EM

An Mesut Özil scheiden sich die Geister

SID
Bisher lief es noch nicht rund bei dieser EM für Mesut Özil
© Getty

Mesut Özil wird nach der Hälfte der Europameisterschaft zur Streitfigur. An dem 23-Jährigen, der eigentlich wieder der glänzende Regisseur der deutschen Nationalmannschaft sein sollte, wie schon bei der WM 2010, scheiden sich die Geister.

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"Özil: Weltstars sehen anders aus", lautete ein Schlagzeile, die am Tag nach dem 2:1 gegen Dänemark auf der Internetseite des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) mit einem kritischen Artikel erschien.

Tatsache ist, dass von dem begnadeten Techniker vom spanischen Meister Real Madrid bei den drei Vorrundenspielen kaum Glanz ausging. Andererseits wurde er von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im ersten Spiel gegen Portugal dennoch zum besten Spieler der Partie, zum "Man oft he Match" gekürt.

Özil polarisiert zurzeit, weil an den gebürtigen Gelsenkirchener so hohe, oft überbordende Erwartungen gestellt werden. So heißt es in dem Beitrag auf der FIFA-Seite, er habe keine Assists, also keine Torvorlagen, bei der EM gegeben.

"Er hat den Assist zum Tor von Lars Bender gemacht", sagte Bundestrainer Joachim Löw. "Er hat den schnellen, entscheidenden Pass zu Bastian Schweingeber gegeben, der damit gegen Niederlande ein Tor von Mario Gomez vorbereiten konnte", erklärte der Bundestrainer. Er lobte den früheren Schalker und Bremer auch nach dem Sieg gegen die Dänen.

Laufwege passen nicht

"Mesut hat viel getan, er hat sich immer angeboten, er war sehr ballsicher, er hatte die Gelegenheit, in die Tiefe zu spielen, aber die Laufwege der anderen passten nicht", beschrieb Löw die taktischen Unzulänglichkeiten der anderen. Er hält selbstverständlich zu seinem Spielmacher. Die anderen hätten sich optimaler verhalten müssen.

"Die Laufwege bestimmen die Pässe, nicht umgekehrt." Thomas Müller, Lukas Podolski, Mario Gomez, die aufrückenden Defensivspieler müssten geduldiger sein, um im richtigen Moment loszusprinten und dann ideal von Özil bedient zu werden, so sieht Löw die Verbesserungsmöglichkeiten der anderen, die den Real-Profi wieder in eine besseres Licht rücken würden.

Dass die Passfolgen nicht wie Reißverschlüsse ineinandergreifen, liegt aber auch stark an Özil. Manche Beobachter sagen, er bliebe blass im Vergleich zu seinen besten Leistungen bei Real und denen in früheren Zeiten bei der Nationalmannschaft.

Die Dänen Daniel Agger und William Kvist nahmen ihn hart ran. Und Özil räumt leise ein, dass er noch nicht alles zeigen konnte. Aktuell darüber reden will er nicht.

Aufstehen, wenn man am Boden liegt

Dann gab in der zweiten Halbzeit eine Szene, wo Özil sich selbst einen Beinschuss zu verpassen schien und sich dann auf den Hosenboden setzte. Eine misslungene Aktion an der Strafraumgrenze der Dänen, die verdeutlichte, dass Özil einfach nicht die Sicherheit und Selbstverständlichkeit besitzt, die ihn während der Saison auszeichnete.

Er hat gut 100 Spiele auf Topniveau in zwei Jahren mitgemacht, er wirkt überspielt. Auch bei Real erwartet man von dem türkischstämmigen Mittelfeldspieler regelmäßig Wunderdinge. Er siedelt sich selbst inzwischen so hoch an, dass er die Auszeichnung zum Weltfußballer als eines seiner Ziele angibt.

Aber Özil kennt das Geschäft, das Auf und Ab von Lob und Kritik, das ihn begleitet, seitdem er mit 17 erstmals bei Schalke ein Profispiel bestritt. Er bleibt ruhig, auch in seiner Minikrise. Er beruhigt, seine Zeit werde noch kommen bei der EM, sagte er. Vielleicht gegen Griechenland - im Viertelfinale des Turnier, wie vor zwei Jahren bei der WM in Bloemfontein gegen England.

Mesut Özil im Steckbrief

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