EM

Italien: Auf Turbulenzen folgt die Klatsche

SID
Auch Mario Balotelli vermochte die Klatsche gegen Russland nicht zu verhindern
© Getty

Den Grund hatte Cesare Prandelli schnell gefunden. "Es ist schwierig, in diesem Klima zu spielen", sagte Italiens Nationaltrainer nach dem herben 0:3 im letzten EM-Vorbereitungsspiel gegen Russland. Prandelli meinte jedoch nicht das Wetter am Freitag in Zürich, sondern die Turbulenzen der vergangenen Tage im Umfeld der Squadra Azzurra.

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Wett- und Manipulationsskandal, Festnahmen, ein Erdbeben unter der Woche in Norditalien, dazu ein Ministerpräsident, der den italienischen Profifußball für "zwei, drei Jahre" aussetzen will. Und Prandelli selbst hatte am Freitag noch vor dem Spiel erklärt, er hätte "kein Problem" damit, wenn seine Nationalmannschaft zum Wohle des italienischen Fußballs auf die EM verzichten müsste.

Der viermalige Weltmeister geht angeschlagen in die Europameisterschaft kommende Woche in Polen und der Ukraine, wo im ersten Gruppenspiel (10. Juni, 18.00 Uhr) ausgerechnet Welt- und Europameister Spanien wartet.

Die deutliche Niederlage gegen Russland war da nur der sportliche Tiefpunkt einer schwarzen Woche für Italiens Fußball. "Paradoxerweise ist es gut, dass wir heute hier so verloren haben", sagte Prandelli, "denn für einige Leute waren wir ja schon Europameister, die Favoriten. Mit diesem Spiel sind wir zurück auf dem Boden der Tatsachen."

Dritte Pleite in Serie

300 Minuten warten die Italiener nun schon auf ein Tor, drei Länderspielniederlagen in Folge haben die Azzurri selten erlebt. Viel mehr Sorgen bereitet Prandelli jedoch die Abwehr, sonst traditionell das Prunkstück italienischer Auswahlmannschaften. Er sei "überrascht" von der Leistung seiner Verteidigung gewesen, sagte Prandelli: "Man konnte sehen, wie zerbrechlich wir sind, wenn wir in Rückstand geraten."

Eine Beschreibung, die aufhorchen lässt für eine Nation, deren größte Stärke seit jeher ein mehr als gesundes Maß an Selbstbewusstsein war. Eines, das durch die Vorkommnisse der vergangenen Tage und Wochen ganz offensichtlich ramponiert wurde.

Russland seit 14 Spielen ungeschlagen

Sorgen, die Nationalcoach Dick Advocaat aufseiten Russlands nicht hat. 14 Spiele in Folge ist die Sbornaja inzwischen ungeschlagen, in Zürich überzeugte die Mannschaft um ihren Star Andrej Arschawin durch eine konzentrierte Abwehrleistung im ersten und eine eiskalte Chancenverwertung im zweiten Abschnitt.

Das russische Team gehört bei der EM sicher in die Kategorie Wundertüte. Der Kern der Mannschaft ist identisch mit der Truppe, die vor vier Jahren bei der EM in Österreich und der Schweiz erst im Halbfinale durch den späteren Turniersieger Spanien gestoppt wurde.

Russlands Gegner im ersten Gruppenspiel am kommenden Freitag (8. Juni) sucht hingegen noch die Form. Die Tschechen mit Champions-League-Sieger Petr Cech im Tor verloren ihre Generalprobe gegen Ungarn 1:2 und bekleckerten sich dabei ebenso wenig mit Ruhm wie EM-Gastgeber Ukraine, der sich Österreich auch durch zwei Tore von Bremens Stürmer Marko Arnautovic 2:3 geschlagen geben musste.

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