EM

Das Warten hat ein Ende

SID
Andrej Schewtschenko beendet nach der EM seine ruhmreiche Karriere
© Getty

Vorhang auf für Andrej Schewtschenko und Co.! Nach all den Nebengeräuschen mit Verschwörungstheorien, Dopingvorwürfen und dem anscheinend katastrophalen Zustand der Nationalelf hat das Warten für die Ukraine ein Ende. Der Co-Gastgeber startet mit dem Spiel gegen Schweden am Montag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) seine EM-Mission, und ein ganzes Land hat einen großen Traum.

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"Die Welt schaut auf uns. Ich träume von einem Endspiel gegen Deutschland", sagt Box-Weltmeister Witali Klitschko quasi stellvertretend für seine Landsleute.

Das wichtigste Sportereignis in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes soll kein Flop werden, und dabei kommt dem ersten Gruppenspiel gegen die Skandinavier angesichts der weiteren Gegner Frankreich und England fast schon Endspielcharakter zu. "Wir sind bereit", verspricht Stürmerstar Schewtschenko.

"Die Ergebnisse der Vorbereitung zählen nun nicht mehr. Sie können sicher sein, dass das Spiel gegen Schweden ein anderes sein wird, als das gegen die Türkei." Fast schon blamabel hatte sich die Auswahl von Trainer Oleg Blochin in den vergangenen Wochen präsentiert - Tiefpunkt war zuletzt das 0:2 gegen die Türkei.

Trotzdem bleibt Blochin gelassen. "Der Appetit kommt beim Essen. Auch im Jahr 2006 sind wir über unseren Schatten gesprungen. Das kann dieses Mal wieder funktionieren. Auch die Tatsache, dass wir nicht zu den Favoriten zählen, kann helfen", sagt der frühere Ausnahmestürmer, der bei der WM in Deutschland sein Team ins Viertelfinale und damit zu seinem bislang größten Erfolg geführt hatte.

Blochin bis zuletzt auf der Suche nach Taktik und Formation

Immer wieder veränderte Blochin Taktiken und Aufstellungen - einen Königsweg scheint er aber bis kurz vor dem ersten EM-Spiel der Ukraine überhaupt nicht gefunden zu haben. "Diese wenigen Monate haben als Vorbereitung nicht ausgereicht", ergänzte Blochin und versuchte die hohen Erwartungen seiner Landsleute, die mindestens auf das Erreichen des Viertelfinales hoffen, zu dämpfen. "Zunächst war es notwendig, alle Spieler auszuprobieren, doch nicht immer konnte ich die Spieler meiner Wahl einsetzen, dann kamen Verletzungen und andere Dinge dazwischen. Uns lief die Zeit davon."

Andere Dinge - das waren etwa die von Blochin aufgestellte Verschwörungstheorie, dass seine Mannschaft vor dem letzten Test vergiftet worden sei. Zehn Spieler sollen durch eine Lebensmittelvergiftung aus der Bahn geworfen worden sein. Es wurden aber auch Stimmen laut, die die Erkrankungen auf Doping zurückführten.

Seit fast drei Jahren haben die Ukrainer nur testen können. Aufgrund der automatischen EM-Teilnahme als Gastgeber fand seit November 2009 keine Partie unter Wettkampfbedingungen für die Osteuropäer statt - und am Montagabend warten rund 70.000 meist ukrainische Zuschauer auf den Sieg. "Jeder Spieler muss fit sein, auch mental. Die übervollen Tribünen und das ganze Drumherum am Stadion müssen ausgeblendet werden", sagt Blochin.

Viele Unbekannte neben Ibrahimovic

Auf wen der "unberechenbare Trainer", wie Blochin sich selbst beschreibt, dabei setzen wird, ließ der 59-Jährige bis zum Ende offen. Selbst der Scout der schwedischen Mannschaft, der den Auftaktgegner seit Monaten beobachtet, verzweifelte zuletzt an der fehlenden Konstanz bei den Aufstellungen. Dabei haben auch die Skandinavier nur wenige sichere Stammspieler.

Gesetzt sind wohl nur Abwehrchef Olof Mellberg und Superstar Zlatan Ibrahimovic, der vor der Partie sagt: "Schweden und die Ukraine sind etwa auf einem Niveau. Ich fühle einen großen Druck, aber ich liebe es unter Druck zu spielen."

Mellberg hingegen ist "entspannt", wie er sagt. "Nicht zu entspannt, aber auch überhaupt nicht aufgeregt. Der große Druck liegt schließlich nicht auf uns, sondern auf unserem Gegner."

In der Gruppe D gilt Schweden als klarer Außenseiter. Eine gute Voraussetzung, um für eine ähnliche Überraschung wie 1992 bei der Heim-EM zu sorgen. Damals endete die erste Endrunden-Teilnahme der Schweden erst durch eine unglückliche 2:3-Niederlage im Halbfinale gegen Deutschland.

EM 2012: Termine und Ergebnisse

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