EM

Holland: Daumendrücken für Deutschland

SID
Bert van Marwijk wird nach dem verpatzten EM-Start in der Heimat durchaus kritisch beäugt
© Getty

Es bleibt ihnen wirklich nichts erspart. Zwei EM-Spiele, zwei Pleiten. Dazu Kritik aus der Heimat, zuweilen sogar Spott. Und um das fast schon nicht mehr vermeidbare Aus in der Vorrunde doch noch abzuwenden, muss die niederländische Nationalmannschaft nun auch noch zum Äußersten greifen: Daumendrücken für Deutschland.

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Dem Erzrivalen, der ihr den ganzen Schlamassel erst eingebrockt hat. Eine Demütigung. Doch für falschen Stolz war bei Arjen Robben & Co. nach dem 1:2 gegen die DFB-Elf kein Platz mehr.

"Die Deutschen werden versuchen, gegen Dänemark zu gewinnen. Das haben sie mir gesagt. Und auch wir werden unsere Pflicht erfüllen. Wir müssen weiter kämpfen", sagte Bayern-Star Robben.

"Wenn das klappt, sind wir überglücklich. Andernfalls fahren wir nach Hause."

Ein deutscher Sieg am Sonntag (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) gegen die Dänen ist für die Hoffnungen der Niederlande Grundvoraussetzung.

Gleichzeitig muss der Vizeweltmeister mit mindestens zwei Toren Differenz gegen Portugal gewinnen. Dann hätte man sich doch noch ins Viertelfinale gemogelt. Das Turnier würde für die Elftal von vorn beginnen.

Fans verlieren Vertrauen in Team und Trainer

In der Heimat mag man sich auf derartige Rechenspiele jedoch nicht mehr verlassen. Zu groß ist die Enttäuschung. Nach dem Abpfiff war es auf den Straßen von Amsterdam bis Eindhoven mucksmäuschenstill. Einzig in Den Haag bahnte sich der Frust ein wenig seinen Weg.

Auf dem Jonckbloet-Platz gab es zwölf Festnahmen. Zündeleien mit Feuerwerkskörpern. Keine große Sache. Auch in der Grenzstadt Kerkrade hatte die Polizei alles im Griff. Wenigstens etwas funktionierte. In Sachen Fußball machte man sich derweil schon am frühen Donnerstagmorgen auf Ursachenforschung. Acht Millionen Niederländer hatten das Spiel am Vorabend im Fernsehen verfolgt.

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"Wer ist Schuld am drohenden Aus?", fragte das Onlineportal von Nusport seine Leser. Die Renner unter den vorgegebenen Antworten: "Die schlechte Aufstellung von Bert van Marwijk" und "Oranje fehlt einfach die Qualität". Das Vertrauen in Trainer und Team scheint dahin.

"Wir haben uns das alles anders vorgestellt"

"Die EM droht für die Elftal ein regelrechtes Fiasko zu werden", schrieb die Tageszeitung "De Telegraaf" unmittelbar nach der Niederlage auf ihrer Internetseite. "Angeschlagenes Oranje mit großem Kater auf dem Weg zum letzten Strohhalm. Es ist ganz einfach:

Nur wenn Deutschland Wort hält, reicht ein 2:0 gegen Portugal aus", schrieb das Algemeen Dagblad halb fordernd, halb peinlich berührt. Da war sie wieder, die Hoffnung auf den großen Rivalen.

"Wir haben uns das anders vorgestellt. Aber noch ist alles möglich. Thomas Müller ist nach dem Spiel zum Trikottausch in unsere Kabine gekommen und hat gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen. Die Deutschen werden gegen Dänemark alles versuchen, da bin ich mir sicher", sagte Mark van Bommel.

"Wir waren in der Abwehr einfach zu schwach"

Der Oranje-Kapitän ist eines der Sinnbilder für die bisher so enttäuschende EM der Holländer. Gegen die DFB-Elf musste er zur Pause raus. Bondscoach Bert van Marwijk fügte sich dem Volkswillen. Schon vor dem Spiel hatten die Fans in Umfragen gefordert, van Bommel zum Reservisten zu degradieren.

Rafael van der Vaart solle spielen und vor allem Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar. Van Marwijk brachte beide mit Beginn der zweiten Hälfte. Mehr als der Anschlusstreffer von Robin van Persie sprang jedoch nicht heraus.

"Wir waren in der Abwehr einfach zu schwach", bilanzierte ein heiserer van Marwijk. Es war ein bitterer Moment. Zumindest dem Trainer bleibt jedoch eines erspart: Er muss nicht um seinen Job fürchte. Der Verband hatte ihm schon vor der Partie am Mittwoch das bedingungslose Vertrauen ausgesprochen.

Deutschland - Niederlande: Daten zum Spiel

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