fernseh-Schummelei: Es war zu schön, um wahr zu sein: Joachim Löw und der Balljunge. War ja auch nicht wahr. Vor dem Spiel aufgenommen. Das Fernsehen schafft seine eigenen Wahrheiten. Flitzer auf dem Spielfeld, Pyrotechnik und jubelnde Engländer im Innenraum wurden dafür nicht gezeigt. Das passte nicht in die heile Welt. Schauen wir also auf bunt gekleidete Fans mit Winkreflex, sobald sie eine Kamera bemerken. Alles zu schön um wahr zu sein.

Irische Fans: Wenn man keine Erwartungen hat außer Spaß, dann lässt sich trefflich feiern. Der Ruf der irischen Fischer-Chöre im grün-orangen Fan-Outfit hat sich seit der EM 1988 in Deutschland erhalten. Was die vielen Männer und wenigen Frauen von der "Grünen Insel" aber bei der EM zustande brachten, toppte vieles bisher Dagewesenes.

Als sie beim 0:4 gegen Spanien "The Field of Athenry" anstimmten, ein Lied über die irische Hungersnot 1846 bis 1849, verschlug es sogar dem ARD-Kommentator Tom Bartels die Sprache. Und das will was heißen.

Ausrichter Blues: Es reichte einfach nicht. Auch der Heimvorteil nützte nichts. Unter dem Strich haben sich die Mannschaften der Ausrichter Polen und Ukraine als zu schwach erwiesen um die Vorrunde zu überstehen.

Das Dortmunder Meistertrio der Polen glänzte nur in wenigen Momenten; bei der Ukraine konnte Altstar Andrej Schewtschenko nur im ersten Spiel zuschlagen, dann machte der 35 Jahre alte Körper nicht mehr richtig mit. Ende des Sommermärchens Ost. Auf den Straßen und Fanfesten zwischen Danzig und Donezk wird man das nun merken.

Gomez und die Experten: Da hatte der Mehmet Scholl ja schön einen rausgehauen gegen den Mario Gomez, von wegen "Wundliegen" und so zum Auftakt gegen Portugal. Die Antwort des Stürmers waren zwei Weltklassetore im Spiel danach gegen die Niederlande.

Wenn das die Reaktion auf eine "zentnerschwere Last" ist, dann nur weiter so mit der Kritik. Denn nachdem der Bayern-Torjäger dann von allen gefeiert wurde, brachte er gegen Dänemark nicht mehr viel zustande. Vor dem Viertelfinale gegen Griechenland sollte also dringend wieder Mehmet Scholl nach seiner Meinung zu Gomez befragt werden.

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